Brindleton Bay Nr. 7 - Maryamas Haus

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12.04.2023 10:31
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"Danach?" Ich war total durcheinander, eigentlich ja schon bei unserem Telefonat...konnte da keine klaren Gedanken fassen. Dann bin ich drei Tage lang einfach weiter gefahren, von Bahnhof zu Bahnhof...hab am Strand übernachtet... Mir ging es richtig schlecht." Sie zupft gedankenverloren an ihrer Farbrolle herum, bröselt dabei ein paar angetrocknete Partikel in die flüssige Farbe im Eimer. "Auf dich war ich einfach sauer...stinksauer, wie ein verwöhntes Gör, das seinen Willen nicht bekommt." Sie blickt auf und schaut ihm in die Augen. "Du warst vorher noch nie so zu mir...so wenig einfühlsam...."
"Ich hatte das Gefühl, dass du diese Entscheidung bereuen würdest und wollte dich davon abhalten..." sagt Alexander. Er nickt in Richtung ihrer zupfenden Finger. "Das solltest du nicht machen." dabei lächelt er schmal.
"Natürlich hab ich sie bereut....du hattest völlig Recht mit deinem Gefühl... Was sollte ich nicht machen?" Sie blickt ihn fragend an.
"Na das Zeug da rein krümeln. Nacher hast du's an der Wand..."
Maryama folgt verwundert seinem Blick und realisiert ihr Tun.
"Oh....ja...dann hätten wir Rauputz...geht doch eigentlich auch." Sie lacht. "Warte...lass mich weiter reden bevor ich zu viel nachdenke." Sie fängt wieder an zu malern und erzählt: 
"Ich hab es dann nicht mehr ausgehalten. Bevor ich abgehauen bin, hatte ich mich mit Mom gestritten...dass wir überhaupt gestritten haben ist schon ein Wunder ...wie zwei verschlossene Austern, deren Inneres plötzlich nach Aussen bricht. Das war zu viel für mich, nach den Jahren des Schweigens und des Nebeneinanderherlebens." Sie hält in der Arbeit inne und überlegt. Die Rolle wieder weiter bewegend meint sie: "Aber vielleicht war es ja auch ein positives Zeichen, so dachte ich Tage später. Immerhin waren da wieder Gefühlsregungen... Jedenfalls habe ich meine beste ...ehemals beste Freundin Sarah angerufen und ihr alles erzählt.
Alexander fragt: "Ist das die, mit der du beinahe mal von der Schule geflogen wärst"? 
"Ja, die." Maryama blickt zu ihm rüber. "Dass du dir das gemerkt hast." Sie lächelt.
"Ich hab ihr gesagt, was mit Mum los ist, dass ich abgehauen bin und auch nicht mehr nach Hause zurück kann, weil ich das alles psychisch nicht mehr packe. Ich hab sie gebeten, Hilfe zu holen für Mutter und jemanden zuhause vorbei zu schicken. Wir hatten damals eine tollen Vertrauenslehrer an der Schule, Hr. Fischer. Der hat verhindert, dass sie Sarah und mich von der Schule werfen. Ihm sollte sie alles erzählen, er wüsste bestimmt, was zu tun sei oder wie man helfen könne." Maryama wird immer nachdenklicher. "Zu Sarah hab ich vorher länger keinen Kontakt mehr gehabt.  Als es zu Hause immer schlimmer wurde, hab ich mich geschämt...zurückgezogen... nichts mehr erzählt. Ich wollte nicht dass sie mich besucht, noch wollte ich mich mit ihr treffen. Sie hat anfangs noch angerufen, aber dann irgendwann nicht mehr..." Maryama atmet vernehmbar ein und laut wieder aus.
"Außerdem hatte ich ja dauernd Angst Mutter allein zu lassen, wie hätte ich da jemanden besuchen sollen?" Alexander hört aufmerksam zu während er sich mit dem langen Heizkörperpinsel gegen die Decke streckt um die Ecken herauszustreichen. 
"Gott sei Dank war Sarah sofort hilfsbereit. Sie hat mir zugehört und versprochen, ihn zu informieren und dafür zu sorgen, dass Mutter Hilfe bekommt. Komisch... aus der Ferne konnte ich mich darum kümmern, zuhause hab ich mich nur geschämt. Aber sie hätte auch gar nichts angenommen...nicht von mir."
Als Maryama auffällt, dass sie schon zum vierten Mal dasselbe Wandstück rollert, taucht sie schnell die Walze in den Eimer und setzt weiter rechts neu an.
"Ich habe mich dadurch besser gefühlt, so als hätte ich meine Pflicht getan. Dich und unseren Streit hab ich erstmal weggedrängt...und deine Nummer auch, per blocken." Sie schielt zu ihm hinüber. Alexander schaut sie nicht an. "Ja.... das war... hart..." 
"Ehrlich gesagt, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht. Ich wollte nicht darüber nachdenken...es hätte auch zu weh getan." Sie schluckt schwer. "Jedenfalls bin ich am nächsten Morgen weiter gefahren und hab im Zug eine schicksalhafte Begegnung gehabt.Ich will das jetzt nicht in aller Breite ausführen." sie senkt den Blick "Ich hab mich Hals über Kopf verliebt." Es ist still...das Schweigen breitet sich aus.
"Er war ein Anhänger eines spirituellen Lehrers in Indien... hat mir viel erzählt, vom Leben im Ashram, seiner Suche nach dem Sinn des eigenen Daseins, des Lebens an sich... das fiel alles auf sehr fruchtbaren Boden bei mir. Ich hatte genug Geld verdient mit Cateringjobs, dass ich es mir leisten konnte, in dahin zu begleiten. Plötzlich schien es eine Lösung für mein verkorkstes Leben zu geben. Vielleicht erzähle ich dir irgendwann noch mehr davon, was es tatsächlich für mich bedeutet und verändert hat." Maryama legt die Rolle zur Seite und setzt sich auf den Boden. Sie legt den Kopf in den Nacken, fährt sich mit beiden Händen durch die Haare und fährt fort.
"Für mich war es wie eine Erlösung diesen Schritt zu gehen. Ich hab im Ashram alles abgegeben... alles was zu meinem alten Leben gehört hat, auch mein Handy... mit deiner Nummer. Sogar meinen Namen, ich bekam dort einen Neuen, „Asha“, was so viel wie 'Wunsch oder Hoffnung' bedeutet. Ein kompletter Neuanfang war der Plan....der nicht so ganz aufgegangen ist. Das möchte ich jetzt aber auch nicht erzählen, dauert zu lange... das Ende vom Lied war die Trennung von meinem 'Traummann' und ein kleines, rosa Häuschen am Strand, in dem ich nach der Ashramzeit gelebt habe. Irgendwann war ich dann soweit, dass ich mit meiner Mutter wieder Kontakt aufnehmen wollte, sehen wie es ihr geht, ihre Stimme hören...sie um Verzeihung bitten." Ihre Stimme klingt belegt, was Alexander aufhorchen lässt. 
"Ich bin ins nächste Geschäft mit Möglichkeit ins Ausland zu telefonieren und habe sie angerufen. Es war ganz und gar unglaublich, ihre Stimme zu hören...und dass ich sie überhaupt unter der gleichen Nummer erreicht habe... was für ein Segen. Wir haben lange gesprochen... ich hab spontan beschlossen, sie zuhause zu besuchen und ihr dass auch gesagt, sie hat geantwortet dass sie mich liebt und dann..." Maryama kullert eine Träne über die Wange. "...wie im Kitschroman... ich konnte ihr keine Antwort mehr geben... Verbindung unterbrochen... es ging nichts mehr." Maryama pausiert erneut. „Trotzdem war ich froh, dass wir geredet haben und hab beschlossen, in den nächsten Wochen die Reise nach Brindleton Bay anzutreten. Ich hatte solche Sehnsucht nach ihr...." eine zweite Träne bahnt sich ihren Weg über die Wange, Maryamas Hals entlang. "Bevor ich alle Ausreisepapier und so weiter beisammen hatte, in Indien gehen die Uhren etwas anders als hier, erreichte mich ein Brief aus der Heimat. Mum war ganz plötzlich verstorben...an einer Blutung im Gehirn...ein Aneurysma..." 
Alexander erkennt nur an ihren zuckenden Schultern, das sie lautlos weint. Das erträgt er kaum und setzt sich zu ihr. 
"Das war entsetzlich...ich hatte das Gefühl, dass ich es nicht anders verdient habe... weil ich sie auch so plötzlich verlassen habe ...ohne Chance ihre einzige Tochter nochmal in den Arm zu nehmen... Karma... ist unbestechlich." Er legt trostspendend eine Arm um ihre Schulter. "Na ja, was soll ich weiter sagen? Ich hab meine Zelte abgebrochen in Indien und habe mich auf die Heimreise gemacht. Ihr letzter Wunsch war, dass ihre Asche ins Meer verstreut wird. Das hab ich gemacht... von einer mächtigen Klippe aus... es war, als dürfte ich ihr endlich Freiheit schenken. Endlich war sie ihre Dämonen los...."
Ihre Schultern zucken wieder heftiger. 


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12.04.2023 10:33 (zuletzt bearbeitet: 12.04.2023 10:37)
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Hausmeister

Maryama weint an seiner Brust und er hält sie einfach nur fest. Mehr ist auch gar nicht nötig. Er fühlt sich schuldig. Wie immer wenn ein Mädchen weint, obwohl er genau weiss dass er keine Schuld trägt. Immer wenn seine Mutter geweint hatte, immer wenn seine kleine Schwester geweint hatte, machte sein Vater ihn dafür verantwortlich. Das prägte sich ein. Das Gefühl war da. Er hielt sie an sich gedrückt und schluckte schwer. Ihm wurde klar wie unendlich froh er war, dass sie heil zurückgekehrt ist. Natürlich hat er sich oft Sorgen gemacht, doch realisiert er jetzt das Ausmass der Last dieser Sorgen die er mit sich herum getragen hatte und die jetzt von seinen Schultern abfallen. Seid dem Zeitpunkt an dem sie ins Gespräch gekommen waren, hatte sie einen hohen Stellenwert in seinem Leben. Es liegt vielleicht auch daran, dass er damals in den Unterhaltungen mit ihr Trost fand. Trost wegen der kürzlich verstorbenen Lillie, Trost wegen der verletzten und wo möglich für immer unauffindbaren guten Freundin Mia, Trost wegen seiner verschwundenen kleinen Schwester... Maryama war... ist besonders und das hat sich für ihn nie geändert. 
Er merkt wie ihr die Tränen ausgehen und das Schluchzen in ein schniefen über geht. Er schaut sich im Raum um, blinzelt die Feuchte in den Augen weg. Als sie sich löst und sich über das Gesicht wischt lächelt er sie aufmunternd an. Sie lächlelt schief zurück.
„Danach hab ich mich in den Zug gesetzt und wollte direkt nach Brindelton durch fahren, aber es war so heiß und ich hab mich entschlossen in San Myshuno eine Pause zu machen...auf einen Drink in den Park zu gehen...wo ich schließlich dich entdeckt habe.“ Sie bleibt an seiner Schulter angelehnt während sie spricht.
„Den Rest der Geschichte kennst du ja...“ Sie stößt eine tiefen Seufzer aus.
„Weisst du wie oft ich in Indien gedacht habe: Irgendwann besuchst du Mum....irgendwann wirst du sie wieder umarmen ...irgendwann kannst du ihr sagen, wie sehr du sie liebst....“ Maryama schaut Alexander nun wieder an. Sie sitzen beieinander.
„Ich habe den Zeitpunkt verpasst....das will ich nie wieder ….weil irgendwann ist „Irgendwann“ zu spät....“
Die Worte auf dem Deckel. Alexander nickt verstehend. Er reibt aufmunternd ihren Rücken eher er sich zurück lehnt und an die Decke schaut. Sie mustert ihn. Immer wieder diese etwas unnahbare Aura. Gerade noch anteilnehmend, dann wieder so wie jetzt. Sie räuspert sich. "Ich hab dir jetzt mein halbes Leben erzählt. Von dir weiss ich noch nichts. Was hast du gemacht in den ganzen Jahren?" Alexander blickt zu ihr, in die ehrlich neugierigen Augen und legt anschließend wieder den Kopf zurück. „Immer das selbe. Ich ging pleite, hab mich irgendwo abgesetzt, gearbeitet, Sims getroffen...“ er macht eine fortlaufende Drehbewegung mit dem Handgelenk. „Bin in den Zug gestiegen und alles von vorn.“ er macht eine Pause. Maryama sieht ihn erwartungsvoll an. „Achso und ich habe jetzt eine Katze.“



Ihre Augen leuchten auf. "Wie heisst die Dame denn?"
"Er... heisst Rudy... Hat sich irgendwo an mich dran gehängt und seit da bin ich ihn nicht mehr los geworden." 
"Ist doch süß...wolltest du ihn denn gerne wieder los werden?" Ihr Ton klingt verwundert. Und wie ich das wollte. Er setzt ein grinsen auf. "Ich hab eigentlich kein Geld für eine Katze. Aber irgendwie... Naja ist er jetzt eben da." Alexander wirkt nicht bestürzt über die Tatsache, dass ein Tier bei ihm wohnt. Obwohl es manchmal anstrengend ist. Aber diese Art von Anstrengung würde Maryama nicht verstehen.
"Und?" sie schaut ihn fragend und auffordernd zugleich an.
"Was Und?"
"Ist das alles was es zu erzählen gibt? Nicht das es wenig wäre...aber so viele Jahre füllt es nicht aus..." Ihr Blick wird intensiver. Irgendwas stimmt doch nicht. Maryamas Antennen schlagen noch mehr aus, als vor dem Gespräch.
Er weicht ihrem Blick aus und zuckt die Schultern. „Es ist dies und das passiert, aber nichts besonderes.“ „Lügner.“ Wie aufs Stichwort platzt Rudys Stimme in seine Gedanken. Ein Effekt der jedesmal auftritt wenn er an Teile seiner Vergangenheit denkt. Er würde ihr gern von ein paar Erlebnissen berichten, so wie er es immer getan hatte bevor die Katze entschlossen hatte ihn zu verfolgen. Aber jetzt, mit dieser ständig kommentierenden, gemeinen, aberwitzigen, Stimme im Kopf, ist es ein widersinniges Unternehmen. „Ich kam schließlich hier an. Ich kannte Keinen, hatte kein Geld, keine Arbeit. Die ersten Nächte hab ich im Bahnhof verbracht und glaub mir, dass hat meine Chancen bei der Jobsuche nicht verbessert. Bis ich schließlich Duke traf. Der Besitzer des Jazz Clubs. Er hatte wohl Mitleid mit mir, was anderes kann ich mir nicht vorstellen.“ er lacht leise und schüttelt belustigt den Kopf. "Vielleicht hat er ja auch Potential erkannt? Stell dein Licht nicht dauernd so unter den Scheffel." Maryams Stimme nimmt einen leicht ungeduldigen Ton an. Was ist nur los mit ihm? 
"Vielleicht..." erwidert er nachdenklich. „Naja. Anschließend fand ich eine Wohnung und das wars... was Irina angeht bin ich kein Stück weiter.“ bei diesen Worten zieht er die Beine locker an und hängt die Arme drüber. Er lässt den Kopf hängen und zuckt erneut die Schultern. „Ich hab ein paar Leute kennengelernt die ganz in Ordnung scheinen. Einer hat versucht mich bei der Suche zu unterstützen aber... jeder hat seine eigenen Dinge um die er sich kümmern muss.“ Er schweigt einen Moment, dann schaut er zu Maryama und lächelt wieder. „Ich bin froh dass du zurück bist.“ sagt er, weil es ihm wichtig ist ihr das zu sagen und weil er den Themenwechsel braucht. Er kann nicht beschreiben wie sehr er ihre Gesellschaft, ihre Stimme und ihr Lachen vermisst hat. Sie sind jetzt 7 Jahre älter... 4 Jahre seit dem letzten Telefonat... Die anfängliche, still und leise, begeisterte Vernarrtheit von damals, ist einem aufrichtigerem, von Herzen kommenden, freundschaftlicheren Gefühl gewichen. „Sie hat damals deine arme kleine Schwester ersetzt. Gib's zu! Sie lebt wenigstens noch, sie konntest du noch beschützen. Aber Erde an Schwachkopf, sie ist jetzt erwachsen und kann auf sich selbst aufpassen. Du wirst hier nicht mehr gebraucht. Steck dir deinen Heldenkomplex und dein übersteigertes Verantwortungsgefühl in den..!“ Gerade als Maryama zu einem "Ich bin auch froh, dass ich zurück bin....und dass wir zurück sind." ansetzt, wird aus Alexanders offenen, ihr zugewandten Lächeln wieder die undurchdringliche Miene. Er steht auf und streckt Maryama die Hand hin um ihr aufzuhelfen. „Lass uns den Rest streichen.“ sagt er und sie nickt. 
Mehr als die Hälfte haben sie schon geschafft. Um die für Alexander unangenehme Stille zu durchbrechen, unterhält er sich mit ihr über die Farben die sie sich nach der Grundierung vorstellt. Als sie endlich auch das letzte Stück der Nikotindurchseuchten Wände isoliert haben, sind beide froh. Froh über die vollendete Arbeit und froh über den geschlichteten Streit. 
Der Raum wirkt ungemein heller und grösser und erhellt die Gemüter. Stolz stehen sie da und betrachten das Werk bis Alexander den Kopf zu ihr dreht und sie anschaut. Sie schaut zurück. „Was ist?“ Er mustert ihre Nase. „Du hast da was.“ „Was wo?“ er grinst breit als sie beginnt auf ihre Nasenspitze zu schielen. „Na genau da.“ er hebt die Rolle und zeigt damit auf ihre Gesichtsmitte nicht ohne zu versuchen sie damit zu erwischen. Aber ihre Reflexe sind meisterhaft. Herausordernd grinsend springt sie zurück und hält ihre eigene Rolle zum Kampf bereit. „En gard!“ ruft Maryama. Das lässt Alexander sich nicht zwei mal sagen. Bereit sich bis aufs äußerste zu verteidigen hebt er seinerseits die Waffe.



Fechtend bekleckern sie noch die letzten nicht abgedeckten Stellen des unfertigen Fußbodens und ihrer beider Arme und Gesichter und verbleiben schließlich lachend und erschöpft bei einem unentschieden, da das Klingeln an der Tür sie unterbricht. Die Getränkelieferung hatte auf sich warten lassen. Der junge Lieferant wirkt erst verwundert. Anschließend grinst er als er die von oben bis unten weissen Gestalten mustert, die ihm die Tür aufmachen. Alexander hilft ihm die Kisten ins Haus zu tragen bevor der Lieferant Feierabend macht. Maryama bietet Alexander etwas zu trinken an und er lehnt nicht ab. Sie sitzen auf den Kisten und stärken sich. Nach dem ersten Glas blickt auf seine Armbanduhr. Er ist bald sechs. Es wird Zeit aufzubrechen. „Vielen Dank für deine Hilfe... für alles...“ Sie umarmt ihn. Er drückt die etwas kleinere Maryama an sich und murmelt mehr als dass er's sagt: „Не для этого, Марьенька“ [Ne dlya etogo, Mar'yen'ka] Das letzte Wort versteht sie als die russische Verniedlichung ihres Namens und lächelt glücklich. „*hust*Helden*husthust*komplex.“ räuspert sich Rudy.



Alexander: Nächster Post


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12.04.2023 10:48 (zuletzt bearbeitet: 12.04.2023 11:23)
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Es war ein ziemlich aufwühlender Tag gewesen.
Maryama hatte, nachdem Sascha gegangen war,sämtliche Fenster im Haus auf gemacht um die Farbdämpfe hinaus ziehen zu lassen und damit alles gut durchtrocknen konnte. "Kann so bleiben bis morgen früh."

Sie fühlte sich um Tonnen leichter. Maryama hatte es Sascha nicht gesagt, aber zum ersten Mal seit dem Tode ihrer Mutter, hatte sie darüber sprechen können...und endlich, endlich weinen.
Wie gut, dass es Sascha war, dem sie es erzählen konnte.Bei ihm waren ihre Gefühle in sicheren Händen.So war es für sie immer gewesen.

Nachdenklich griff sie nach einer weiteren Mineralwasserflasche und nahm einen tiefen Schluck, während sie zufrieden ihr gemeinsames Werk betrachtete.Plötzlich verzog sie ihr Gesicht. "Bah...lauwarm!"
Die nächste grössere Anschaffung wird ein Kühlschrank sein ...und ein Herd.
Kochutensilien und eine Theke zum Schnippeln.
Im Geiste sah Maryama sich schon am Herd stehen und den Kochlöffel schwingen. Ein kleiner Tisch, ein paar Stühle , ein Strauss Blumen auf dem Tisch...sie würde Gäste einladen können. Nwadike, Nio, Sascha, Pippilotta.... Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Herzen aus.

Aber zuerst musste bunte Farbe an die Wand... und der Fussboden gelegt werden. Pippilotta hatte ja ihre Hilfe zugesagt.

Hm...morgen war Einkaufstag und auf dem Nachhauseweg könnte sie bei Lotta vorbeischauen. Wenn es wieder so heiss würde wie heute, könnten sie baden gehen zusammen.
Mit dieser Idee im Kopf machte sich Maryama auf in den Garten, Richtung Feuerstelle. "Ach ja...wenn es die Marsmallows nicht gäbe..."
Mangels Lebensmittelvorrats wurden wieder die weichen Schaumgummikissen gegrillt.

Danach holte sie ihre Gitarre zu sich und zupfte verträumt ein paar Akkorde.

"Selfdestruction in a desert of loneliness....

Made me lose my way in the search for happiness...
But if I fall behind...


you will always wait for me“...

singt sie leise dazu .

Am nächsten Morgen begrüsste sie die Sonne in all ihrer Pracht. Schnell packte Maryama ihre Badesachen zusammen, ging duschen und brach dann auf nach San Myshuno.
Unterwegs gab es sicher eine Gelegenheit irgendwo lecker zu frühstücken.

Maryama: Nächster Post


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12.04.2023 12:07 (zuletzt bearbeitet: 12.04.2023 12:21)
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Maryama: Vorheriger Post - Tierauffangstation
Nwadike: kommt von zu Hause


"Habe ich da eben die Türglocke gehört?" Maryama versucht gerade verbissen ihren Fuss in den zweiten HighHeel Schuh zu pressen. "Was ist denn los? Daskommt davon, wenn man ewig in Sneakern durch die Gegend läuft." DINDDONG "Also doch...das ist bestimmt schon Nwadike."

Sie rutscht immer noch den Schuh hin und her, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr nimmt.
Tatsächlich biegt gerade Nwadike um die Ecke und hat sie erblickt.

"Oh, hallo Nwadike! Schön Sie zu sehen , ist es tatsächlich schon so spät?"
"Hallo Maryama, nein Sie haben noch Zeit sich anzuziehen und fertig zu machen. Ich bin 5 Minuten zu früh!"

Sie bemerkt seinen Seitenblick auf ihre Schuhwerklereien.

"Ich bin sofort soweit! "Sie strahlt ihn an.
"Na Sie haben sich ja mächtig schick gemacht, gut sehen Sie aus! Ich bin neben ihnen ja geradezu eine graue Maus."
Endlich rutscht der Schuh an Ort und Stelle und Maryama geht aufatmend auf Nwadike zu und reicht ihm die Hand.

"So, jetzt aber eine richtige Begrüßung. Ich freue mich wirklich Sie zu sehen und auch sehr auf den heutigen Abend. " Sie betrachtet ihn genauer und lächelt dann."Graue Maus? ich seh keine graue Maus." Schaut sich suchend um. "Ich seh nur zwei gut gekleidete Menschen, die sich auf einen besonderen Abend freuen."

Als er ihre Hand greift, atmet er tief ein. Sie riecht gut und hat ein charmantes Lächeln aufgesetzt. Er hofft nach all den Jahren, sich nicht plump und unbeholfen anzustellen

"Ich freue mich auch auf den Abend mit Ihnen. Nio ist schon los, er muss sich noch umziehen und wahrscheinlich seine Nervosität auf dem Klo loswerden. Heute hat er übrigens Geburtstag, also wenn Sie ihm nachher gratulieren wollen, der junge Herr ist jetzt 16 und glaubt erwachsen und voll im Bilde zu sein."

"Oh, Geburtstag...wenn ich das früher gewusst hätte!"
"So kann ich ihm heute Abend nur den Glücksbringer..." sie verstummt mitten im Satz. "Ups, beinahe hätte ich etwas Wichtiges vergessen." Maryama geht schnell nochmal zum Zelt, kramt dort kurz herum und kommt mit Nios Hut auf dem Kopf wieder heraus. "Voila" wenigstens das kann ich ihm schenken. " Sie muss lachen, weil Nwadike so überrascht schaut.

"Ist das Nios Hut? Hat er Ihnen den gegeben? Dann hält er große Stücke auf Sie. Den hütet er wie seinen Augapfel. Macht ihn wohl zum coolsten Looser in seiner Clique." Nwadike lacht. "Dass Sie kommen, ist schon Geschenk genug für ihn, außerdem dreht sich bei ihm heut eh alles um den Wettbewerb. Er ist wie besessen davon. Ich bereue schon ihm das erlaubt zu haben." Er stockt. "Moment, dass hätte ich fast vergessen!" Schnell läuft er zu seinem Golf und kommt mit einer Flasche Wein wieder. "Die ist für Sie. Können Sie ja die nächsten Tage trinken."

"Ja, das ist Nios Hut...ich hab ihn vor einer Weile von ihm ...sagen wir "geliehen" und trage ihn heute als Talisman. Ich hoffe er versteht es als Zeichen dafür, dass es Menschen gibt, die an ihn glauben."
Kurz erschrickt sie über die eigenen Worte. Sie waren nicht auf Nwadikes Aussage bezogen gewesen, hörten sich jetzt aber recht angriffslustig an. "Super Maryama ...10 Fettnäpfchenpunkte .." " So einen guten Tropfen hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Also allein werde ich den sicher nicht trinken, vielleicht können wir den zur Einweihung des Hauses öffnen , die ersten Renovierungsschritte sind schon abgeschlossen. Vielen Dank ."
Maryama redet wie ein Wasserfall, um von ihrem Fauxpas von eben abzulenken und verstaut die Flasche im Zelt.




Sie hakt ihn unter und lotst Nwadike Richtung Straße.

"Jetzt sollten wir aber mal aufbrechen. Sonst denkt Nio noch, wir hätten ihn vergessen."

gehen nach Ort: San Myshuno - Jazz Club, Tanzwettbewerb


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12.04.2023 14:27
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Maryama - letzter Post - Jazz Club

Nachdem sie geduscht hat und in den Schlafsack gekrabbelt ist, liegt Maryama noch lange wach.
Der Tanzwettbewerb war wirklich ein aufregendes Event gewesen, in mehrerlei Hinsicht.
Nios Training hatte sich ausgezahlt und er bekam eine Chance sein Talent weiter zu verbessern.
"Was das wohl für ein Musical sein wird, in dem er da auftreten darf?" Maryama nimmt sich vor, ihn bei nächstbester Gelegenheit danach zu fragen.
Lotta auf der Tanzfläche so ekstatisch und gleichzeitig so weit wegdriftend zu erleben , hatte sie tief beeindruckt. Lotta war ein stilles Wasser auf ihre Art...und unter dem manchmal etwas lauten Äußeren verbarg sich eine empfindsame Seele. Vielleicht hatten sie ja tatsächlich bald Gelegenheit,mal ein bisschen mehr über ihrer beider Leben zu sprechen. Mit Lotta konnte sie das, da war sich Maryama sicher, da bliebe auch alles fest verschlossen und würde nicht den Weg nach draussen zu anderen Sims finden.

Und Nwadike? Beim Gedanken an den wunderbaren Tanz mit ihm wird ihr ganz warm ums Herz....sie spürt sich nochmal über die Tanzfläche schweben....und unwillkürlich breitet sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
Auf ihrer Hand kann sie immer noch die sanfte Berührung seiner Lippen spüren.
Wie schön, einmal wieder solch zarte Gefühle in sich zu haben.
Energisch verdrängt sie erneut an ihr Bewusstsein klopfende Gedanken von früher... Indien...
...ER hatte in ihr diese Sperre gegenüber Männern ausgelöst...Schutzmauern, die sie so schnell nicht bereit war wieder einzureissen.
Sie verschiebt die Auseinandersetzung mit diesem Teil ihres Lebens auf ein andermal und ruft sich nochmal den Rumbarhythmus ins Gedächtnis.
Nwadike ist schon ein ganz besonderer Mann und er gibt ihr das Gefühl, auch eine ganz besondere Frau zu sein.
"Am Picknicktag , möchte ich mehr über dich erfahren, Wadi." denkt sie noch und ist gleich darauf eingeschlafen.

Zwei Tage später, Haus von Maryama

All die neuen Eindrücke haben Maryama mit Energie erfüllt und sie hatte am Vortag online emsig nach Bodenbelägen, am liebsten Holz, gesucht.
Fündig geworden war sie schließlich bei einem Händler, der günstige Restposten anbot, die aber für das kleine Haus mehr als ausreichend waren.
Sie hatte sich für einen relativ hellen Belag entschieden und auf Schnelllieferung mit geringem Aufpreis geklickt.
Den Rest des Tages hatte sie mit malern und alte Bodendielen herausreissen verbracht. "Genug Brennholz fürden Winter". dachte sie schmunzelnd bei sich.
In Gedanken erzählte sie dabei ihrer Mutter von ihren Plänen für das Haus, wie sie es gestalten wollte und dass sie hoffte, es gefiele ihr auch. Ab und zu überkam sie das Gefühl, dass beide Elternteile ihr über die Schulter schauten und wohlwollend nickten.
"Ein Heim zum Wohlfühlen."das war sie sich selbst und den Beiden schuldig. Türkis und Magentafarbene Wände schienen ihr dafür ein guter Anfang zu sein.

Das Bodenmaterial war heute Vormittag eingetroffen und wartete nun auf die weitere Verarbeitung durch fachkundige Lottahände mit fleissiger Assistentin Maryama.
Sie beschließt per Textnachricht bei ihrer Freundin anzufragen.


„Hallo liebe Lotta, was geht denn heute so bei dir? Seid ihr alle wohlauf? Erinnerst du dich noch, als ich dir erzählt habe, dass ich mein kleines Häuschen renoviere? Ein Freund und ich haben die Wände gestrichen, aber jetzt liegt hier noch ein Stapel Bodenmaterial und stellt mich vor die Frage: Was...und wie geht es weiter? Ich bin nicht ungeschickt, aber von solchen Sachen habe ich keine Ahnung. Ich weiss aber , dass du eine sehr begabte Handwerkerin bist, Lotta....hast du vielleicht Lust mit deinen Lieben hierher zu kommen und mir beim Verlegen zu helfen? Ich würde mich sehr freuen!“

Vorerst zufrieden mit ihrem Tagwerk, aber auch hungrig, macht sich Maryama auf ans Lagerfeuer um ein paar Fische zu grillen.


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12.04.2023 14:30 (zuletzt bearbeitet: 12.04.2023 14:31)
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Lotta kommt von zu Hause


W a s hatte sich Lotta nur dabei gedacht? Au, Rücken, Schmerz. Blöde Kommode, schweres sperriges Ding … Vor Maryama Haus muss sich Lotta erstmal das schmerzende Kreuz reiben. Dann erst klingeln. So, geht wieder: „Drrrrrrrring!“


„Nein, nein, war g a r kein Problem, die Kommode her zu rollen!“ Lotta ist sich nicht sicher, ob sie sehr überzeugend klingt. Ein wenig klingt der Schmerz im Kreuz nämlich noch nach.


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12.04.2023 14:32
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Hallo liebe Lotta! Meine Güte, du hast ganz alleine dieses schwere Möbel hierher transportiert. So war das aber nicht gedacht, jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen...wie, es war g a r kein Problem, die Kommode her zu rollen...wem willst du das denn erzählen?"
Sie umarmt die Freundin dankbar, aber auch etwas besorgt.
"Den ganzen langen Weg hat sie das Ding geschoben...sie muss ja völlig k.o. sein eigentlich...."
Aber Lotta wirkt nur ganz leicht mitgenommen, offensichtlich steckt mehr Kraft in der zarten Person, als Maryama vermutet hätte.
Sie hebt Takatuka auf den Arm, die schon ungeduldig an ihrem Hosenbein zupft, wirbelt sie einmal im Kreis und wendet sich an Lotta.
"Kommt rein in die ...bald....gute Stube, da gibt's etwas kühles zu Trinken und eine Schüssel Wasser für böser Wolf, der hechelt auch schon ganz schön."
Sie führt den kleinen Trupp in den offenen Wohnbereich im Haus. Lotta gefallen die Farben und Takatuka dreht sofort jauchzend ihre Kreise mit böser Wolf, der eigentlich gerade vom angebotenen Wasser schlabbern wollte, dann aber als Turbokreiselbegleitung rekrutiert wurde.
"Wir brauchen einen guten Untergrund, das verlegen selber ist nicht das Problem...ich lege die Bretter richtig an, du klopfst sie fest....das geht dann Hand in Hand. Das Material für alles ist ja da." stellt sie mit fachkundigem Blick fest. "Lass uns doch gleich anfangen, ich hab richtig Tatendrang."
Sprachs, krempelt die Ärmel hoch und schaut Maryama auffordernd an.
Maryama tut es ihr gleich, sie schieben noch den Kühlschrank ins Badezimmer und legen los. Die beiden arbeiten konzentriert eine ganze Weile lang.



Man hört nur die Geräusche der Werkzeuge und ab und zu kräht Takatuka, weil sie helfen möchte.
Maryama gibt ihr einen kleinen Hammer und zeigt ihr , wo sie unbekümmert draufklopfen darf. Böser Wolf überwacht aufmerksam das Tun der Kleinen. Takatuka ist stolz, dass sie auch etwas beitragen kann und jetzt ist es schon ein kleines Hammerkonzert, was man im Haus vernehmen kann.



"Weisst du, das Haus hat einmal meinen Eltern gehört...mein Vater ist schon gestorben, als ich noch ein Teenager war. Meine Mutter ist ihm erst vor kurzem gefolgt...." erzählt Maryama Lotta nachdenklich.
Lotta unterbricht die Arbeit und hört ihr aufmerksam zu.
"Papa war handwerklich nicht sonderlich begabt, aber er hat trotzdem immer versucht unser Haus in Stand zu halten....gut dass ich schon früh einen Erste Hilfe Kurs gemacht habe. Maryama muss lachen.
"Da gab es so manchen Verband anzulegen." Lotta stimmt in ihr Lachen mit ein und sie arbeiten konzentriert weiter. Es geht flott voran und Maryama kann über Lottas handwerkliche Fähigkeiten nur so staunen.
"Wer hat dir denn all diese Fertigkeiten bei gebracht? Dein Vater war wohl ein geschickterer Handwerker als meiner? Wo leben denn deine Eltern? Hast du noch Kontakt zu ihnen?" Sie wendet sich zu Lotta um.


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12.04.2023 14:34 (zuletzt bearbeitet: 20.04.2023 14:29)
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"Wer hat dir denn all diese Fertigkeiten bei gebracht? Dein Vater war wohl ein geschickterer Handwerker als meiner? Wo leben denn deine Eltern? Hast du noch Kontakt zu ihnen?" fragt Maryama gerade. Sie hat auch schon ihre Eltern recht früh verloren, hat Lotta gerade von ihr gehört. Sie hatte irgendwie geahnt, dass sie mehr gemeinsam haben, als sich auf den ersten Blick vermuten lässt. Nael hatte sie letztens nur in kurzen Worten gesagt, dass sie keine Eltern mehr hat. Es war schon eine Erleichterung gewesen, es jemandem mal gegenüber auszusprechen. Maryama könnte sie vielleicht noch etwas mehr anvertrauen … die Flucht. Takatuka soll nicht alles verstehen und so beginnt Lotta sorgsam ihre Worte zu wählen: „Meine Mutter lernte ich nie kennen, Maryama. Sie hat mich früh verlassen. Mein Vater hat mir tatsächlich viel beigebracht.“ Dass sie lange Zeit als Kind autonom in einem eigenen Haus lebte ohne Erwachsene an der Seite will Lotta jetzt aber doch nicht so recht über die Zunge gehen. Für hiesige Verhältnisse wohl doch zu unglaublich und irgendwie hat Lotta das Gefühl, ihren Vater zu verraten und dass der Eindruck entstehen könnte, dass er sich nicht genug gekümmert habe. „Ich lebte die letzten Jahre sehr zufrieden bei meinem Vater auf einem wunderschönen tropischen Eiland, das gleichermaßen klingt wie meine Tochter,“ fährt sie deshalb fort, die Kindheit in Schweden in der Villa Kunterbunt unterschlagend. „Es gab Probleme und wir mussten … fliehen. Deswegen bin ich jetzt hier. Mein Vater hat die Flucht … nicht geschafft. Ich habe auch keine Eltern mehr – so wie du.“

Takatuka scheint die ruhig gesprochenen Worte Lottas vom Inhalt nicht wahrgenommen zu haben. Dass sie ihr Hämmern unterbricht hat praktischere Gründe … „Mampfi,“ Takatuka deutet auf ihren Bauch. Lotta umarmt ihre Tochter. „Ja, wir schauen mal, was es Essbares gibt.“

Maryama hat ihre Arbeit mittlerweile auch beendet und den Worten Lottas andächtig gelauscht. Mit dem Boden sind die beiden Frauen fertig. Eine gute Gelegenheit am Lagerfeuer im Garten ein paar Würstchen für alle zu grillen und das Gespräch fortzuführen … nachdem Takatuka gesättigt, das Zelt von Marayma für ein Nachmittagsschläfchen entdeckt hat.

„Du lebst jetzt allein hier?“ greift Lotta den Gesprächsfaden von vornhin wieder auf. „Nwadike scheint dir … ein guter Freund zu sein, oder? Aber ihr wohnt nicht zusammen? Ich hab‘ nur noch aus den Augenwinkeln beim Gehen gesehen, was für ein schönes Tanzpaar ihr wart. Wie ist denn dein Abend im Jazzclub noch verlaufen? Ich musste ja wegen Takatuka leider schon wieder heim.“ Lotta seufzt ein wenig. Sie liebt ihre kleine Tochter. Aber immer allein für sie da zu sein … Ohne Böser Wolf hätte sie gar keine Möglichkeit, sich einfach mal ‚nur‘ mit Erwachsenen zu treffen. Auf Takatuka hat ein ganzes Dorf über die Kinder gewacht, die Ältesten sich der Kleinsten gerne angenommen. Lotta hatte mehr Zeit mal für sich, mit Tanuí, Mae und den anderen jungen Menschen auf dem Eiland.
Lotta sieht Maryama gespannt an, was sie zum Tanzabend noch zu berichten hat. Sie wünscht der Freundin einen lieben Sims zur Seite und Nwadike scheint ihr ein grundanständiger Charakter zu sein. Nio ist auch ein ganz feiner junger Mann. Schade, dass sie seine Vorstellung verpasst hatte.


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12.04.2023 14:35
avatar  Knox
#19
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Hausmeister

„Du lebst jetzt allein hier?“ greift Lotta den Gesprächsfaden von vornhin wieder auf. „Nwadike scheint dir … ein guter Freund zu sein, oder? Aber ihr wohnt nicht zusammen? Ich hab‘ nur noch aus den Augenwinkeln beim Gehen gesehen, was für ein schönes Tanzpaar ihr wart. Wie ist denn dein Abend im Jazzclub noch verlaufen? Ich musste ja wegen Takatuka leider schon wieder heim.“

Maryama ist überrascht, dass Lotta so direkt fragt. Aber genau diese Art ist es ja, die sie an der Freundin so schätzt. Geradeheraus, ohne lange Umwege und Schnörkel.
Sie lächelt und antwortet ehrlich:

"Ja, ich lebe jetzt allein hier, das Haus hat mir meine Mutter hinterlassen. Im Grunde hat sie mich auch früh verlassen, nur auf andere Art als Deine. Sie wurde sehr krank nach dem Tod meines Vaters und hat sich ganz in ihre eigenen Welt zurückgezogen....ich war zu jung um das richtig zu verstehen...ich habe mich nur im Stich gelassen gefühlt...und schließlich habe ich SIE verlassen und bin erst vor kurzem wieder hierher zurück gekommen.
Nwadike und Nio leben in unmittelbarer Nachbarschaft und sind irgendwann bei mir vorbeigekommen , um "Hallo" zu sagen. Ich kenne beide noch gar nicht so lange."

Maryama wird kurz nachdenklich.
"Aber irgendwie ist er in der kurzen Zeit ein ganz besonderer Sim für mich geworden...ich mag ihn sehr.
Nur zusammen wohnen tun wir nicht, dafür kennen wir uns nicht gut genug."
Sie lächelt Lotta an und wundert sich gleichzeitig etwas über die Frage nach dem Zusammenleben.
"Wir wollen bald etwas zusammen unternehmen und weißt du was? Ich freue mich sehr darauf. Kennst du vielleicht ein paar leckere Rezepte aus deiner tropischen Heimat? ich habe ihm versprochen, ihn mit ein paar selbstgemachten Snacks zu überraschen."


"Oh, ich würde dir gerne ein paar Rezepte zeigen, Maryama, aber ich habe noch keine Ananas, Tarot- oder Kawawurzel hier gefunden, die man dafür bräuchte. Vielleicht kann man ja mit hiesigen Früchten etwas Vergleichbares zubereiten. Ich denke mal drüber nach, probiere was aus und sag dir dann Bescheid." Lotta fängt schon ein bisschen an zu grübeln, was einer Tarotwurzel gleichkäme.

Gleichzeitig geht Lotta aber auch ein anderer Gedanke nach. Maryama hat mit ihrer Mutter zusammenleben können, aber es war nicht glücklich für sie verlaufen. Das eine Mutter einen im Leben begleitete, war also keine Gewähr für eine liebevolle Beziehung? Das ist ein neuer Gedanke für Lotta.

Lotta sieht Maryama lange an. Sie hat ihr etwas unglaublich Schmerzliches anvertraut. Die Beziehung ihrer Mutter, die nach dem Tod des Vaters nicht mehr für die Tochter da war.
Konnte ihr das auch passieren? Mit Takatuka? Ja, sie sollte Maryama von der Flucht erzählen. Sie muss einfach mal drüber reden und nicht alles in sich vergraben.
"Takatuka liegt 20 Seetage entgegen dem Strom von San Myshuno entfernt. Deswegen sind wir hier mit einem führerlosen Segelschiff gestrandet.
Es gab immer mal wieder kleinere Überfälle und Scharmützel auf Takatuka. Nie etwas Ernsthaftes bis zu dem Tag vor ..."
Lotta hat ruhig angefangen zu erzählen, nun stockt sie aber doch bei der Erinnerung an den Tag des Überfalls.
"Es waren viele ... zu viele. Ich weiß nicht, wo sie herkamen. Sie sahen anders aus ... als alle zuvor. Aber es ... war keine Zeit, sie hatten schon einige Dorfbewohner ... niedergemetzelt. Ich weiß nicht, worauf sie aus waren.
Mein Vater brachte mich und Takatuka zu einem letzten seetüchtigen Schiff, weil das Eiland vielleicht nicht mehr zu retten war. Er wurde tödlich getroffen. Wir flohen ... ohne ihn. Nur Takatuka und ich."

Tränen laufen Lotta über das Gesicht. Sie lässt es einfach zu. So lang versucht sie immer alles zurück zu halten, aber nicht jetzt vor Maryama. Die Freundin sieht sie einfach stumm und mitfühlend an. Dann erinnert sich Lotta und die Tränen versiegen: "Weißt du, ich möchte Takatua keine Mutter sein, die nur Trauer trägt und nicht für sie da ist. Ich versuche ihr jeden Tag Fröhlichkeit zu schenken." Lotta lächelt Maryama bereits wieder leicht an - in Gedanken an ihre Tochter.

"Takatukas Vater ... Tanuí ... blieb auch zurück. Ich weiß nicht, ... ob e r noch lebt," fährt Lotta fort. "Ich denke oft an ihn ... Aber er wird um meinetwillen und auch um Takatukas Willen nicht wünschen, dass wir nur ständig in Trauer sind. Ich versuche, mich an die schönen Tage zu erinnern und in Gedanken mit ihm zu verleben." Lottas Lächeln verstärkt sich als sie nun zu Maryama blickt.

Maryama ist überwältigt von der Flut an Emotionen und Erinnerungen, die aus Lotta hervorbrechen. Sie steht auf, wischt mit einer Hand die restlichen Tränen auf der Wange ihrer Freundin ab und nimmt sie in den Arm.
"Hey," sagt sie leise."Du machst das toll, Takatuka ist ein frohes , aufgewecktes Mädchen, aber du darfst auch dich selbst nicht vergessen.
Das ist viel zu viel um es allein auf deinen Schultern zu tragen...diese Erlebnisse und der Verlust von zwei geliebten Menschen...du musst das erstmal verarbeiten...ich kann das gut nachvollziehen. Ich versuche auch im Jetzt zu leben und die Trauer um Vergangenes oder Dinge die eben nicht mehr zu ändern sind, nicht so gross werden zu lassen. "

Ich möchte dir eine Freundin sein, die dich dabei unterstützt.Und wenn es nur ist, dass ich dir Takatuka mal für ein paar Stündchen abnehme und du etwas machst, was deiner Seele gut tut und dich fröhlich stimmt."
Nachdenklich fährt sie fort.
"Weisst du, manchmal wird es einem unverhofft geschenkt, dass man einem Menschen wieder begegnet, der einem viel bedeutet und man aber schon nicht mehr daran geglaubt hat, dass man ihn je wieder sieht." Maryama hat kurz Saschas Bild vor ihrem inneren Auge."Gib die Hoffnung nicht auf."

Im selben Moment öffnet sich der Eingang von Maryamas Zelt und Takatuka läuft zielstrebig auf die Beiden zu.

Maryama sieht sich im Sturm erobert und auch böser Wolf hat heute wohl ein größeres Schmusebedürfnis als sonst.




"...müse essen...."
tönt es energisch an Maryamas Ohr.
Takatuka hat wohl schon wieder Hunger und zeigt auf das Lagerfeuer.
Maryama wird wohl mal im Kühlschrank auf Gemüsesuche gehen, vielleicht findet sich ja das ein oder andere zum Grillen.
"Weisst du Lotta, mein Traum ist es ja, hier im Garten mein eigenes Gemüse anzupflanzen und es eventuell auch irgendwo zu verkaufen....Ich habe mal bei jemandem selbstgemachte Pflanztröge gesehen, nur hab ich bisher noch gar nichts fertig gebracht diesbezüglich."
Maryama ist ganz dankbar, dass sie zu einem leichteren Thema überleiten kann, Lotta soll einfach wieder auf andere Gedanken kommen, zumindest für den Moment.


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12.04.2023 14:38 (zuletzt bearbeitet: 20.04.2023 14:29)
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#20
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Hausmeister

Lotta schlägt gleich begeistert vor, für die Pflanztröge doch das Restholz vom Bodenbelag zu nehmen. „Ich zimmere dir die Pflanztröge gerade noch schnell zusammen. Du kannst sie ja später noch anders anstreichen, wenn du magst.“

Gesagt, getan, Lotta schwingt sich gleich auf, denn bis zum Abend ist es nicht mehr weit. Maryama lenkt derweil weiter Takatuka und Wolf ab mit Essen und Spiel, damit Lotta ungestört und zügig arbeiten kann.

Mittlerweile ist es tatsächlich dunkel und kühler geworden. Die beiden Frauen zünden noch einmal das Lagerfeuer an, um sich aufzuwärmen. Sie haben beide heute eine Menge in Maryamas Elternhaus geschafft. „Apportieren, Maryama? Du hast tatsächlich versucht, einen Wolf zum Apportieren zu bringen?“ Lotta ist amüsiert. Der Tag, an dem das gelingt, dass Böser Wolf den Ball nicht nur zerkaut, will sie trockenen Seetang aus dem Garten essen. Zum Glück wird das nie geschehen.


„Es hat so gutgetan, über so viel Bewegendes heute miteinander zu sprechen. Wir haben beide Schweres erlebt und trotzdem können wir auch so viel miteinander lachen und Spaß haben. Danke Maryama, für alles.“ Lotta möchte den Abend mit leichtem Herzen ausklingen lassen. Beide Frauen reden noch ein wenig über den bevorstehenden Gartenhandel in Lottas Villa, bis sich die Frauen voneinander verabschieden und Lotta mit einer müden aber zufriedenen Takatuka auf dem kleinen Wägelchen Richtung ...



nach Hause zurückkehrt.

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