Britechester

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12.04.2023 11:43 (zuletzt bearbeitet: 27.04.2023 22:39)
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#1
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Hausmeister



Foxbury Institut







































Gibbs Hill

























Universität von Britechester




































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12.04.2023 11:44 (zuletzt bearbeitet: 12.04.2023 11:45)
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#2
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Hausmeister

Lotta & Maryama kommen von SanMyShuno - Lottas Haus

Kaum am Strand angekommen, saust Takatuka sofort Richtung Wasser dass der Sand nur so stiebt. Böser Wolf natürlich hinterher.
Pippilotta und Maryama haben zu tun die beiden einzuholen. Unten am Wasser angekommen , möchte Takatuka sofort ihr Eimerchen und die Schaufel.



"Gaben...los...gaben..." ruft sie Böser zu und freut sich dass er es gleich versteht. Emsig buddeln beide im Sand.
Lotta und Maryama kramen ihre Badehandtücher aus den Taschen und machen es sich darauf bequem.
"Hier , ich habe noch dein Smartphone, Pippilotta." Sie reicht ihrer Freundin das Gerät."Beinahe hätte ich es vergessen.
Gut dass ich den Weg noch kannte, diese Beschreibungen sind immer unmöglich zu lesen." fügt sie noch hinzu.
Lottta wirft ihr einen seltsamen Seitenblick zu und verstaut ihr Handy in der eigenen Tasche.
Beide schliessen für eine Weile die Augen und hören den Gesprächen von Takatuka und böser Wolf zu.Diese sind zwar recht einseitig, aber durchaus unterhaltsam.
"Lotta, bist du eigentlich schon dran den Gartenhandel vorzubereiten? Das ist bestimmt viel Arbeit. Kann ich dir irgendwie dabei helfen?" fragt Maryama einfach mal ins Blaue hinein.


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12.04.2023 11:46
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#3
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Hausmeister

Ein kurzen Moment ist Pippilotta erschrocken. Hatte Maryama etwas bemerkt? Scheinbar nicht. Vielleicht sagt sie es ihr irgendwann mal. In dieser Hinsicht kommt sich Pippilotta wie ein dummes Kind vor. Wie soll man hier erklären, dass eine erwachsen Person nicht Lesen lernte? Maryama fragt zum Glück gleich weiter nach dem Gartenhandel "Lotta, bist du eigentlich schon dran den Gartenhandel vorzubereiten? Das ist bestimmt viel Arbeit. Kann ich dir irgendwie dabei helfen?"

Ja, ein paar Vorbereitungen hat sie schon getroffen, aber vielleicht wäre es doch gut, jemanden dabei zu haben, der sich mit Zahlen besser auskennt ... und Etiketten. Vielleicht fasst sie sich beim Gartenhandel ein Herz. Heute möchte Pippilotta es bei der Hitze nicht weiter beschweren. "Ja, ich habe einige interessante Kugeln mit kleinen Landschaften gefunden und bereite Saft aus Früchten in meinem Garten zu. Die Samen gab es kostenfrei letztens auf einem Markt vorm Haus. Erstaunlich, was es hier kostenfrei alles in den Straßen gibt." sinniert Pipilotta Maryama gegenüber laut.

"Komm Maryama, lass uns ein bisschen das frische Nass genießen, während Takatuka am Strand mit Böser Wolf buddelt." Beide Frauen waten tiefer ins köstlich kühlende Blau. "Du könntest mir vielleicht ... beim Etikettieren und den Preisschilder helfen, Maryama. Bis die immer ... richtig kleben." schlägt Pippilotta mit einem Seitenblick auf die Freundin zögerlich vor. "Und Takatuka kann auch ein bisschen Obacht brauchen, während die Kunden am Stand sind. Du hast ein gutes Händchen mit meinem Töchterchen, hab' ich gesehen. Wenn du magst ... Sie mag dich auch sehr gern." Das Wasser umspült angenehm die Waden.


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12.04.2023 11:47
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#4
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Hausmeister

"Ja, ich habe einige interessante Kugeln mit kleinen Landschaften gefunden und bereite Saft aus Früchten in meinem Garten zu. Die Samen gab es kostenfrei letztens auf einem Markt vorm Haus. Erstaunlich, was es hier kostenfrei alles in den Straßen gibt." gibt Lotta ihr nachdenklich und etwas erstaunt zur Antwort.
Maryama schaut sie aufmerksam an.
"Nicht wahr? Ich selbst suche auch öfter nach Dingen...vor allem aber nach Samen von Wildpflanzen. Eigentlich ist mein Traum ja einmal selbstständige Gärtnerin zu werden. Vielleicht sogar mit einem eigenen Laden...ich berate die Kunden, stehe an meiner eigenen Kasse, verkaufe eventuell sogar neuartige Kreuzungen...wer weiss.
Gerade als sie denkt:"Jetzt wäre eine kleine Abkühlung recht" sagt Pippilotta:
"Komm Maryama, lass uns ein bisschen das frische Nass genießen, während Takatuka am Strand mit Böser Wolf buddelt."

Maryama springt auf und zieht Pippi von ihrem Handtuch hoch. Sie begeben sich langsam ins kühle Nass. "Ah, herrlich...und jetzt rein ins Wasser!"denkt Maryama sehnsüchtig, als Pippilotta sich an sie wendet und fragt, ob sie ihr eventuell beim Etikettieren der Preisschilder behilflich sein könne." Bis die immer ... richtig kleben." seufzt Lotta.
Sie waten ein wenig hinein ins tiefblaue Wasser. "Herrlich!"
"Und Takatuka kann auch ein bisschen Obacht brauchen, während die Kunden am Stand sind. Du hast ein gutes Händchen mit meinem Töchterchen, hab' ich gesehen. Wenn du magst ... Sie mag dich auch sehr gern."
Maryama freut sich über Lottas Vertrauen und strahlt sie an.
"Natürlich mag ich, du beschriftest die Etiketten und bestimmst die Preise, ich klebe sie auf und Takatuka kann schauen, ob wir alles richtig machen. Ich komme einfach vorbei und wir machen das alles zusammen, ich freu mich schon drauf."
Ohne eine Antwort abzuwarten rennt Maryama ins Wasser, zieht Pippilotta mit sich und die beiden spritzen sich gegenseitig ausgelassen nass.



Lotta geht nochmal zurück und holt Takatuka ins kühle Nass, die die Aktion der beiden mit vergnügten Schreien und Lachen begleitet hat.



Während sie so herumpritscheln, kommt Maryama ein Gedanke.
"Pippilotta, du hast dich vorher so gewundert, was es hier so alles auf den Strassen zu finden gibt...das klang, als ob du Gegenden gut kennst, wo das nicht so ist. Wohnst du noch nicht lange hier in San Myshuno?"


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12.04.2023 11:48
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#5
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Hausmeister

"Pippilotta, du hast dich vorher so gewundert, was es hier so alles auf den Strassen zu finden gibt...das klang, als ob du Gegenden gut kennst, wo das nicht so ist. Wohnst du noch nicht lange hier in San Myshuno?" Pippilotta ist mitten aus ihrem ausgelassenen Wasserpitschen und Lachen gerissen. Mit großen Augen schaut sie die Freundin an. Volltreffer. Ok! Puh ... ... ! Einen Moment bleibt sie stumm und setzt ... dann ... endlich an: "Wir ... ", sie holt noch einmal tief Luft, "kamen vor ... gut zehn Wochen erst in San Myshuno an, Takatuka und ich. Wir ... sind geflohen!" Pippilotta wartet einen Moment Maryamas Reaktion ab. Die schaut sie einfach nur mit festem Blick an, wartend ... Gut weiter. "Wir ... meine Heimatinsel ... es war ein Überfall, schnell überraschend, überwältigend ... Ich weiß nicht, ob ... , " hier bricht Pippilottas Stimme. Sie atmet ein paar mal schwer durch. "Ich will dir gerne alles erzählen, Maryama ... aber vielleicht nicht jetzt hier, am Strand mit Takatuka dort im Sand." Gerade noch rechtzeitig erinnert sich Pippilotta an Takatuka. Beinahe hätte sie sich davon mitreißen lassen, einfach ihre ganze Seelenqual ausschütten zu können. Wie konnte sie nur das Kind vergessen, das fröhlich am Strand spielt und alles andere als eine in Tränen zerflossene Mutter braucht.


Pippilotta atmet noch einmal durch, setzt wie immer wieder ein Lächeln auf. "Alles gut, Maryama. Lass uns heute noch den Tag genießen. Geht schon wieder ... jeden Tag ein bisschen mehr. Und seitdem ich dich kennen lernen durfte ... wird mir auch täglich leichter ums Herz." Sie lacht sogar ein bisschen. "Und vielleicht erzählst du mir auch deine Geschichte. Du scheinst es auch nicht leicht gehabt zu haben, Maryama." Pippilotta spritzt im Spaß noch einmal ein bisschen Wasser Maryama entgegen. "Schauen wir besser mal nach Takatuka? Später mal mehr ... bestimmt!" Irgendwie ist Pippilotta erleichtert, ja, sie werden sich alles erzählen können ... zu günstigerem Zeitpunkt. Sie weiß, sie kann Maryama vertrauen. Und das braucht Pippilotta am dringendsten hier in dieser für sie fremden Welt ... Freunde, denen sie vertrauen kann.


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12.04.2023 11:48
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#6
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Hausmeister

"Ich will dir gerne alles erzählen, Maryama ... aber vielleicht nicht jetzt hier, am Strand mit Takatuka dort im Sand."

Maryama hat fast ein schlechtes Gewissen, dass sie Pippilotta gefragt hat, wie lange sie hier wohnt. Offensichtlich hat sie einen wunden Punkt in Lottas Leben angesprochen, zwar unbewusst, aber die Freundin deshalb so aufgewühlt zu sehen, tut ihr weh.
Sie ist froh, als sie Lotta dann sagen hört:

"Alles gut, Maryama. Lass uns heute noch den Tag genießen. Geht schon wieder ... jeden Tag ein bisschen mehr. Und seitdem ich dich kennen lernen durfte ... wird mir auch täglich leichter ums Herz." Sie lacht sogar ein bisschen. "Und vielleicht erzählst du mir auch deine Geschichte. Du scheinst es auch nicht leicht gehabt zu haben, Maryama."

Nein, sie hat es auch nicht leicht gehabt, aber zu einer Antwort bleibt erstmal keine Zeit, weil sich Lotta zu Takatuka aufmacht, die inzwischen schon wieder am Strand herumtollt.
"Auf jeden Fall bin ich in Zukunft etwas vorsichtiger...einfühlsamer, was diesen Punkt angeht." nimmt sich Maryama in Gedanken vor, während sie sich ebenfalls in Richtung Strand begibt.

Die beiden Frauen machen es sich nochmal auf den Handtüchern gemütlich und Takatuka ist mit böser Wolf, Wasser und Sand beschäftigt.
Maryama ist in Gedanken bei der Hausrenovierung."Heute frag ich Lotta nichts mehr, sie soll einfach einen entspannten Tag haben bis wir nach Hause müssen, aber am Gartenhandeltag sollten wir mal eine Termin für den Fussboden ausmachen."

"IIIIiiiihhhhk!!!" mit einem schrillen Schrei fährt Maryama von ihrem Handtuch hoch und erschreckt damit alle Anwesenden zu Tode.
Böser Wolf ist über alle Berge, Takatuka rennt laut quietschend, ihren Eimer schwingend davon.
Pippilotta und Maryama schütten sich aus vor Lachen, während Maryama den kleinen Berg nassen, matschigen, kalten Sand vom Bauch wegschubbert, den Takatuka ihr aus dem Matscheimerchen draufgeklatscht hat.

Nachdem sie sich wieder beruhigt haben, nehmen sie die Kleine wahr, die wieder neben ihnen steht und fragend die Worte:"Bösa...wo?"
an ihre Mutter richtet.
Pippilotta und Maryama schauen sich um. Tatsächlich ist böser Wolf durch Maryamas Schrei in die Flucht geschlagen worden und nirgends zu sehen.
Lotta nimmt Takatuka auf den Arm und sie machen sich alle Drei auf die Suche nach dem Tier.

"Moment! Ich hör da was." Maryama packt Lotta am Arm um sie zu stoppen."Da knurrt doch Wolf im Gebüsch..."
Sie eilen in Richtung des Geräusches und tatsächlich finden sie böser Wolf in Angriffsstellung , Zähne fletschend und knurrend , neben einem verletzten Hund, der leise winselnd am Boden liegt.
Lotta zögert nicht lange. Sie gibt Wolf den Befehl: "Wolf! Zurück! was dieser umgehend befolgt und wendet sich an Maryama.
[b]"Bitte schau du nach, was mit ihm los ist, ich halte so lange böser Wolf in Schach."


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12.04.2023 11:49 (zuletzt bearbeitet: 12.04.2023 11:51)
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Hausmeister

"Bitte schau du nach, was mit ihm los ist, ich halte so lange böser Wolf in Schach," hatte Pippilotta Maryama zuletzt zugerufen. Nun hält Maryama ein kleines blutendes Bündel Hund auf dem Arm. Sie kennt in Brindleton einen Tierarzt. Da wollen sich die beiden Frauen schleunigst hinbegeben. Und auch eine Tierauffangstation sei gleich in der Nähe … „Ich packe schnell unsere Sachen zusammen!“ ruft Pippilotta und eilt zu den Strandhandtüchern zurück. „Kümmere du dich solange um … Browneye,“ rutsch es Pippilotta raus, nachdem sie das kleine Hundegesicht etwas näher betrachtet hatte.


Geschwind schnürt sie die nassen Sachen zusammen und rafft in Windeseile alles in die Taschen – hoffentlich in die richtigen – klemmt sich Kind, Wolf und Sack und Pack unter den Arm und stobt mit Maryamas Sommerkleid zu der Wartenden zurück. Ach ja, sich und Kind muss sie ja auch noch umziehen. Nochmal Taschen umpacken. Im Badeanzug in die Stadt geht ja nun gar nicht. Endlich sind sie startklar. „Wie geht’s dem Hund, Maryama?“ Pippilotta erfährt, dass er eine Wunde am Bauch hat, scheinbar ein Schnitt, und schon einiges an Blut im Sand versickert ist. Schwer einzuschätzen, wieviel er an Blut schon verloren hat. Das kleine Tierchen hängt schlaff in Maryamas Arm.

Die beiden Frauen machen sich sofort auf den Weg zur Ort: Brindelton Bay Nr. 12 - Pfoten Klinik, wo das Tier als aufgefundener Streuner kostenfrei eine Basisbehandlung bekommt. Die Wunde wird gesäubert, desinfiziert und genäht. Sie war nicht tief, aber das Tier ist insgesamt geschwächt. Und auch der Tierarzt empfiehlt, den kleinen geschwächten Hund zur Aufbaupflege und zum weiteren Verbleib in die Tierauffangstation gleich ein paar Häuser weiter zu bringen. Der ganze Trupp - zwei Frauen, ein Kind, ein Hund und ein Wolf - begeben sich ein paar Straßen weiter zu Fuß dorthin. Maryama trägt das kleine Tierchen den ganzen Weg zur …

Ort: Brindelton Bay Nr. 16 – Tierauffangstation


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14.04.2023 23:21 (zuletzt bearbeitet: 25.04.2023 15:38)
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Hausmeister

Ort: Britchester Universitäts-Studentenwohnheim,
Uhrzeit: 21:03 Uhr
Charaktere: Leah Cross

Prolog






Leah ließ den Brief, den sie bestimmt in den letzten vier Tagen hunderte Male gelesen hatte, langsam sinken. Sie hob die linke Hand und strich sich tief aufseufzend über ihre Stirn.

„Ich kann nicht glauben das sie tatsächlich …“ Ihre sonst fröhliche, hell-klare Stimme hörte sich immer noch kraftlos und rau an aber wenigstens konnte sie inzwischen die Tränen zurückhalten die trotzdem noch als fester Klos in ihrem Hals saßen. „… ich konnte mich nicht einmal von ihr Verabschieden.“
Auf dem einzigen Stuhl in der kleinen Studentenwohnung holte Raul tief Luft, hielt sich aber noch einige Herzschläge lang zurück ehe er leise „Es tut mir so leid, kleines“ murmelte.



„Ich habe sie 3 Jahre kaum gesehen … nur am Wochenende kurz Telefoniert oder eine dieser doofen >> Mir geht’s gut soweit << Mails geschrieben… ich …“ ihre Stimme versagte nun doch und sie holte mit zitternden Lippen tief Luft. Raul sah sie traurig an, brachte ein trauriges Lächeln zusammen als er leise meinte: „… weißt du, dass du damit mehr Kontakt zu deiner Oma hattest als die meisten von uns?“
„Das ist nicht dasselbe!“
murmelte Leah gepresst und schüttelte leicht den Kopf.

„Hey, hör mal“ Raul setzte sich auf und lehnte dann den Oberkörper leicht vor. „Sie wollte nicht das dich ihr Tod aus deinen Prüfungen rausreißt … auch wenn ich glaube das dir deine Prof´s sicher unter die Arme gegriffen hätten … aber da hättest du dich nicht eine ganze Woche in deinem Zimmer einbuddeln können, wie du´s getan hast … Sie kannte dich eben ganz gut, deine Oma … ich hab sie zwar nicht gekannt aber alleine dafür das sie sowas gemacht hat, zeigt mir das du für sie sehr, sehr wichtig warst und sie ne toughe Frau … Sie wollte das du dich ganz auf deinen Lebensweg konzentriest und das beste draus machst …“ Er brach ab als er sah das Leah´s Schultern anfingen zu zucken und sie den Kopf abwandte, das Gesicht nun ganz in der Hand verborgen.




Wieder lächelte er sanft und meinte leise: „Sie hatte dich halt sehr Lieb.“

Es dauerte wieder eine Weile, dann aber hob die junge Frau den Kopf und sah Raul mit einem etwas Missglückten, aber nichts desto trotz ehrlichen Lächeln an.

„Okay, ich hab mich wieder im Griff…“ murmelte sie leise und seufzte erneut wieder. „Es ist nur … ich hätte bei ihrer Beerdigung dabei sein sollen … meine Familie ist nicht sonderlich groß und niemand sollte diese Reise alleine antreten müssen …“ Wieder brach sie ab, doch Raul räusperte sich leise. „Ich glaub nicht das sie alleine war“ sagte er und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch seine igeligen Haare, achtete aber dennoch darauf sie nicht wirklich in Unordnung zu bringen. „Du hast mir erzählt das sie in ihrem Ort ziemlich beliebt war und sich ehrenamtlich überall miteingebracht hat … und ne gute Community vergisst sowas nicht einfach. Außerdem …“ er rieb sich über sein Kinn das sein fein säuberlich gestutzter Bart leise knisterte „… wenn du willst können wir ja n paar von den Jungs zusammentrommeln und auf den Friedhof fahren um uns ordentlich von ihr zu verabschieden.“
„Aber ihr kanntet sie doch gar nicht…“ meinte Leah, setzte sich auf, schlang ihre Hände um das angewinkelte Knie und sah ihn irritiert an. Ihre blauen Augen funkelten noch immer verräterisch feucht aber er sah an ihrer Mine, dass sie die Idee ansprach.
„Hey wir kennen DICH.“ Sagte er und lächelte breiter als er eigentlich wollte. „Wenn du echt nach deiner Mutter oder Oma kommst, wie sie im Brief schreibt, war sie ziemlich cool.“ Leah erwiderte das Lächeln und blickte kurz in die Ferne als sie sich an ihre Großmama erinnerte. „Ja“ sagte sie schließlich „ja, das war sie wirklich.“




„Na siehst du?“ Raul atmete erleichtert auf als er das zögernde Lächeln sah. Er war eine Frohnatur und ein Mensch, der weinende Menschen nicht sehen konnte ohne ihnen helfen zu wollen. Und wenn ein Freund oder eine Freundin litt, brach es ihm fast das Herz dabei. Er schlug ein Bein steil über das andere und benutzte das Knie als Ablage für seinen Unterarm als er sich entspannter nun zurücksinken ließ und den Stuhl leise zum knistern brachte dabei.

„Wir bereiten deiner Oma eine Party, dass der alte Petrus da oben glaubt er ist wieder auf der Uni.“ Raul grinste jetzt regelrecht und zwinkerte seiner hübschen Nachbarin zu, die – ob sie wollte oder nicht – von seiner lausbubenhaften Art angesteckt, lächelnd den Kopf schüttelte.
Sie hatte eigentlich nicht aufmachen wollen als er heute Abend vor ihrer Tür stand, hatte – wie die Tage zuvor – sich im Bett verkrochen oder hatte ziellos in ihrer kleinen Wohnung versucht aufzuräumen, nur um sie gleich darauf wieder in Unordnung zu bringen. Aber Raul hatte so nachdrücklich und penetrant geklopft das sie schließlich doch die Tür aufgerissen und „Was!?“ geschimpft hatte. Er hatte lediglich eine Flasche Sansibar hochgehalten und gefragt ob sie zwei Gläser hatte. Ohne eine Antwort abzuwarten hatte er sich in die Wohnung gedrängt und ihre Küche nach zwei Gläsern durchwühlt, wobei er genau gewusst hatte wo er suchen musste (es war nicht sein erster Besuch bei ihr) und ihr ernste Vorhaltungen über das vereinsamte Geschirr im Waschbecken gemacht hatte. Als Leah ihn zum Gehen aufgefordert hatte, hatte er ihr ein randvolles Glas entgegengehalten und sich in den Stuhl ihres Schreibtischs sinken lassen.

Er hatte sie nicht betrunken gemacht oder sowas in der Art, der Alkohol hatte aber geholfen ihre Zunge zu lösen und insgeheim froh mit jemanden darüber reden zu können war alles aus ihr herausgesprudelt. Tränen und Traurigkeits-Schluckauf inbegriffen. Raul hatte sich alles angehört, hatte mit ihr Tränen vergossen und hatte es jetzt, nach Stunden, endlich geschafft das ihr Gesicht wieder von einem (immer noch unterschwellig traurigen) Lächeln erhellt wurde.

„Nicht wieder eine deiner Partys“
stöhnte Leah und schüttelte leicht den Kopf. „Deine Abschluss-Fetenfeier war mir schon zu viel.“

Raul grinste jetzt frech „Weil du a) zu wenig getrunken und b) allein ins Bett gegangen bist … MIR ging es super!“
„Hab ich gehört…“ murmelte Leah und warf ihm einen sarkastischen Blick zu. „Von wem?“ fragte Raul erstaunt. „Durch DIE Wand.“ Erläuterte Leah und wies mit dem Finger auf die Wand in seinem Rücken, die an seiner Wohnung angrenzte.

Raul bekam heiße Ohren und sein Grinsen entglitt ihm vollends, so dass er Leah regelrecht anfeixte.
„Ach echt?“ meinte er dann hüstelnd und rieb sich mit einer Hand den Nacken.
„Warum hast du denn nichts gesagt? Wir hätten uns zurückgehalten.“
„Im Leben nicht…“ meinte sie und schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe die ganzen drei Jahre nichts gesagt, also musste ich damit auch nicht jetzt anfangen.“

Raul hob beide Augenbrauen, winkte dann beschwichtigend ab. „Ach komm, so schlimm kann es doch gar nicht gewesen sein.“ „DU musstest dir ja auch noch nie selber zuhören.“ murmelte sie und schmunzelte Vielsagend. Raul schluckte und ließ dann entwaffnend die Schultern sinken, aber ganz kampflos gab er dann doch nicht auf. „Tja, wenn du nur ein bisschen mehr mein Typ gewesen wärst hätten wir ja in den drei Jahren viel Spaß haben können, dann hätte ich wenigstens auch mal aus deinem Zimmer deine süße Stimme in Verzückung gehört. Aber für dich gab es ja nur die Bücher und die nächste Klausur.“



Leah warf ihm einen vielsagenden Blick zu, da sie wusste das Raul Stockschwul war und deshalb seine Äußerung nicht mal ansatzweise ernst gemeint war.
„Und hättest DU dich mehr auf deine Klausuren vorbereitet als deine Verzückung über drei Gänge hinweg zu jodeln, hättest du vielleicht auch Noten die deinem Verstand gerecht werden würden.“ „Ich Stapel halt gern ein wenig tiefer und trumpfe dafür in Natura auf.“ Antwortete ihr Nachbar breit grinsend und kippte den Rest seines Glases schwungvoll in seinen Rachen, mehr um seine Verlegenheit zu überdecken.

„Weisst du eigentlich schon was du mit dem Haus machen willst?“
fragte er sie dann nach einer kurzen Schweigepause und sah sie fragend an. Sofort versteifte sich Leah innerlich und wartete auf die Traurigkeit die sie befiel, wenn sie an ihre Großmutter dachte. Aber die Welle war wesentlich sanfter als die Tage zuvor und sie konnte sogar den Sinn von Raul´s Frage nachvollziehen.



„Ich hab ehrlich gesagt noch nicht drüber nachgedacht…“ sagte sie seufzend und strich sich eine Strähne ihres blonden Haares hinter das Ohr zurück.

Ihre Großmutter hatte ihr nicht nur das kleine Anwesen mit allem was darauf war vererbt, sondern auch eine relativ überschaubare Erbmasse an Möbeln und Hausrat. An sich ein kleines Cottage im simlischen Stil in Willow Creek. Das Land war am Ufer des Red-Rivers, der seinen Namen wegen den nahen Marsh-Sümpfen hatte und mehrfach im Jahr sedimentreichen Schlamm mit sich führte, der das Wasser rötlich färbte. Als Kind war es ihnen verboten gewesen alleine in die Sümpfe zu gehen, mit zunehmenden Alter war für Leah diese Option auch immer unattraktiver geworden.

„Willst du ´s verkaufen um deine Traumreise nach Süd-Simerika zu finanzieren?“ fragte Raul und Leah war überrascht welch heftige Reaktion diese Frage in ihr hervorrief.




„Nein, auf keinen Fall.“ Sagte sie Kopfschüttelnd. Das Haus war zwar nicht unbedingt das, was ihr ideales Zuhause gewesen wäre (es gab einfach viel zu viel Erinnerungen dort) und auch mit dem inzwischen so selbstverständlich erwarteten Funknetz und Internetzugänglichkeit war es nicht weit her, aber es erschien ihr ... Falsch … das Haus nur deshalb zu verkaufen um ihren Wunsch die Ruinen von Techuatlan oder Matchu Simsu zu erforschen.

Sie stand vom Bett auf und straffte den schlanken Körper zur Decke, als sie merkte, dass ihr das lange liegen nicht guttat und ihre Muskeln überraschend schmerzend meldeten.
„Aber darüber mach ich mir später Gedanken…“ seufzte sie und sah zu Raul mit einem schiefen Lächeln herab.



„..jetzt will ich erstmal was essen … magst du auch was ?“ fragte sie und legte den Kopf etwas zur Seite. Sie war noch nicht darüber hinweg, aber das Gespräch mit ihrem Freund und Nachbarn hatte wenigstens ihr Herz kühler werden lassen. Und irgendwie hatte sie das Gefühl als würde ihre Großmutter sich darüber mehr freuen als über die ganzen letzten Tage.
„Als ob ich dich was kochen lassen würde…“ schnaubte Raul und stand ebenfalls auf. „Du HÖRST mich vielleicht, aber ich hab in den letzten Jahren mehr als einmal GEROCHEN das du dein Essen GUT durch haben willst … ich bestell uns ne Pizza. Dann erzählst du mir n bisschen von deiner Oma, wenn du magst … wie hieß sie überhaupt ?“

Er zog gerade sein Smartphone aus der Gesäßtasche seiner Hose als Leah plötzlich dicht an ihn herantrat und die Arme um seinen Oberkörper schlang und sich ganz dicht an ihn drückte.
„Danke..“ sagte sie leise und der schlaksige Technikstudent erwiederte lächelnd die Umarmung und drückte sie ganz eng an sich. „Keine Ursache, kleines .. musste mich doch für deine Hilfe die letzten Jahre über irgendwie revanchieren .. außerdem mag ich es nicht wenn du traurig bist, du bist viel Hübscher wenn du lächelst und dich nicht in dein Zimmer verkriechst.“
Leah spürte wieder Tränen in ihren Augenwinkeln aber anstelle los zu heulen lachte sie leise und drückte ihn noch etwas fester an sich.



„Mimi .. oder besser Magaret … meine Oma hieß Magret Rutherford…“


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14.04.2023 23:34 (zuletzt bearbeitet: 25.04.2023 15:41)
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#9
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Hausmeister

Ort: Britchester Universitäts-Studentenwohnheim
Uhrzeit: 06:00 Uhr
Charaktere: Leah Cross
Story: Nur kein kalter Kaffee …

„I'm pickin' up good vibrations … She's giving me excitations …I'm pickin' up good vibrations..“ wiederholte der Beach Boy den Refrain und Leah zwang sich mit einem Auge dem, um diese Uhrzeit so ekelhaft gut gelaunten, Wecker einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Das Lied war nicht gerade angetan ihre Laune zu verbessern, tat jedoch dennoch seine Wirkung und vertrieb die letzten Schleier des Tiefschlafs aus ihrem Geist. Müde war sie trotzdem.



„Ah Good good good good vibrations (Oom bop, bop, I'm pickin' up good vibrations)—„
„Ach halt endlich die Klappe!“
schnaufte die junge Frau und lies die Hand auf die Schnautzetaste des Weckers fallen der sofort verstummte und sie mit der überraschenden Stille alleine ließ.
Nach zwei Minuten kehrten die Beach Boys jedoch wieder zurück – genauso ekelig fröhlich wie zuvor und Leah schaltete den Wecker ganz ab und drückte sich vom Bett hoch, rieb sich die brennenden Augen. Nach den Tagen in denen sie immer wieder geweint hatte, waren diese leicht entzündet und fühlten sich an, als wären ihre Höhlen zu klein für sie aber es war schon wesentlich besser als die Tage zuvor.
Leah hatte beschlossen ihre wöchentliche Routine heute wiederaufzunehmen indem sie zu ihrem Trainingsplan zurückkehrte. Sie schwang die Beine vom Bett, saß einen Moment lang da, legte den Kopf in den Nacken und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht ehe sie sich wieder zurück aufs Bett fallen ließ und eine Weile zur Decke emporstarrte.



Schließlich jedoch erhob sie sich und tapste ins Bad, putzte sich die Zähne während sie ihrem Spiegelbild einen typischen „Frag mich nich wieso ich das tue, nachher wirst du mir danken“ Blick zuwarf und sich dann aus ihren Schlafklamotten schälte und unter die Dusche trat. Das warme Wasser tat fast sofort seine Wirkung und ließ sie sich gleich besser fühlen. Seufzend rubbelte sie sich ordentlich unter dem kräftigen Massagestrahl des Duschkopfes ab und erhöhte nach und nach die Temperatur des Wassers bis ihr Badezimmer von weißen Dampfschwaden förmlich überquoll.

Mit einem wahren Wohlgenuss legte sie den Kopf in den Nacken und ließ sich das warme Wasser ins Gesicht prasseln. Sie brauchte heute wesentlich länger als sonst, ehe sie es über sich brachte das Wasser abzudrehen und aus der Dusche zu steigen. Aber sie fand nach der vergangenen Zeit tat es ihrer Seele einfach zu gut um sich mit zehn Minuten dieser körperlichen Köstlichkeit zufrieden zu geben.



Sie schlang sich ein großes Badetuch um den schlanken Körper und türmte ein weiteres Handtuch auf ihrem Kopf in die Höhe. Lächelnd sah sie sich nochmal im Spiegel an und konnte nicht umhin über ihren Aufzug frech zu grinsen ehe sie die Tür öffnete und das Lächeln schlagartig verschwand. BRRRRRRRRRRkalt!




Jedoch war sie lediglich von der Dusche noch überhitzt und gewöhnte sich rasch wieder an die normale Zimmertemperatur als sie vor ihrem Kleiderschrank stand und sich ihr „Outfit“ für heute zurechtlegte. Ihre Sportklamotten harrten ihrer bereits im Tanzstudio.
Als sie aus der Tür in den frischen Sonnenschein trat sog sie die kühle, noch etwas feuchte Luft tief in die Lungen und seufzte zufrieden und wie zuvor unter dem warmen Wasserstrahl, wohlig auf.



Sie ging zielsicher über den Parkplatz und schwang sich auf ihr dort abgestelltes Motorrad, klappte das Standbein ein und steckte den Zündschlüssel ins Schloss. Mit dem Druck ihres Daumens erwachte der Motor zum schnurrenden Leben, ein sanfter Zug am Gashebel verwandelte das schnurrende Kätzchen zu einer grollenden Raubkatze und schickte zitternde Vibrationen durch das Chassis des Fahrzeugs.



Leah hatte ihre Simcatti noch nie wirklich „an die Leistungsgrenze“ bringen können und hatte es auch nicht vor. Sie fuhr sportlich, aber nie Waghalsig. In der Universitätsstadt war es ein Hochgenuss sich durch den Stoßverkehr hindurchschlängeln zu können, mit einer einfachen Drehung des Handgelenks eine kurze Strecke spurtend zur nächsten Abzweigung zurück zu legen und dann ausrollend die langen, schmalen Gassen entlang zu gleiten.
Außerdem war es einfach genial die Blicke der (meist männlichen) Mitstudenten zu sehen, wenn sie sich auf ihren schwarzen Panther schwang und davonbrauste. Als sie jetzt jedoch vom Parkplatz auf die Straße rollte ließ sie ihr Bike jedoch eher gemächlich dahinzuckeln und lenkte es entspannt an den Stadtrand wo ihr Studio lag und stellte ihren „Panther“ wieder ab.



Sie sah gerade Rebecca, eine der Sportstudentinnen gerade durch den Eingang schlendern und folgte ihr langsam. In der Umkleide traf sie auch auf Vikki, Sarah und Rana die sich ehrlich freuten das ihre „Yogarobic“ Gruppe zufälligerweise wieder einmal vollzählig war.



Leah ging zu ihrem Spind und zog sich um ehe sie den anderen in den abgetrennten, rein den weiblichen Mitgliedern des Tanzvereins vorbehaltenen Bereich folgte.
Rebecca hatte bereits die große Stereoanlage angeschaltet und ließ eine mitgebrachte, selbstgebrannte DVD in den schmalen Schlitz verschwinden. Die vier Frauen breiteten ihre Matten auf dem glatten Boden aus und nahmen Aufstellung, dehnten und streckten sich und unterhielten sich über die Ereignisse der vergangenen Woche. Leah verriet nicht, was sie noch bis gestern so geplagt hatte, sondern hörte heute mehr den anderen zu. Rebecca hatte ihre Eltern besucht und war mit Unmengen von Lebensmitteln und vorgekochten Speisen wieder zurückgekommen. Rana hatte einen neuen Freund und schien die Welt wie durch eine rosarote Brille wahrzunehmen, grinste die meiste Zeit einfach nur vor sich hin. Routiniert nahmen die vier Frauen die wechselnden Figuren des fortgeschrittenen Programms ein wobei die Gespräche nach und nach verstummten.




Leah war überrascht wie gut es ihrer Seele tat sich bewusst und konzentriert zu bewegen, den ganzen Körper nach und nach wahrzunehmen und das ziehende Brennen der Muskeln zu spüren. Nach zwei Stunden fühlte sich ruhiger und zufriedener als sie erhofft hatte, sie verspürte eine innere Kraft – eine Metallfeder die sich angezogen hatte und ihren ganzen Körper mit Energie zu versorgen schien. Das brachte sie dazu ihr „Spezialtrainings Programm“ noch hinten dran zu hängen.

Zuerst war sie sich extrem doof vorgekommen.

Bei Pole Dancing hatte sie natürlich zuerst an verruchte Nachtclubs und Stripperinnen gedacht aber bereits nach der zweiten Einheit war sie regelrecht angefixt vom Tanz an der Stange. Beinpressen und Hanteltraining hatten sich für sie nie richtig angefühlt auch wenn sie Muskeln aufbauen und nicht nur beweglich bleiben wollte.

Pole Dance vereinte beides und war dabei so vielseitig, dass sie immer wieder etwas Neues dazu lernte und begeistert war als Terence, der Besitzer des Studios diese besondere Art des Tanzes dauerhaft bei sich anbot.

Als sie in den fensterlosen Raum mit den beiden Stangen hinüberging stellte sie zufrieden fest das sie ganz alleine war, was sie aber nicht verwunderte da die Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene erst abends stattfanden. Sie schloss die Türe hinter sich und ging zu der Stereoanlage hinüber und drückte auf Play. Beim letzten mal war Brittney Spars „Work ❤️❤️❤️❤️“ übersteuert laut durch die Boxen gehämmert, was ihr nicht wirklich gefallen hatte. Man musste ja nicht auch noch die gängigen Cliché bedienen, oder ?
Jetzt jedoch stellte sie erfreut fest das eine anstachelnde aber nicht brutal vor sich hin hämmernde Rockmusik den Raum erfüllte. Auch wenn Jurney´s – Seperate Ways World im Gedanken eher zu Trainingseinlagen an Hantelbank und Sandsack einlud war die Musik von Geschwindigkeit und Takt ausgezeichnet dazu geeignet an der Stange zu tanzen.

Langsam schlenderte sie in die Mitte des Raumes und lehnte sich mit dem Rücken gegen das kalte Metall. Ganz unbewusst bewegte sie sich lasziver, fließender und doch natürlich als sie erst unmerklich, dann immer deutlicher anfing sich zur Musik zu bewegen. Ihre schlanken Finger umschlangen das blitzende Metall. Von dem Takt geführt stellte sie im Kopf ein Programm zusammen und sank sinnlich träge hin- und herwiegend in die Hocke ehe sie wieder nach oben schnellte, den Schwung ausnützte um mit einer schnellen Beinbewegung sich kopfüber in die Höhe zu schrauben und dann mit gespreizten, durchgestreckten Beinen langsam sich im Kreis zu drehen.



Die Bewegungen passten hervorragend zu der Musik und Leah spürte wie ihr Gleichgewichtssinn eingriff um sie in der Balance zu halten. Bewusst steuerte sie gegen um den Bewegungen das ruckartige, hetzende zu nehmen und fühlte wie die Kugellager der Stange sich zu drehen begannen und sie langsam einen Kreis beschrieb, dabei fließenden Schwung für die nächste Figur holte. Sie bog ihren Körper in jede Richtung, spürte ihre Bauchmuskeln sich anspannen, fühlte sich mit einmal eins mit der Musik und ließ sich vom Takt führen. Ihre Handflächen rutschten leicht über das blanke Metall und es quietschte kaum Hörbar als sie fester Zugriff und die Bewegung stoppte. Sie bog den Körper nach hinten durch, fasste dann die Stange mit der Innenseite ihrer Schenkel und löste den klammernden Griff ihrer Hände wieder, drückte ihren Überkörper von der Stange weg und streckte die Arme weit in den Raum hinaus aus, ohne das die Seitenrotation der Stange dabei stoppte.
Die Musik wechselte fließend über zu Alice Cooper – Hey Stoopid und auch ihre Bewegungen an der Stange wurden schneller. Leah sah zu dem großen Spiegel hinüber der die gegenüberliegende Wand bedeckte, achtete genau auf ihre Bewegungen die sich dem geänderten Rhythmus anpassten und schneller wurden – jedoch nie gehetzt wirkten. In dieser Beziehung war sie ihr eigener schlimmster Schulmeister und verzieh sich selbst am wenigsten unsauber ausgeführte Griffe oder Figurenwechsel.

Bereits nach kurzer Zeit fühlte sie den Schweiß zwischen ihren Schulterblättern herabrinnen und setzte ihre Füße wieder auf den Boden zurück, lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Stange und lächelte verführerisch sanft ehe sie sich wieder drehte, tanzte und sich drehte, an das harte Metall schmiegte und schließlich ganz zu Boden glitt. Drei lange Songs später begann ihr linker Bizeps zu zittern und versaute beinahe einen Figurenwechsel ihrer Choreographie, was ihr sagte, dass es wohl doch genug war für einen Tag. Tief sog sie die Luft in ihre Lungen und lehnte sich mit der Front gegen das nun warme Metall der Stange, drückte ihre Stirn gegen sie und wartete bis das ziehende Brennen in den Muskeln allmählich abebbte und sie wieder „sicher“ dastand.

Europe´s-Final Countdown schaltete sie gerade in den ersten Takten ab und sah die Anlage entschuldigend an. „Beim nächsten Mal“ murmelte sie verschwörerisch Lächelnd und griff sich einen der bereitstehenden Lappen und eine Sprühflasche um die Stange zu reinigen. Als sie danach wieder unter der Dusche stand spürte sie wie das Wasser fast massierend in ihre Muskeln griff und die kleinen Verhärtungen dort lockerte. Zufrieden Lächelnd zog sie sich wieder an, erfrischt und erfüllt von einer geradezu übersprudelnden Energie.
Als sie das Tanzstudio verließ war es gerade einmal neun Uhr genau die richtige Zeit für ein spätes Frühstück. Sie kuschelte sich enger in ihren Mantel hinein und ging die wenigen Meter zu ihrem Lieblings Internet-Kaffee zu fuß. Sie nahm unbewusst wahr das sie sich leichter, fließender … natürlicher Bewegte und stellte überrascht fest das sie sich Federleicht fühlte. Kurz sah sie nach oben und Lächelte den blauen Himmel an.



„Habs kapiert, Großmama…“ sagte sie leise, lächelte und spitze die Lippen um den vorbeiziehenden Schäfchenwolken einen Luftkuss zuzupusten.

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15.04.2023 12:52 (zuletzt bearbeitet: 15.04.2023 13:12)
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Hausmeister

Leah - letzter Post

Ort: Britchester Universitäts-Studentenwohnheim
Uhrzeit: 18:30 Uhr
Charaktere: Leah Cross
Story: Nur kein kalter Kaffee …


„Was haben wir?“ fragte Detective Kraddogg und tauchte unter dem Absperrband hindurch.

„Eine Leiche, weiblich etwa 20 bis 25 Jahre alt“ antwortete einer der Polizisten und wandte dem etwas beleibten Kriminalbeamten sein blasses Gesicht zu „ne verdammte Schande, Jason“ murmelte der und warf einen Blick auf den am Boden liegenden Körper.

Die junge Frau lag auf dem Rücken, den glasigen Blick in den teilnahmslosen, von Wolken verhangenen Himmel gerichtet. Strähnen von blonden Haaren klebten Blutverschmiert an ihrer Stirn und in ihrem Gesicht. Kraddogg vermutete das sie viel Sport getrieben haben musste als sie noch am Leben war. Ihrem schlanken Körperbau zum trotz wirkte die junge Frau durchaus kräftig. Auffallendstes Merkmal war jedoch …

„Wo sind ihre Klamotten?“ Er hob den Blick und sah den Officer fragend an, der zuckte nur müde mit den Schultern. Kraddogg verzog das Gesicht „Sexualdelikt?“ fragte er und eine neue Stimme antwortete ihm.

„Kann ich dir nicht sagen, Tom ... jedenfalls noch nicht aber es gibt einige Hinweise die dafürsprechen, vor allem die Abwehrverletzungen an den Unterarmen und den Schenkelinnenseiten.“ Der subalternde Pathologe, der bislang neben der Leiche gekniet hatte, hob den Kopf und lächelte auf seine so unnachahmliche Art zu dem jüngeren, aber zugleich älter wirkenden Detective auf. Wie üblich fragte sich Kraddogg wieso Doktor Ash Pulaski niemals betroffen wirkte, sobald er einen Tatort betrat – dafür aber ein vorzügliches Einfühlungsvermögen in den Sezierräumen der Pathologie an den Tag legte.

„Todesursache?“ fragte er obwohl er sich die Antwort bereits denken konnte. Der schrecklich zugerichtete Schädel ließ kaum eine andere Todesart wahrscheinlicher wirken.

„Trotz der vielen Schläge, die die bedauernswerte kurz vor ihrem Tod offensichtlich einstecken musste, glaube ich das die meisten Verletzungen postmortem zugefügt wurden. Viel Wahrscheinlicher scheint mir…“ der Arzt beugte sich vor, umfasste das Kinn der Toten mit einer Hand und den eingedrückten Hinterkopf mit der anderen „…dass unserem armen Mädchen hier das Genick gebrochen wurde.“ Zum beweis seiner Theorie führte er einige Bewegungen mit dem Kopf der Leiche aus, die bei einem lebenden Menschen so gut wie unmöglich gewesen wären. Ganz zu schweigen von den unterschwelligen knirschenden Geräuschen die, die Bewegungen in ihrem Nacken auslösten.
„Ich schätze den Todeszeitpunkt vor knapp vier Stunden.“

Gerade wollte Kraddogg sich noch nach eventuellen Besonderheiten fragen, als eine andere Stimme, dieses Mal von einer Frau, ihn den Kopf herumdrehen ließ.
„Ich hab in einer Mülltonne gegenüber einige Kleidungsstücke gefunden die unserem Opfer gehört haben dürften, auch eine Brieftasche mit Führerschein und einen Studentenausweis.“ Die Polizistin, die mit einem zusammengeknüllten Bündel in der einen Hand zu der Gruppe kam hob mit der anderen eine kleine Plastikkarte hoch. „Ein Motorradführerschein … und das Foto passt zu unserem Opfer.“

Detective Kraddogg schnaubte und wünschte sich, er hätte nicht zu rauchen aufgehört.
„Und wie heißt sie ?“ fragte er und bevor die Polizistin antworten konnte verbesserte der Pathologe, der sich schon wieder über die Tote gebeugt hatte ihn. „Sie heißt nicht mehr, sie hieß!“

„Was?“ Kraddogg verstand erst nicht, dann verzog er das Gesicht und setzte säuerlich hinzu. „Ja, ja schon gut .. wie HIEß sie?“
Die Polizistin hob die Plastikkarte vor die Augen und las vor, was darauf stand.

„Ihr Name war …“ Leah Cross tauchte ihre Hand in die Schale mit dem Popcorn ein und fischte sich, gebannt auf den Monitor ihres kleinen Fernsehers blickend, eine Portion heraus die sie ebenso gedankenverloren zum Mund führte und davon abbiss.

Sie hatte sich nach dem Basketballspiel nochmal geduscht, sich in ihre Lieblingsschlafklamotten (Shorts, Shirt und dicke Socken) geschmissen und rasant das Popcorn für ihren „heilligen“ Krimiabend zubereitet. Den Anfang hätte sie beinahe noch verpasst aber jetzt war sie voll in der Geschichte und beobachtete konzentriert die Abendteuer von Detective Tom Kraddogg und seinem Team.

Zufrieden kaute sie den gepoppten, leicht gesalzenen und gebutterten Mais während sie im Geiste schon eigene Vermutungen darüber anstellte wer der Mörder gewesen sein dürfte. Gut, in so einem frühen Stadium der Ermittlungen war so etwas nie leicht vorher zu sagen aber sie hatte ein ziemlich gutes Gespür für sowas – eigentlich wie alle weiblichen Vertreter in ihrer Familie, besonders in der Rutherfordischen Seite.
Wieder verschwand die Hand in der Schüssel mit dem festen, weißen Flocken als es an der Tür klopfte. Wurde ja auch Zeit!

„Ist offen!“ rief sie ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen. Raul streckte den Kopf zur Tür rein als er mit einer Plastiktüte in jeder Hand hereingehuscht kam und sich neben Leah aufs Bett setzte.
„Was hab ich verpasst?“ fragte er und reichte eine der Tüten weiter.

Früher hatte sich Raul nie wirklich was aus Kriminalgeschichten gemacht, dann hatter er mal zufälligerweise mit Leah zusammen einen angesehen und kurz darauf mit ihr zusammen einen halben Tag und eine Nacht lang fast alle Folgen von Inspektor Barnaby angeguckt. Seitdem war der Krimiabend bei beiden ein gemeinsames Wochenevent geworden.

„Nicht viel,“
sagte Leah „sie haben grade erst die Leiche gefunden.“ Doch Raul, der aus seinen Schuhen schlüpfte und sich tiefer ins Bett zog, schischte sie bereits an. “ Schhh-Schhh-Schhhh Nicht zu viel verraten!“

Leah grinste nur und entknotete die Plastiktüte, blickte hinein und zog dann einen der, in Alufolie gewickelten, Burritos hervor, reichte ihn an Raul weiter und holte für sich selbst den zweiten hervor.

„Ach übrigens“ meinte Raul und packte umständlich das knisternde Alupapier zur Seite „als ich grade über den Parkplatz gekommen bin, stand ein komischer Kerl vor der Türe und hat die Namensschilder auf den Briefkästen angeguckt.“
„Na und?“ fragte Leah, die ihre mexikanische Köstlichkeit wesentlich leiser auspackte „kann doch sein, dass er nen Brief oder ein Päckchen aufgeben wollte. Hier tauscht sich doch jedes Jahr die halbe Mieterschaft aus, da kann man schonmal durcheinanderkommen.“

„Ja schon,“ sagte Raul und biss ein großes Stück von seinem Burrito ab, kaute ungeniert wie ein Pirat zur Steinzeit und meinte dann mit vollem Mund „Aba er had schiemlich lange voa dein´m Fiefkaften gefanden..un´ er sah auch nich‘ nach nm Kuhier au‘.“

Er schluckte, sah sie dann schmunzelnd an und meinte süffisant „Er sah sogar richtig gut aus, willst du mir vielleicht irgendwas sagen? Vielleicht hast du ja noch jemanden zu deinem Krimiabend geladen und ich hätte mal das Glück heute Nacht DEINE süße Stimme durch die Wände schallen zu hören.“

Leah rollte mit den Augen „Ich hab dir doch gesagt, so schlimm ist es nun auch nicht das du ständig drauf rumreiten musst .. und nein, im Gegensatz zu dir weiß ICH mich zu benehmen " grinsend stubste sie ihn an " und nochmal NEIN, ich hab niemanden zu ‚unserem‘ Abend geladen.“ Sie schüttelte vehement den Kopf, biss nun ebenfalls ab und grübelte kurz.

Dann zuckte sie innerlich mit den Schultern. Vielleicht ein Studienkollege der sich nach ihrer „Trauerzeit“ bei ihr melden und einige Unterlagen vorbeibringen wollte? Oder möglicherweise sogar ein Nachlass-Beauftragter oder wie die Anwälte in solchen Fällen hießen ... aber wieso war er dann nicht zu ihr herauf gekommen? Wieder zuckte ein Teil von ihrem innersten mit den Schultern und ihre Konzentration richtete sich wieder auf den Fernseher.

… jedenfalls ein Teil ihrer Konzentration …


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