Forgotten Hollow Nr. 4 - Villa Blutrose

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11.04.2023 22:45 (zuletzt bearbeitet: 16.04.2023 13:09)
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11.04.2023 22:47
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Hausmeister

In der Villa war es still. Zu still.

"So wird das nichts!", denkt Lilly. Ihr Blick fällt auf die Dekospinne, die an der Wand hängt. "Schau nicht so!", knurrt sie, "anstatt zu glotzen und faul abzuhängen, könntest du mir doch einfach mal Ideen geben!"
Natürlich erwartet sie nicht wirklich eine Antwort, doch manchmal hilft es schon, ihren Frust herauszuschreien. Diesmal jedoch nicht.
"Vielleicht fällt mir nachher etwas ein!" Dabei hat sich Lilly fest vorgenommen, endlich dieses verdammte Kapitel zu einem Ende zu führen. "Verdammte Schreibblockade!", schreit sie. Immerhin ist es ein privates Projekt, für das keine Deadlines zu erfüllen sind.
Sie schaltet den Computer aus und erhebt sich. Speichern war nicht nötig gewesen. Die zwei Sätze, die sie während der Zeit hinzugefügt hat, haben ihr ohnehin nicht weiterhelfen können.



Der Fußboden des alten Gebäudes knarzt unter ihren Füßen. Eigentlich mochte Lilly die Villa bereits seit sie diese das erste Mal betreten hatte. Doch in Zeiten wie diesen, wenn Viktor bei der Arbeit und Viola in der Schule sind, können die Mauern auch ein wenig erdrückend wirken. Das sind halt die Nachteile, wenn der Autorenjob es erlaubt, auch von zu Hause aus zu arbeiten. "Wenn ich jetzt doch wenigstens raus könnte. Ein Szenenwechsel könnte mir durchaus helfen, neue Ideen zu finden." Ihre Gedanken schweifen ab. "Wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn ich Viktors Vorschlag mich zu verwandeln damals nicht angenommen hätte...", fragt sie sich, "War es ein Fehler, meine damaligen Freunde hinter mich zu lassen?"

Lilly geht ins Erdgeschoss hinunter. Als ihr Blick auf das verspielte Kätzchen am Fuße der Treppe fällt, kann sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Nein", korrigiert sie sich in Gedanken, "Es war es wert gewesen!" Keine ihrer damaligen Freundschaften war so intensiv gewesen wie die, die sie mit Viktor aufgebaut hatte.

Sie geht ins Klavierzimmer. Mini folgt ihr, und auch Misty, die Siamkatze, war nicht fern. Liebevoll streicht Lilly über das glatte, schwarze Holz des Musikinstruments. Sie klappt den Deckel hoch und beginnt zu spielen.


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11.04.2023 23:18 (zuletzt bearbeitet: 21.05.2023 18:19)
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#3
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Hausmeister

Titel: Die Familie Nebeljäger

Fluchend kommt Viola ins Haus gestürmt. Sie knallt die Tür zu und schmeißt den Rucksack auf den Boden. Lilly sieht nur kurz vom Klavier auf, ohne das Spielen zu unterbrechen. Obwohl sie im Nachbarzimmer ist, bekommt sie mit, dass Viola heimgekehrt ist.



Dass ihre Tochter schlecht gelaunt von der Schule kommt, ist nichts Neues. Normalerweise lässt Lilly sie dann eine Weile herumtoben und geht ihr solange aus dem Weg. Dann beruhigt sie sich schneller wieder als mit Ratschlägen, wie man doch besser mit Wut umgehen könnte. Und sie konnte Viola auch verstehen. Während es morgens noch erträglich ist, ist der Heimweg in der Nachmittagssonne nichts Erfreuliches für Vampire. Zum Glück geht es im Fledermausflug noch relativ schnell, aber angenehm ist auch die kurze Zeit nicht. Viola zu Hause zu unterrichten ist leider keine Alternative. Viktor hat es da einfacher, da sein Feierabend ohnehin in die Abendzeit fällt.

Violas Wüten wird leiser und ist bald nicht mehr zu hören. Offenbar ist sie hoch in ihren Raum geklettert und nun außer Hörreichweite. Als Lilly nach einer Weile dann doch mal nach dem Rechten sieht, hat sich Viola wieder beruhigt und ist am Zocken. "Willst 'nen Drink?", fragt Lilly. Viola schaut vom PC auf und nickt stumm. Sie pausiert ihr Spiel und folgt ihrer Mutter zur Bar.

Lilly mixt einen Plasma Jane zusammen und reicht ihrer Tochter das Getränk. Danach mixt sie das selbe für sich selbst. Das würde dem Durst erst mal eine Weile entgegen wirken. Was Viktor betraf, so würde er wie immer auf dem Rückweg von der Arbeit selbst nach einem unglücklichen Passanten suchen um zu trinken.



Als dieser schließlich heimkehrt, ist Viola wieder zu ihrem Spiel zurückgekehrt. Er begrüßt zuerst Lilly und danach die Katzen und wirkt gut gelaunt.



"Ich habe etwas, das dich sicher interessieren wird!", sagt er zu seiner Freundin und reicht ihr einen Zettel. Während Lilly diesen verwirrt entgegen nimmt, erklärt er: "Im Pausenraum im Labor werden immer mal wieder Werbezettel für irgendwelche Events ausgelegt. Und diesmal war auch etwas interessantes dabei." Nun erkennt auch Lilly, dass es sich bei dem Zettel um Werbung handelte. Neugierig liest sie den Text, nur um Viktor kurze Zeit später verwirrt anzuschauen. "Was soll ich denn mit Sprudelsaft?" Sie macht eine kurze Pause. "Und was ist Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump bitte für ein Name? Oder sind das gleich mehrere Leute, die das Event ausrichten?" Einen Moment schaut auch Viktor verwirrt, doch dann grinst er. "Keine Ahnung, wer Pippidotta oder wie auch immer die Namen lauteten, ist. Aber was den Zettel betrifft muss ich mich wohl vergriffen haben. Eigentlich wollte ich dir den hier geben!" Er reicht Lilly einen anderen Werbezettel, den er sich aus der Jackentasche holt. Lilly legt den Sprudelsaft-Zettel zur Seite. "Ich werde diese Adresse hier ebenfalls aufbewahren!", sagt sie, "das Event findet offenbar in einem Gartenhandel statt. Vielleicht kann ich an einem anderen Tag mal vorbeischauen, wenn es mal kein Sprudelsaft-Event gibt. Ich hatte mir ja eh schon mal vorgenommen, mal das Gärtnern auszuprobieren und vielleicht wird da was draus." Dann erst nimmt sie Viktors zweiten Zettel und faltet ihn auseinander. Viktor grinst. Dass ein Rocknacht-Event eher Lillys Interesse wecken wird, zweifelt er keinen Augenblick. "Ich werde dann mal unsere Tochter begrüßen.", sagt er, "ich kann mir schon denken, wo sie ist." Auf der Treppe dreht er sich noch einmal um. "Und viel Spaß beim Rocken!" Er muss Lilly nicht einmal fragen. Er weiß auch so, dass sie teilnehmen würde.


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11.04.2023 23:55 (zuletzt bearbeitet: 16.04.2023 17:54)
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#4
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Hausmeister

Bis zur Rocknacht ist noch ein wenig Zeit. Lilly und Viola, die ebenfalls mitkommen möchte, haben sich jedoch bereits in Schale geworfen. Lilly trägt Lilly eine Kombination aus rot und schwarz während sich ihre Tochter für das schwarze Kleid und die Kappe entschieden hat. Auch das Nietenhalsband war natürlich dabei, wie Lilly feststellen musste. Sie überlegt kurz und greift zu ihrer Sonnenbrille, die sie sich aufsetzt. Viola ahnt, wofür die Brille ist, doch sie sagte nichts. Bevor sie die Villa verlassen, dreht Lilly noch einmal um, um ihre Gitarre ebenfalls noch mitzunehmen. Sie ist noch nie in diesem Club gewesen und weiß ja nicht, was der anzubieten hat. Und falls es doch ein Reinfall werden sollte, hätte sie dann zumindest etwas dabei um sich von der Enttäuschung abzulenken. Alles in Allem freut sie sich jedoch auf den Abend. Wenn sie die Gitarre umsonst mitschleppt, wäre es halt so und auch kein Weltuntergang.

Sie verlassen gerade die Villa um sich schon mal auf den Weg zu machen. Viktor hatte ihnen bereits viel Spaß gewünscht. Es enttäuschte Lilly etwas, das er nicht ebenfalls mitkam. "Schade, dass er noch mit einem Arbeitsprojekt zu tun hat!", denkt Lilly, "ich hätte ihn gerne auch noch dabei gehabt." Doch da war nichts zu machen und so zogen die Ladys ohne ihn los. Gerade als sie das Tor zu ihrem Grundstück durchquert hatten, Lilly hält plötzlich an. "Du weißt, wie wichtig mir Musik ist!", sagt sie zu ihrer Tochter, "und ich möchte nicht, dass die Rocknacht vorzeitig endet wegen amoklaufender Vampire. Deshalb..." Viola unterbrach sie. "Schon klar. Ich soll mich benehmen. Also, ich freue mich ebenfalls auf ein wenig Rock'n'Roll und solange mir keiner krumm kommt kann ich meine Wutanfälle bestimmt auch zurückhalten." Lilly grinste. "Gut zu wissen. Aber eigentlich meinte ich eher, dass wir uns ein Opfer suchen um unseren Durst zu stillen bevor es losgeht." Nun ist es Viola, die grinste. "Moment mal, stand auf den Zetteln nicht, wir sollten gute Laune UND Durst mitbringen?" Lilly ist sich im Klaren darüber, dass das ein Scherz ist und ihre Tochter durchaus weiß, welche Art Durst auf den Zetteln gemeint ist. Das ist ein gutes Zeichen. Wenn Viola anfängt zu witzeln, (wie flach die Witze auch immer sein mochten) hat sie gute Laune. Lilly hofft nur, dass dies während des Abends auch so bleibt. Sie krault Moritz, der ihnen nach draußen gefolgt ist, noch einmal zum Abschied, dann machen sie sich auf den Weg in die Stadt.



Tatsächlich dauert es nicht lange, bis sich zwei verliebte Spaziergänger finden, die als Durststiller herhalten müssen. Für das Liebespärchen ist der Abend für heute wohl vorbei doch für die Vampire fängt dieser gerade erst an.

Lilly & Viola gehen Nach: Jazz Club


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11.04.2023 23:59 (zuletzt bearbeitet: 21.08.2023 08:42)
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#5
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Hausmeister

Titel: Viktors Hobby

Viktor blickt den Frauen hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen sind. Die Beiden hatten ihm vertraut. Sie hatten die Notlüge, er habe noch an einem Arbeitsprojekt zu tun, stillschweigend geglaubt. In Wahrheit gibt es jedoch einen anderen Grund, warum Viktor nicht zur Rocknacht mitwollte. Zwei Gründe, um genau zu sein. Der zweite Grund ist jedoch vergleichsweise unwichtig. Doch er entscheidet sich dazu, diesen zuerst anzugehen. Das würde nicht lange dauern.

Er läuft in den Keller. Dort liegt ein Pinguin herum. Kein echter, natürlich. Es ist ein gestricktes Dekotier, das er vor kurzem fertig gestellt hat. Viktor hebt ihn hoch und bringt ihn in in in die Bibliothek. Dort räumt er den Tisch frei, setzt den Pinguin darauf und macht ein paar Fotos, denn immerhin ist hier das Licht besser als im Abstellraum. Danach bringt er den Pinguin zurück. Hier würde er erst einmal warten müssen.


Die Fotos lädt Viktor am Computer hoch und öffnet die Seite vom Onlineshop Plopsy. Hier würde er sein Werk zum Verkauf anbieten. Es geht ihm beim Stricken mehr um die Arbeit an sich, als um das Geld, daher ist der Preis nicht zu teuer. Jetzt, da die Frauen außer Haus waren, muss Viktor nicht befürchten, dass diese ihm zufällig über die Schulter während er im Shop eingeloggt ist. Es ist ja schon peinlich genug, dass er sein Hobby vor seiner Familie nicht geheim halten konnte. Aber es wäre noch viel schlimmer, wenn sie auch noch seinen Online-Alias erfahren würden: Katzenprinzessin_Miaulina.

Dabei hatte Viktor einen guten Grund für diesen albernen Namen. Es ist ihm lieber, wenn die Käufer den Namen mit einem zwölfjährigen Mädchen assoziieren als mit einem bösen Vampir. Aber ob es nun einen Grund gibt oder nicht: Vor allem Viola würde sich sicher darüber lustig machen, wenn sie den Namen kennen würde.

Nachdem alles eingestellt ist, loggt Viktor sich aus und fährt den Computer herunter. Jetzt könnte er sich endlich um den Hauptgrund seiner Notlüge kümmern. Er muss unbedingt herausfinden, ob die Gerüchte, die er gehört hat, wahr sind..

Viktor: Nächster Post


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12.04.2023 01:24 (zuletzt bearbeitet: 21.05.2023 18:22)
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#6
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Hausmeister

Viola & Lilly : Vorheriger Post
Viktor: Vorheriger Post

Titel: Erzählungen

Lilly und Viola schaffen es gerade noch rechtzeitig zurück, bevor die Sonne aufgeht. Zufrieden und gut gelaunt singt Lilly den Refrain des Liedes: "I saw my baby with a girl last night...She had red hair and her dress was real tight!"
Sie kann es immer noch nicht glauben, dass sie auf die Bühne gerufen wurde. Am Ende des Konzerts hatte sie sogar noch Zeit gehabt, die Band nach ihrem Namen zu fragen: "The Stoned Tigers"
"Ein seltsamer Name", denkt sie, "aber irgendeine Vorgeschichte wird der wohl schon haben."

Viktor ist gerade mal fünf Minuten vor den Ladys nach Hause gekommen. Als er Lillys Gesang hört, packt er hastig den zweiten Brief in seine Jackentasche, den er eigentlich gerade lesen wollte. Das hat später auch noch Zeit! Er wartet, bis seine Freundin mit dem Refrain fertig ist. Er mag ihre Stimme zu sehr, um sie zu unterbrechen. Dann erst begrüßt er seine Familie: "Na, wie war's?" Doch so gut gelaunt, wie die beiden wirken, kann er sich die Antwort auf diese Frage schon denken.

"Super", sagt Lilly, "es gab sogar eine Liveband: The Stoned Tigers! Das war Rock vom Feinsten. So einen Abend würde ich gerne noch mal erleben. Bis auf den Kampf natürlich" Viktor horcht auf. "Welcher Kampf?" Wurden die beiden angegriffen? Aber wer würde so etwas wagen? Doch Lilly klärt ihn auf. Sie lässt nichts aus und erzählt von dem Drang, von der Bestie.. und wie die Musik ihr half, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. "Oh", sagt Viktor nur. Auch er hatte diesen Kampf durchstehen müssen. Doch das war lange, lange her. Er hatte es fast schon vergessen.
Nach einer Weile fügt er hinzu: "Es ist für unsereins besonders wichtig, einen klaren Kopf zu behalten. Du magst dieses Mal gesiegt haben aber wer weiß, ob sich die Stimme noch einmal melden wird. Pass auf dich auf!" Lilly nickte nur. "Wenn es noch mal passieren sollte, bin ich zumindest vorbereitet!" Sie hatte nicht vor, sich ihre jetzige gute Laune nehmen zu lassen. "Aber der Abend war trotzdem klasse! Ich durfte sogar auf der Bühne tanzen und sogar Viola war den ganzen Abend über so entspannt, dass sie niemanden zusammengeschrien hat." - "Die Frau, die mich so komisch angeschaut hat, war viel zu eingeschüchtert, was zu sagen!", fügt diese hinzu, "Da konnte ich völlig ungestört die Musik genießen. Und Mom beim Tanzen zusehen!" Die beiden erzählen nun weitere Details des Abends. "Ich bin nun sogar wieder motiviert genug, mein Buch fortzusetzen!", sagt Lilly am Ende, "aber nicht mehr jetzt. Ich werde erst mal ruhen!" Sie krault den drei Katzen noch einmal hinter den Ohren, und zieht sich dann in die Schlafgruft zurück.

Viktor sieht ihr nach. Eigentlich hat Lilly ja recht. Es war ein anstrengender Abend gewesen. Er beschließt, es seiner Freundin gleichzutun. Auch Viola hatte sich bereits auf ihr Zimmer verkrochen um zu ruhen.

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12.04.2023 01:47 (zuletzt bearbeitet: 21.05.2023 18:23)
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Hausmeister

Titel: Phils Anruf

Als Viola erwacht, sitzt ihre Mutter bereits vor dem PC und schreibt. Offenbar setzt sie nun endlich ihren Kriminalroman fort. "Na, wer ist diesmal der Mörder?", fragt Viola. Ihre gute Laune hält noch immer an. So eine Rocknacht sollte es öfters mal geben! Lilly greift zum Glas neben ihr und trinkt. Sich menschliche Opfer zu suchen ist tagsüber nicht zu empfehlen, und so muss Plasma Jane erst einmal ausreichen.

"Der Mathelehrer", antwortet Lilly auf die Frage ihrer Tochter, "und das, weil..." Doch bevor Viola das Mordmotiv erfahren kann, klingelt Lillys Handy, die auch gleich rangeht.

"Hallo?"
...
"Janni? So hat mich schon ewig keiner mehr genannt. Du weißt doch genau, dass ich diesen Namen nicht mehr nutze!"
...


Viola horcht auf. Sie kennt nur einen, der Lilly noch mit ihrem alten Namen aus ihrer Zeit als Mensch anspricht, beziehungsweise mit der Kurzform des Namens. Was könnte der jetzt nur wollen?

"Schon gut, schon gut!", führt Lilly das Telefonat fort, "Ich war nur .. ich habe nicht mehr mit einem Anruf von dir gerechnet. Der letzte ist wieviel Jahre her? Viola war damals noch eine Grundschülerin, wenn ich mich recht entsinne. Aber du rufst doch nicht nur an, um zu fragen, wie es mir geht. Worum geht es dir wirklich? Und woher hast du eigentlich meine neue Nummer?"

Zu gern hätte Viola mithören können, was die Person am anderen Ende der Leitung zu sagen hatte. Doch auch die eine Hälfte des Gespräches schien interessant zu werden.

Lillys Stimme wird lauter: "Du willst was??? Und du glaubst ich bin die richtige Wahl? Ich bin nicht mehr deine kleine Janni. Also, seit wann vertraust du mir? Seit wann vertraust du Vampiren??"
...

Lilly senkt ihren Arm und starrt verwirrt auf das Handy. Offenbar war die Antwort keine, mit der sie gerechnet hätte. "Ich... Das kommt zu schnell und überraschend. Gib mir etwas Zeit zum Nachdenken!", sagt sie nach einer langen Pause, "Ich melde mich!" Dann legt sie auf.

"Onkel Phil?", fragt Viola. Als Lilly nickt, fügt sie noch die Frage hinzu: "Und was wollte er?" Das Mordmotiv des mordenden Mathelehrers ist längst in den Hintergrund gerückt. "Hol mal deinen Vater, bevor ich es doppelt erzählen muss.". Dieser scheint ebenfalls gerade erst aufgestanden zu sein. Nachdem Viktor seiner Tochter gefolgt ist, nimmt Lilly noch einen Schluck aus ihrem Glas. Dann erst fängt sie mit der Erzählung an: "Er hat schon immer gerne gekocht. Und jetzt hat er offenbar ein Restaurant gekauft, das momentan noch renoviert wird aber bald wieder öffnen soll." Viola blickt verwirrt. "Und was hat das mit dir zu tun? Es ist ja nicht so, dass du noch essen müsstest."

"Er sucht für die Eröffnungsfeier einen Musiker und ist da wohl auf mich gekommen. Ein Piano sei vorhanden, meinte er. Und falls ihr jetzt denkt, dass er nach all den Jahren nur deshalb hier anruft, weil er auf kostenlose Dienste hofft, so muss ich euch enttäuschen. Er hat mir eine Gage angeboten."
Sie macht eine Pause. "Ich weiß allerdings nicht, was ich von seiner Begründung halten soll, warum er nicht einfach sonst einen Musiker engagiert.. Er meinte, er will versuchen, den Bruch zwischen uns zu kitten, der entstanden ist seit ich kein Mensch mehr bin." Lilly seufzt.[b] "Und trotzdem hat er lieber meinen alten Mädchennamen genutzt!"


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12.04.2023 01:56 (zuletzt bearbeitet: 21.05.2023 18:28)
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Hausmeister

Titel: Das zweite Gedicht

- ein paar Stunden nach Phils Anruf -



Viktor mixt sich an der Bar einen Plasma Jane zusammen. Der Abend ist immer noch nicht angebrochen und irgendwie muss man die Zeit bis dahin ja überbrücken. Er beobachtet die beiden erwachsenen Katzen, die in eine spielerische Balgerei verwickelt sind.



Der Vampir lächelt. Die Tiere hatten sich von dem Moment an gemocht, als sie sich das erste Mal gesehen hatten. Und auch jetzt noch haben sie Spaß zusammen. Auch er schätzt Lilly nach wie vor, trotz ihrer Unterschiede und trotz der Zeit, die mittlerweile vergangen ist. Sie nahm ihn damals so wie er ist. Sicher, Streit gibt es immer mal zwischendurch. Aber die Freundschaft mit ihr ist viel zu groß, um daran zu zerbrechen.
Und trotzdem vertraust du ihr nicht genug um ihr die Sache mit Rasputin zu erzählen!", meldet sich eine Stimme in ihm, "Warum verheimlichst du es ihr?" Viktor ignoriert sie. Er hat in seinem Leben schon viel schlimmere Dinge getan um sich jetzt mit Gewissensbissen abzugeben. Und sei es nur, ungefragt von anderen Leuten zu trinken. Aber apropos Rasputin... Viktor fällt der zweite Brief in seiner Jackentasche wieder ein. Er holt ihn hervor und beginnt zu lesen:

Zitat

Mein liebstes Raspilein,
Du musst endlich mein sein!

Ich schreib' mit meinem Federkiel
denn deine Liebe ist mein Ziel.

Mit dem Federkiel mal ich dir ein Herz,
und doch gibst du mir nichts als Schmerz.

Ach, Raspi wärst du bei mir
Denn eines sag' ich dir:

Mein Herz geb ich dir immerzu
sogar den Federkiel dazu!



"Oh Gott", sagt Viktor, "dieses Geschreibsel ist ja sogar noch schlimmer als das Erste! Ich hätte nicht gedacht, dass das überhaupt möglich ist!" Es ist in der selben Handschrift abgehalten wie der erste Text. Die Schrift wirkt feminin, aber das kann auch einfach nur eine Tarnung sein. Denn mittlerweile glaubt Viktor nicht mehr daran, dass es sich nur um ordinäre Liebesbriefe handelt. Zu auffällig sind die Wiederholungen bestimmter Worte in beiden Gedichten. Im ersten Text waren es neun rote Rosen. Und hier dreht es sich ständig um einen Federkiel. Das kann doch kein Zufall sein! Auch die Tatsache, dass sie sich in einem Geheimversteck befanden, unterstützt diese Theorie. "Vielleicht sollte ich mal wieder die Ruinen besuchen und diesmal gezielt nach roten Rosen und Federkielen suchen!", sagt sich Viktor, "Nur nicht gerade jetzt, in der Tagessonne!"

Er wirft einen erneuten Blick auf die Miniaturtiger. Noch immer balgen die beiden miteinander.



Viktor sieht ihnen noch eine Weile zu. Dann steht er auf. Er faltet den Brief zusammen und verstaut ihn wieder in seiner Jackentasche, wo auch der erste Brief noch liegt. Ob sich Lilly wohl bereits entschieden hat, was sie aus Phils Angebot macht? Der Vampir steigt die Treppe hinauf. Bestimmt ist sie noch immer mit ihrem Krimi beschäftigt. Er findet sie tatsächlich am PC und fragt sie.



"Phil und ich hatten damals eigentlich ein ganz gutes Verhältnis!", erklärt diese, "Doch so ganz scheint er es auch jetzt noch nicht verkraftet zu haben, dass ich mich für ein Leben mit dir entschieden habe. Wie so viele andere hat auch er irgendwann den Kontakt abgebrochen. Soll ich jetzt so tun, als sei das nie passiert??" Viktor schweigt. Er merkt, dass er einen wunden Punkt getroffen hat. Es war schon schlimm genug, dass Lillys ehemaliger Vermieter sie einfach rausgeschmissen hatte. Aber auch Leute, von denen sie dachte, sie seien Freunde gewesen, hatten ich von ihr abgewandt. Kein Wunder, dass Lilly 18 Jahre lang gebraucht hat, um sich wieder unter Menschen zu wagen.

"Naja so ganz unbegründet ist der schlechte Ruf unsereins ja auch nun wieder nicht!"
, sagt er schließlich, "Und vielleicht ist es gut, wenn du dich an den Blutgeruch von Menschengruppen gewöhnst. Nicht immer wird es die Möglichkeit zur Musik geben, um dich abzulenken. Da solltest du es ausnutzen, wenn du unter Menschen bist, und trotzdem noch Klavier spielen kannst." Erinnerungen kommen hoch. Erinnerungen an einen alten Freund, der gestorben ist, weil er seine Blutgier nicht unter Kontrolle hatte und sich nicht einmal von der Tageszeit abhalten lassen konnte um zu jagen. Idiot! Auch wenn so etwas nur sehr selten und meistens nur bei frisch verwandelten Vampiren geschieht, hat es Viktor eines gelehrt: "Es ist wichtig, einen klaren Kopf zu behalten!", sagt er deshalb noch einmal, "Und außerdem ist eine Gage auch nicht zu verachten. Früher oder später werden wieder Renovierungskosten anfallen in diesem alten Gebäude! Und wenn du immer noch nicht überzeugt bist, kann ich ja auch mitkommen. Also, falls dir das helfen sollte." Lilly denkt nach. "Ich glaube nicht, dass Phil das gutheißen würde. Er mag dich nicht! Auch wenn ich dich durchaus gerne dabei hätte."

Eine Weile schweigt Viktor, dann fasst er einen Entschluss: "Ich werde inkognito mitkommen, als einer der Gäste. Mit Sonnenbrille und so. Für die Ohren fällt mir sicher auch noch was ein, vielleicht kann ich ja auch die Haare drüber legen. So häufig hat Phil mich dann auch wieder nicht gesehen, also denke ich nicht, dass er sich noch an mein Aussehen erinnert. Da werden ihm auch meine Narben nicht verraten, wer ich bin. Falls du deine Kontrolle behältst, ist ja alles gut und ich kann dein Konzert genießen. Und falls es Probleme gibt, werde ich dir helfen!" Lilly sah Viktor an. Dann stand sie auf und umarmte ihn wortlos. Er hatte sie überzeugt.



Egal, was für Dinge Viktor in seinem Leben getan hat.. Lilly schafft es immer wieder, auch seine weiche Seite hervorzulocken. Er würde sie beschützen, wenn dies nötig werden sollte.

Lilly: Nächster Post


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12.04.2023 10:59 (zuletzt bearbeitet: 27.07.2023 08:38)
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Hausmeister

Titel: Die Verkleidung

Obwohl Viktor seine Haare normalerweise lieber hinter die Ohren klemmt, damit sie ihm nicht ins Gesicht fallen, trägt er sie diesmal anders: Denn diesmal geht es ihm darum, die Ohren zu verstecken. "Na, wie seh' ich aus?", fragt er seine Tochter, während er sich zusätzlich noch die Sonnenbrille ins Gesicht zieht. "Wie ein Hippie-Opa!", antwortet die Angesprochene, "aber es könnte funktionieren. Immerhin eignen sich deine Haare besser dazu spitze Ohren zu verstecken als die von Mom!"



Viktor hat keine Erfahrung mit Tarnungen. Es war nie nötig gewesen. Doch für Lilly würde er auch das tun. Und mit Violas Hilfe war es ihm gelungen.


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12.04.2023 11:58 (zuletzt bearbeitet: 21.05.2023 18:36)
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Hausmeister

Lilly kommt von Restaurant Panorama

Titel: Zeit für Zwei

Als Viktor seine Freundin heimkommen hört, hat er seine Tarnung längst wieder ausgezogen. Bis zum Event dauert es ohnehin noch eine Weile. Lillys Besuch bei ihrem Bruder hat nicht lange gedauert und die Nacht ist noch nicht zu Ende.

Er wartet bereits an der Haustür. "Komm", sagt er, "lass uns den Rest der Nacht genießen!"



Eigentlich hat Lilly sich für das Klavierkonzert vorbereiten wollen, doch das könnte sie immer noch tun, wenn die Sonne aufgegangen ist. Sie grinst: "Was hast du vor?" - "Mal eine Nacht nur für uns beide!", ist die Antwort, "Eine Nacht, bei der wir uns keine Gedanken machen müssen um deinen Bruder oder um..." Beinahe hätte er Rasputin gesagt, doch er hält sich noch im letzten Moment zurück. "Vielleicht erzähl ich dir mal davon, Lilly. Aber nicht jetzt!" Lilly scheint jedoch nicht aufzufallen, dass der Satz unvollendet bleibt oder sie kommentiert es zumindest nicht. Sie schlüpft in andere Klamotten. Dann folgt sie Viktor durch die Nacht.

Viola sieht ihren Eltern kopfschüttelnd nach. Erwachsene... Doch so spontan, wie sie die sturmfreie Bude bekommen hat, ist die Zeit einfach zu knapp, dies auszunutzen. Es ist zu kurzfristig, etwas zu organisieren, zumal sie nicht wüsste, mit wem. So tough und abweisend wie sie sich gibt, hat sie nicht viele Freunde. Auch der Ruf der Vampire im allgemeinen ist ihr da keine große Hilfe.
Als sie noch jünger war und sich ihre Kräfte noch nicht manifestiert hatten, war das anders gewesen. Damals hatte sie keine Probleme gehabt, Spielpartner zu finden. Kinder hatten einfach weniger Vorurteile als die Erwachsenen.

Sie zuckt die Schultern. Während des Nachtmahl-Events würde sie ja erneut sturmfreie Bude haben. Da könnte sie vielleicht mehr organisieren. Für heute Nacht würde Zocken jedoch ausreichen, um sich die Zeit zu vertreiben.



Viktor & Lilly gehen nach Willow Creek, Magnolienblütenpark
Viola nächster Post - Jazz Club


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