Willow Creek Nr. 16 - Haus Darkholme

12.04.2023 22:38 (zuletzt bearbeitet: 29.04.2023 10:56)
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#1
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Original von Julchens77 - modifiziert von RivaBabylon
Eingangsbereich:

Wohnzimmer (links vom Flur):

Küche (rechts vom Flur):

Schlafzimmer Raven:

Schlafzimmer Rogue:

Schlafzimmer Kurt:


Praxis:



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23.04.2023 11:40 (zuletzt bearbeitet: 16.07.2023 22:35)
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#2
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Hausmeister

Charaktere: Raven, Rogue, Kurt
Geschichtsstrang: Eine ganz normale Familie



"Oh, komm schon, Mom, das kannst du mir nicht antun."
Die hochgewachsene Frau schaut ihren Teenager gespielt entrüstet an.
"Ich tu dir überhaupt nichts an, Kurt. Das ist der Job, der mir angeboten wurde und ich freue mich darauf."




"Das ist bestimmt ein ganz tolles Projekt, Mom. Aber kannst du das nicht an einer anderen Schule machen?"
"Es reicht mir jetzt."
Ravens Blick wird deutlich strenger. "Ich werde ab Winter an deiner Schule arbeiten. Du wirst mir das nicht mies machen." Sie beugt sich zum Ofen, um den Auflauf heraus zu nehmen. "Und jetzt tu mir den Gefallen und hole deine Schwester zum Essen."



"Ja, Ma'am." Dort, wo gerade noch der Teenager stand, bleibt nur eine Wolke aus Rauch zurück, die sich binnen weniger Sekunden auflöst.
Raven seufzt. Sie mag es nicht, wenn sich ihr Sohn teleportiert - dieser Schwefelgeruch liegt ihr jedes Mal schwer in der Nase.




"So schlimm ist das nicht. Die meiste Zeit wirst du sie gar nicht sehen." Rogue schmunzelt ihrem jüngeren Bruder liebevoll entgegen.
"Es geht nicht darum, wie oft ich sie sehen werde, sondern ..." Der schlacksige Teenager stockt und schaut betreten auf den Boden.
"Raus mit der Sprache, Großer, was ist das Problem?"
"Ich bin nicht sonderlich beliebt an der Schule."
"Was bedeutet das?"
Die Ältere mustert ihren Bruder fragend. "Du bist nie in Schlägereien geraten und auch sonst gab's keine Geschichten."
"Weil mich niemand sieht, Rogue. Für die anderen existiere ich gar nicht."




Einen Augenblick schweigt und überlegt die deutlich kleinere Frau, bevor sie zur Antwort ansetzt:
"Könnte das daran liegen, dass du dich unsichtbar machst? Ich meine, hast du einem von denen überhaupt mal die Chance gegeben, dich zu bemerken?"
"Vermutlich nicht."
"Und jetzt, was? Hast du Angst, das könnte sich ändern, weil deine Mutter die Schulpsychologin wird?"




"Ist das albern?" Ein unsicheres Lächeln umspielt das lange Gesicht des blauhäutigen Jungen.
Rogue steht auf und stemmt eine Hand in die Hüfte.
"Kurt, du brauchst dringend mehr Selbstvertrauen." Im Vorbeigehen knufft sie ihm aufbauend am Oberarm. "Komm schon, Großer, sonst verpassen wir das Essen. Du weißt, dass Mom nicht wartet."
Mit diesen Worten verlässt sie das Zimmer und geht die Treppe herunter.



Raven setzt sich gerade an den Tisch, als sie die Schritte ihrer Tochter hört.
"Ihr kommt gerade rechtzeitig - den Tisch habe ich schon gedeckt."
"Entschuldige, Mom. Wir hatten noch etwas zu besprechen."

Raven nickt und verkneift sich einen Kommentar. Ihr ist bewusst, was so dringend war.
"Wir werden uns ums Abräumen kümmern." Rogue setzt sich, dicht gefolgt von ihrem Bruder. "Stimmt's, Kurt?"
"Natürlich."
, nickt er.

Einem nach dem Anderen füllt Raven etwas auf den Teller.
"Also? Was möchtest du mir sagen?", fragt sie, ohne jemanden anzusehen.
Rogue weiß, dass das Interesse an sie gerichtet ist.
"Ich weiß jetzt, was ich machen werde.", beginnt sie.
"Das freut mich zu hören. Wie hast du dich entschieden?"



"Ich möchte anderen Sims helfen. Ich will Suchtberaterin werden."
Raven legt das Besteck ab und fixiert ihre Adoptivtochter. Auch Kurt schaut sie aus großen Augen an. Er freut sich, dass seine Schwester endlich eine Wahl getroffen hat. Seit über einem Jahr hat sie nun 'in sich hinein gehorcht' - wie sie es nannte.
"Das ist eine gute, wichtige, aber auch äußerst anstrengende Arbeit. Bist du dir auch wirklich sicher, dass es das ist, was du willst?"
, fragt Raven.
Rogue nickt. "Ja, das bin ich. Ich denke schon eine Weile darüber nach. Ich weiß, wie es ist, mit Suchtkranken leben zu müssen. Ich will nicht, dass mir diese Erfahrung noch länger eine Last ist. Ich will sie nutzen. Und ich will helfen."



"Dann wird es mir eine Freude sein, dich dabei zu unterstützen." Raven senkt den Blick und beginnt zu essen. "Ich nehme an, du wirst studieren?"
Die junge Frau nickt. "Meine Bewerbungen habe ich gestern abgeschickt."
"Du wirst ausziehen?"
Kurt steht die Sorge ins Gesicht geschrieben. Das Verhältnis zu Rogue ist ihm enorm wichtig.
"Nicht unbedingt. Kommt drauf an, an welche Uni ich gehe.", kaut seine Schwester.
"Was willst du tun, wenn du erst für nächstes Jahr angenommen wirst?", fragt Raven. "Ich finde, du hast lange genug Freizeit gehabt. Und das Wintersemester beginnt schon bald. Deine Bewerbungen kommen möglicherweise zu spät."



"Keine Ahnung." Rogue zuckt mit den Schultern. Was will ihre Mutter damit sagen? Es ist nicht so, dass sie das letzte Jahr faul herumgelegen hat. Sie hat viel nachgedacht, recherchiert und sich geistig und körperlich auf neue Herausforderungen vorbereitet. Das sollte doch auch etwas zählen.
"Wenn du darauf bestehst, werde ich wohl bis dahin einen Job annehmen. Darüber denke ich noch nicht nach."
"Was ist mit dir, Kurt?"
Raven wendet sich ihrem Sohn zu.
"Ich?", fragt er mit großen Augen. "Ich bin erst sechzehn."
"Mach es bitte nicht wie deine Schwester und fang erst an darüber nachzudenken, wenn du dein Abschlussdiplom in der Hand hältst."
Die ungleichen Geschwister tauschen stumme, aber vielsagende Blicke aus.



"Wirst du zu der Party gehen?", bohrt die Mutter weiter nach.
"Welche Party?"
"Die Halloween-Party an deiner Schule."
"Oh, das ist eine tolle Idee."
Rogue strahlt begeistert.
"Nein, ist es nicht.", protestiert der Teenager. "Ich will da nicht hin."
"Was? Wieso nicht?"
Die Tochter gerät ins Schwärmen, als sie an ihre Party zurück denkt. "All die coolen Kostüme und die Deko, ach, das wird dir gefallen."
"Du musst es natürlich selbst entscheiden, Schatz. Aber therapeutisch möchte ich dir dringend dazu raten. Es wäre eine wunderbare Übung für dich."
"Ich denke darüber nach."
, murmelt Kurt. Er weiß, es hat jetzt keinen Sinn, eine Diskussion anzuzetteln. Und irgendwie haben sie ja auch recht. Er würde sich so gern mehr unter die Leute mischen. Wenn da nicht ständig dieses Gefühl wäre ...



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23.04.2023 12:55 (zuletzt bearbeitet: 16.07.2023 22:36)
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Hausmeister

Rogue - letzter Post

Charaktere: Rogue, Raven
Geschichtsstrang: Eine ganz normale Famlie Teil 2



"Und wenn ihr noch etwas braucht, zögert nicht, zu mir herüber zu kommen." Rogue zwinkert den Bauarbeitern zu, die gerade am Anbau des Hauses arbeiten. Gerade hat sie den Männern ein Erfrischungsgetränk gebracht und sich mit ihnen unterhalten.
Als sie sich herumdreht steht plötzlich Raven vor ihr. Die junge Frau erschrickt und beginnt zu lachen.
"Du sollst dich doch nicht immer so anschleichen.", belehrt sie die Ältere.
"Und du sollst dich nicht jedem so an den Hals werfen." Raven deutet mit einem strengen Blick auf die Arbeiter. "Die sollen die Praxis bauen und nicht mit dir flirten. Kein Wunder, dass es hier so schleppend voran geht." Missbilligend betrachtet die Auftraggeberin die Baustelle, bevor sie - gemeinsam mit ihrer Tochter - zum Wohnhaus herüber geht.
"Ach, Mom,", winkt Rogue ab, "wieso nicht zwischendurch ein bisschen Spaß haben? Ein kleiner Flirt tut niemandem weh und steigert das Ego."
"Irgendwann wird dir das zum Verhängnis werden, Liebes."
"Und dann werde ich nicht sagen, du hättest mich nicht gewarnt."
, vollendet die Tochter den Satz.
"Ich wünschte, du würdest meine Warnung ernst nehmen, Rogue." Die Außerirdische legt besorgt eine Hand auf die Schulter ihres Menschenkindes.
Die Jüngere lächelt erhaben.
"Zwing mich doch."
"Bei Sihal, das wirst du mit wohl ewig vorhalten, oder?"

Rogue überlegt gespielt und nickt dann:
"Ja vermutlich werde ich das. Es sei denn, du zwingt mich, aufzuhören."
"Ich habe mich um dich gekümmert, Rogue, als es niemand sonst tun wollte."
, protestiert die Ältere.
"Ja, stimmt. Und dafür bin ich auch dankbar, Mutter." Die junge Frau betont das letzte Wort übertrieben. "Aber so ganz uneigennützig war das nicht."



"Das habe ich dir erklärt. Und es ist nicht in Ordnung, dass du immer wieder damit anfängst."
"Schon okay, Mom, ich komme damit zurecht. Ich frage mich allerdings, was du mit Kurt vor hast."
"Ich habe überhaupt nichts mit ihm vor. Er ist mein Sohn."
"Den du jahrelang bei seinem Vater gelassen hast, obwohl du wusstest, dass der MINDESTENS EINE Schraube locker hat."

Im Haus angekommen, gehen die Frauen in die Küche. Rogue entdeckt den Poststapel auf der Arbeitszeile und schaut die Briefe durch, ob etwas für sie dabei ist.
"Ich frage mich manchmal,", fährt sie währenddessen unbehelligt fort, "ob du deine Kinder absichtlich verhunzt, damit du sie dann therapieren kannst." Jetzt schaut sie ihrer Mutter direkt in die Augen. "Sag mal, Mom, sind wir Übungsobjekte für dich?"
"Das reicht jetzt, Rogue." Raven hält ihrem Blick mühelos stand. Mit ruhiger, aber fester Stimme beendet sie dieses Gespräch.
"Lass mich allein. Bevor ich dich wirklich zu etwas zwinge."
Die Jüngere geht lachend nach oben. In ihrer Hand hält sie einen Umschlag, auf dem ihr Name steht.



In ihrem Zimmer widmet sie sich zuerst ihrer Meditation. Nach einem aufreibendem Gespräch entspannt sie sich gern auf diese Weise.
Als sie wieder im Hier und Jetzt ankommt, fällt ihr schnell der Brief wieder ein. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, von wem er kommen könnte. Es wird eine Antwort auf ihre Uni-Bewerbungen sein. Nervös öffnet sie den Umschlag und pult das Papier heraus.
"Sehr geehrte Frau D'Arcanto. Mit Freude möchten wir Ihnen mitteilen, dass Sie sich zum Wintersemester diesen Jahres an unserer Universität einschreiben können. Dazu bitten wir Sie um Kontaktaufnahme auf einem der folgenden Wege..."
Ungläubig starrt Rogue auf das Papier in ihrer Hand. Sie hat tatsächlich einen Uni-Platz bekommen.



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23.04.2023 16:08 (zuletzt bearbeitet: 24.04.2023 07:03)
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Hausmeister

Blaze - letzter Post

Charaktere: Blaze / Raven
Geschichtsstrang: Blaze beim Psychologen




Genervt kickt Blaze einen Stein vor sich her während er zu Fuss nach Willow Creek geht. Wenigstens den Bus könnte sein alter Herr ihm spendieren, wenn er schon sein BMX verscherbelt. Einfach unfassbar. Eine Hand in der Tasche, den Blick auf die Strasse, in der anderen Hand eine Kippe, blickt er irgendwann bei einem Wohnhaus auf, zieht das Handy aus der Tasche und schaut auf das aktive Navi. Sie haben ihr Ziel erreicht. Das Ziel befindet sich auf der linken Seite. Er betrachtet das Wohnhaus bis er einen weiteren Eingang entdeckt der darauf hindeutet, dass dort der Eingang zur Praxis ist. Ein wenig nervös macht ihn das jetzt. Die Worte seines Vater hallen in seinem Kopf wie ein Echo in einer tiefen düsteren Höhle. ...wenn du mit 35 von einer Autobahnbrücke springst, weil du so ein Versager... Irgendwo leuchtet ihm das ein, dass wenn irgendwo auf seiner Bewerbung steht er sei von der Schule geflogen, es keinen besonders guten Eindruck hinterlässt. Ganz anders wäre es, wenn er selbst entscheidet zu gehen. Da ist er sich ziemlich sicher. Er zieht ein letztes mal an der Kippe und schnippt den Stummel auf die Strasse. Er legt die Hand an die Tür, stößt den letzten Rauch aus und drückt sie auf um einzutreten.



Es riecht steril. Nicht zuletzt weil alles recht neu wirkt. Die Wände wirken, als wären sie neu gestrichen und Blaze glaub die Farbe riechen zu können. Sofort vermisst er seine Spraydosen. Im Wartebereich nimmt er auf einem Stuhl platz. Die neusten Ausgaben von irgendwelchen Gesundheitsmagazinen und Broschüren für diverse Aktivitäten und Programme liegen bereit, die er aber nicht anrührt. Er legt den rechten Fuss aufs linke Knie, lehnt sich tief in den Sessel zurück und tippt auf dem Handy rum.



Die Uhr schlägt zur vollen Stunde, als sich eine Tür öffnet. Eine freundlich blickende, blauhäutige Frau lächelt dem Schüler auffordernd entgegen.
"Blaisdell, bitte." Sie tritt einen Schritt zur Seite, um den Weg ins Behandlungszimmer frei zu geben.



Blaze schaut auf und bleibt eine Sekunde sitzen. Die blaue Farbe irritiert ihn und gleich darauf die Gesichtsform und die Augen. Dabei ist das nicht das erste Alien was er sieht. Da gibts doch diesen neuen Schüler, Ko...K...Ku...irgendwas. Er geht mit einer Vampirin, also was wundert er sich eigentlich noch. Er steht auf steckt das Handy in die Tasche und tritt vor ihr durch die geöffnete Tür.



Sie bietet ihm mit einer Geste einen der zwei Sessel und setzt sich in den anderen. Einen Moment betrachtet sie ihren neuen Patienten, bevor sie die Sitzung einleitet:
"Ich bin Dr. Darkohlme und ich freue mich, dass Sie es her geschafft haben." Das Klemmbrett, das sie in ihrer Hand hält, legt sie auf dem Schoß ab. "Wir wissen beide, warum Sie hier sind. Aber ich würde gern erfahren, wie es dazu kam. Aus Ihrer ganz persönlichen Sicht. Was können Sie mir dazu erzählen?"



Der Teenager setzt sich aufrecht hin, beide Füsse auf den Boden, streift die Mütze ab und mustert die Psychologin zurück während sie ihn ansieht. Jetzt kommt es auf die guten alten Blaisdell-Manieren an und er wird sich ganz genau überlegen was er sagt. Er kennt Gespräche wie diese, aber diesmal ist er älter und er muss auf mehr Dinge achten.
Er ist hier weil die Schule, Unruhestiftern wie ihm kein Abschlusszeugnis aushändigen will. Er denkt nach, dann sagt er: "Es war Halloween und das ist die Nacht der Streiche." Er muss sich ein wenig zwingen nicht die Arme zu verschränken und in seine übliche abwehrende Haltung zu fallen. Also hebt er die Schultern. "Hat wohl nicht den Humor von allen getroffen...."

Die Rothaarige zuckt schmunzelnd mit einer Augenbraue und nickt langsam. "Ich hörte, Sie haben ein Blutbad angerichtet. Und einige Ihrer Mitschüler schwer verstört."

Ein Blutbad. Blaze rollte die Oberlippe ein und verkneift sich ein Grinsen. "Haben Sie nie den Film Carrie gesehen? Das ist ein Klassiker." Sein Gesichtsausdruck wird wieder neutral. Wen soll er denn mit Farbe verstört haben? "Mein Gedanke dahinter war ein... Kult-Akt." Oder so.



Natürlich kennt die Therapeutin den Film. Sie hat ihn in ihrer Jugend ein Dutzend mal gesehen. Doch als Profi darf sie sich nicht anmerken lassen, dass sie den Streich gelungen findet. Immerhin hat der Schüler für Chaos gesorgt und das Eigentum der Schule missachtet. Sie notiert sich etwas auf ihrem Papier und beobachtet die Körperhaltung ihres Gegenüber. Er wirkt durchaus beherrscht. Der Junge ist nicht dumm und natürlich verhält er sich so, wie es ihm vorteilhaft erscheint.
"Das ist nicht das erste Mal, dass Sie aufgefallen sind, wenn ich Ihrer Akte glauben darf. Was für Gedanken hatten Sie bei den anderen Aktionen?"



Welche von den Tausend? Blaze atmet ein. Wie viel kann er erzählen? Reicht es, wenn alles irgendwo einen nachvollziehbaren Grund hat? Gibt es überhaupt einen nachvollziehbaren Grund? Laut seinem Vater und den meisten Lehrern nicht. Mal sehen. Die Sprinkleranlage die Schaum gespuckt hat und die die ganze Veranstaltung zu einer Rutschpartie verwandelt hat.... "Die Schaumparty bei der Schulveranstaltung davor war auch nich' böse gemeint. Andere Leute bezahlen um auf solche Partys zu können." Betonung auf auch. Er sieht Frau Darkholme an und lächelt ein wenig. "Und das zerkratze Auto von Madame Fouchè war Rache." ergänzt er prompt und ehrlich. "Wir hatten die alte Karre mit abwaschbarer Farbe besprüht, es war ein Kunstwerk. Und der alte Konrektor hat uns gezwungen es zu waschen." In Blaze Akte steht bestimmt, dass das einzige Fach in dem er nicht komplett versagt, sondern im Gegenteil besonders herausragt, der Kunstunterricht ist. Alles mit Farben, Bleistiften, Pinseln und vor allem Spraydosen. Das Auto und die 'Kunst' auf dem Auto waren ihm total egal, es war einfach nur der Konrektor Proshinsky den er gehasst hat. "Das war nich' fair. Und wir waren sauer." Blaze glaubt nicht, das so alte Geschichten ihm noch was anhaben können.



Wieder notiert die Therapeutin etwas. Mit dem Blick auf dem Papier sagt sie fast beiläufig: "Sie interessieren sich für alte Filme - kennen Sie Michel aus Lönneberg?"

Das kam unerwarteter als Gedacht. Blaze steckt eine Hand in die Mütze die er vor sich auf dem Schoss hat und achtet kurz nur auf das Klemmbrett. "Sagt mir nichts." Blaze schaut Filme wenn er nicht auf Achse ist und das ist nur der Fall, wenn er Hausarrest hat. Kommt zwar oft genug vor, reicht aber nicht um jeden Klassiker zu kennen. Falls es denn einer ist..

Die Blauhäutige sieht auf. "Da geht es um einen Jungen in einem kleinen Dorf. Er hat stets die besten Absichten, doch alles, was er tut, endet in einer Katastroophe. Meist leiden andere darunter und er selbst wird bestraft. Seiner Meinung nach natürlich völlig ungerechtfertigt." Sie lässt den Stift auf das Paier sinken und lehnt sich im Sessel zurück. "Ich kann nicht abstreiten, dass ich hier Paralleen erkenne. Allerdings war der Junge ein Kind und wusste es nicht besser. Sie sind kein Kind mehr. Und ich habe nicht den Eindruck, dass Sie unbedacht handeln."



Er wusste das Alter wird Nachteile haben. Mist. Na schön, ruhigbleiben, nachdenken. "Geht mir nich' drum den Leuten zu helfen. Wenn meine Freunde drüber lachen ist das nur ein netter Nebeneffekt. Ich will im Gedächtnis bleiben." Das ist wahrer als er zugeben würde. Das klang in seinem Kopf viel kryptischer. Nach dem ers von sich laut gehört hat, bereut ers fast.

"Das ist ein ganz normaler Antrieb." Ein flüchtiges Lächeln umspielt das Gesicht der Rothaarigen. "Erzählen Sie mir von ihrem zu Hause."
Blaze hebt den Kopf und blickt ein wenig skeptisch auf das Verständnis was ihm entgegen gebracht wird ehe er sich auf die Frage konzentriert. Sie meint seinen Knast? Die Frage kennt er. "Ich, mein Vater, seine Alte und deren Tochter." Er zuckt die Schultern. "Ich hab mein eigenes Zimmer, mehr brauch ich nicht." Dass das Zimmer bis auf das Bett und eine Komode ausgeräumt wurde, verschweigt er vorerst. Blaze ist sich nicht sicher was die Frau daraus deuten wird.



"Wie ist Ihr Vater?" Ravens Mine bleibt unberührt, obwohl ihr bei der knappen Beschreibung der Familie sofort klar ist, dass es hier jede Menge Gesprächsstoff gibt.

Fast wären ihm entnervt die Gesichtszüge entglitten. Er stülpt gedankenlos die Mütze um, über seine andere Hand. "Beschäftigt." sagt er knapp und muss sich hüten noch mehr zu erzählen, um nicht in einen unkontrollierbaren Redefluss zu fallen, in dem er alles was ihn an diesem Sim so entsetzlich ankotzt runterrattert... Weil er dann ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber hätte.

"Verstehe,", nickt sein Gegenüber. "Und seine 'Alte'?"



Er zuckt die Schultern. "Hab nicht so viel mit ihr am Hut. Sie kocht halt und putzt." Beth ist mit abstand die angenehmste Freundin seines Vaters bisher. Und wenn sie sich einmischt, dann nicht auf die dominierende Art wie der ganze Rest.

"Wie lange ist sie denn schon mit Ihrem Vater liiert?"

Da muss Blaze erst sichtlich nachrechnen. Wann sind sie zu ihr gezogen? Er hatte sich ihr Auto 'geliehen' da haben sie bereits in Newcrest gewohnt. Und damit ist er mit seinen Freunden aufs Land gefahren um die letzten Tage der Sommerferien zu geniessen. Also... "Irgendwann im Sommer, oder so...? Glaub ich... Mein Vater wechselt seine Ollen öfter als die Unterhosen, da komm ich nich mehr mit." Verdammt! Er beisst sich auf die Zähne.



Wieder zeigt sich dieses kurze Schmunzeln im Gesicht der Therapeutin, bevor sie wieder ernst wird. "Was ist denn mit Ihrer Mutter?"

"Tot." antwortet Blaze und weicht dem Blick diesmal aus.

Der Blick der Rothaarigen haftet auf dem Schüler. "Wie alt waren Sie, als sie starb?"



Okay... das wird jetzt unangenehm. Die meisten belassen es dabei wenn er sagt sie sei gestorben. Weil die meisten es selbst nicht aushalten in Wunden zu bohren, vor allem nicht in solchen die sie nicht wirklich nachvollziehen können. Blaze schaut auf die Mütze in den Händen und dreht sie wieder auf rechts. "Sieben." antwortet er ohne aufzusehen.

"Das ist ein schlimmer Verlust.", nickt die Frau, ihn noch immer anschauend. "Es tut mir aufrichtig leid. Auch, dass Sie scheinbar niemanden hatten, der Ihnen bei der Verarbeitung geholfen hat. Können Sie sich noch gut an sie erinnern?"

In seinem Schreibtisch lag ein altes Foto. Das war alles was er von ihr hatte als er zu seinem Vater kam. Auch wenn er es so gut wie nie angesehen hat, weiss er genau wie sie darauf aussieht. Der Schreibtisch ist jetzt weg und sein ganzer Inhalt auch. Das wird im grade erst bewusst und Blaze knüllt die Mütze.



"Ja. Wir haben in einer Wohnung über einem Kino gewohnt. Eine Freundin von ihr war öfter zu besuch wenn sie Arbeiten musste." Die Erinnerungen sind da, aber manchmal hat er das Gefühl, dass sie sich verändert haben. "Sie hat sich bemüht..." Blaze stockt und schluckt, was ihm schwer fällt und fast schon schmerzhaft ist. Er räuspert sich und fährt kontrolliert fort, "Also sie war zwar oft weg aber hat immer Zeit mit mir verbracht wenn sie konnte."

Raven schenkt ihm ein tröstendes Lächeln und schweigt einen Moment. Sie lässt seine letzten Worte im Raum stehen und gibt dem Schüler eine Minute, sich zu fassen.
"Herr Blaisdell, Sie wissen, ich soll eine Beurteilung erstellen. Es geht dabei um nichts Geringeres als Ihre Zukunft. Ich möchte, dass Sie ganz ehrlich in sich hinein horchen - wenn Sie einen Schüler mit einer Akte hätten, die Ihrer eigenen gleicht, würden Sie ihm eine weitere Chance geben? Und bevor Sie antworten - überlegen Sie auch, warum Ihr Urteil für oder gegen ihn ausfallen würde."



Grade als er auf den Geschmack kam, über seine Mutter zu sprechen, holt ihn die Realität wieder ein. Die dämliche Schule. Die Mütze wird nicht mehr malträtiert sondern liegt flach auf seinem linken Bein. Während er darüber nachdenkt was er antwortet, knackt er mit den Gelenken in seinen Fingern. Käme ihm ein Typ unter, der seine Schule rot färbt, das Parkett mit Schaum aufweicht und die Autos seiner Kollegen zerkratzt... als spießiger Erwachsener, würde er sagen, sicher nicht. Ihm ist schon klar, dass sie nur das Resultat sehen und nicht das was sie eigentlich sehen sollten. Auch wenn er nicht weiss was genau dieses 'eigentlich' ist.



"Nein. Weil Typen wie er sind nicht gut genug und werden es auch nie sein. Was bedeutet das er weiter machen wird, egal wer was sagt. Weil keiner versteht..." Blaze sieht die Psychologin jetzt an und rutscht ein klein wenig auf dem Sessel vor. "Hören Sie, ich will nicht von der Schule fliegen, ich weiss dass das nicht gut aussieht. Ich hab's zu weit getrieben, Okay... Ich hab die Grenze gesehen, ich hab meine Neugier gestillt." Die vorher noch unruhig knetenden Hände sind jetzt gefaltet. "Ich mach die verdammte Strafarbeit den Winter über, versprochen. Aber wenn Sie denen sagen, sie sollen mich kicken, dann..." bin ich für meinen Vater gestorben. Urgh... Diese paradoxen Gefühle sind anstrengend. Blaze weiss nicht wie er weiterfahren soll. Das kann er nicht laut aussprechen, das geht nicht. Nicht so. Blaze schließt die Lippen und richtet sich wieder auf. Er wirkt als hätte er seine Sprache verloren und wäre nicht mal erstaunt darüber.



Aufmerksam lauscht die Therapeutin den Worten. Nachdem der Patient nicht weiter spricht, richtet auch sie sich in ihrem Sessel. "Jetzt sind wir auf Augenhöhe.", sagt sie zufrieden. "Ich wünsche mir - und Ihnen - dass es dabei bleibt."
Sie nimmt den Stift wieder zur Hand und schreibt einige Zeilen.
"Ich werde Ihnen Ihre Zukunft nicht verbauen.", sagt sie dann. "Aber ich werde eine Therapie als Maßnahme empfehlen. Ich glaube nicht an Bestrafungen. Meiner Meinung nach, kann sich jeder zum Besseren wandeln, wenn er die richtige Unterstützung bekommt. Wenn Sie dazu bereit sind, können wir gern weitere Termine machen oder ich gebe Ihnen Kontakte zu Kollegen, wenn Sie das wünschen. Es versteht sich von selbst, dass Sie diesen Schritt freiwillig tun müssen. Denken Sie darüber nach." Einen Moment sieht sie den Schüler ernst, aber freundlich an, bevor sie sich erhebt und ihm die Hand reicht.



Automatisch steht Blaze mit ihr auf und ergreift die Hand. Er sieht Frau Darkholme an und sein inneres ist aufgewühlt. Nach außen wirkt er auf den ersten Blick neutral auch wenn diverse Mikroexpressionen wahrscheinlich offenbaren, dass er alles andere als ruhig ist. "Ok." antwortet er, obwohl er sich sicher ist wie seine Antwort jetzt lauten würde. "Danke.." Dieses Verabschiedungsritual treibt seinen Fluchtinstinkt an und er geht zur Tür. Er greift die Klinke, hält bedeutungsvoll inne und verschwindet aus der Praxis ohne sich umzudrehen.



Mit einer erhobenen Augenbraue schaut sie dem Jungen hinterher. Es ist beinahe ermüdend, wie viele Sims in einem Klischee leben. Aber den jungen Blaisdell würde sie dennoch gern als Patienten aufnehmen. Er ist ihr sympatisch, trägt er doch einige Züge in sich, die sie an sich selbst erinnern. Mit einem kühlen Schmunzeln denkt sie an die Flucht von ihrem Heimatplaneten - nur weil sie gegen die Obrigkeit rebelliert hatte. Den Gedanken fortwischend setzt sie sich an ihren Schreibtisch und öffnt die Akte Blaisdell. Ja, der Junge wäre ein guter Patient. Er ist nicht besonders schwer zu knacken. Ein bisschen Lächeln hier, ein wenig Verständnis dort und schon knetet er aufgewühlt an seiner Mütze. Ganz nebenbei täte er ihrem Ruf sicherlich gut - beinahe von der Schule verwiesen, findet er durch ihre therapeutische Unterstüzung doch noch den Weg zu sich selbst. Sein Vater würde sich mit aller Wahrscheinlichkeit einen hohen Stundensatz leisten, damit ihm die Schande eines Versagers als Sohn erspart bliebe.
Bleibt nur noch zu hoffen, dass der Bengel ihrem Rat folgt.

(In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon )

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11.02.2024 18:07 (zuletzt bearbeitet: 09.03.2024 23:39)
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Drama-Aspirant

Kurt und Bea kommen von >>> Newcrest Nr. 10 - Tropenbad
Viola kommt von >>> Glimmerbrook - Bogenschützenverein für Vampire


Charaktere: Kurt , Bea , Viola
Geschichtsstrang: SoPro IV - Keine Freakshow!



Nervös schaut Kurt auf die Uhr. Nur noch drei Minuten bis zum verabredeten Zeitpunkt. Zum unzähligen Mal kontrolliert er, ob alles ordentlich ist. Er hat extra sein Zimmer aufgeräumt. Nicht nur, weil Viola herkommt und sie so wenig wie möglich zu sticheln finden soll. Auch Bea wird das erste Mal zu Gast sein. Seine Bea. Und Viola. Was für eine absurde Situation. Hin und her gerissen von Befürchtungen und Wünschen, spürt der Hybrid, wie ihm die Kehle zuschnürt, als es unten an der Tür läutet. Erschrocken fährt der Junge zusammen, atmet einmal tief und kräftig durch und verschwindet in einer nach Schwefel duftenden schwarzen Wolke. Vor der Haustür umfasst er die Klinke, zieht die Tür auf und schaut beide erwartungsvoll an.



Viola rümpft die Nase. Diesen Schwefelgeruch, den Kurt auch schon in der Schule hinterlässt, kann sie noch immer nicht leiden. "Ughh... wenigstens verpestest du damit nur dein eigenes Zuhause.." Sie hätten früher mit der Arbeit anfangen können, wenn sie zu ihr gekommen wären. So mussten sie allerdings bis zum Abend warten. Für ein Treffen mit den Beiden hätte Viola keinen Trank verschwendet, allein schon, um diesen geheim zu halten. Aber obwohl sie den Vorschlag auch gemacht hat, hat Kurt sich nicht getraut.
"Du gewöhnst dich noch dran.", sagt Bea unbeeindruckt, die zeitgleich mit der Vampirin angekommen ist. "Hi Kurt. Freut mich, dich zu sehen."



Verdammt. Er hätte nicht teleportieren sollen. Obwohl sich selbst Raven immer wieder über den Geruch beklagt, hat Kurt nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, dass gerade seine vampirische Fähigkeit Viola abstoßen könnte.
"Tut mir Leid. Ich werde das nicht mehr machen." Beschämt senkt er den Kopf und lässt die Mitschülerinnen eintreten. "Wir gehen am besten in mein Zimmer. Da sind wir ungestört." Mit einer Hand weist er die Treppe herauf.
Viola nickt wortlos. Die beiden Mädchen folgen dem Blauen nach oben und sehen sich um. Während Bea zumindest das Haus schon mal von außen gesehen hat, ist es für Viola völlig neu. Das Zimmer ist in Rot gehalten. Passend zu Violas Haarfarbe.



Auch Bea sieht sich in dem kleinen Raum um. Ein Bett, ein volles Bücherregal, ein PC. Ziemlich karg eingerichtet. Die Wandfarbe ist nicht ganz Beas Geschmack, aber sie ist zu höflich, das zu sagen. Stattdessen spricht sie etwas anderes an: "Also, was könnt ihr beiden denn gut?" Sie sieht Viola an. Hoffentlich antwortet die jetzt nicht sowas wie "rumstänkern." Sie hatte schon Hoffnungen, dass es mit Viola besser klappt, nachdem sie sich beim Interview nicht daneben benommen hat. Aber ihren Kommentar zur Begrüßung hätte sie sich sparen können.
Erleichtert stellt Bea fest, dass Viola an etwas anderes denkt, als sie erzählt: "Dank Lilly hab ich ein gewisses musikalisches Talent.", sagt die Vampirin, "aber ich weiß nicht, wie das bei der Schulaufgabe helfen soll."



Kurt sackt unmerklich ein Stück zusammen. Darüber hat er bereits die ganze Woche nachgedacht. Sogar Rogue hatte er zu Rat gezogen. "Ich bin sportlich.", zieht er eine Schulter in den Nacken. "Sowas wie Akrobatik. Salto und son Zeug." Unsicher schaut er zu Bea, um sich etwas Mut aus ihrem Blick zu ziehen. "Damit kann man auch nicht viel anfangen."
Akrobatik? Salto? Es gab eine Zeit, da hätte Viola sich über so ein Hobby lustig gemacht... bis sie Nio besser kennen gelernt hat. Ballett ist auch nicht unbedingt das, was sie je selbst ausprobieren würde. Und doch hatte sich zu Nio eine tiefe Freundschaft entwickelt, bis er dann fort ging und sich die Beiden nach und nach auseinander lebten. Viola schließt die Augen und kurz blitzt Traurigkeit in ihr auf. Und auch Blaze ist nun fort. Er kommt wieder, daran zweifelt sie nicht. Aber das wird lange dauern. In diesem Moment weiß die Vampirin nicht, was sie sagen soll und schweigt vor sich hin.



Bea mustert Viola. Sie fragt sich, woran die Vampirin denkt. So ganz glücklich wirkt sie jedenfalls nicht, von einem Moment auf den nächsten. Dann sieht sie jedoch wieder zu Kurt: "Ich kann Gitarre spielen. Und schwimmen. Da wird es auch schwierig. Aber wir werden schon was finden." Sie lächelt, als sie an den Tag mit Charlie denkt. "Und Billiard spielen krieg ich auch noch hin."
"Ihr könntet zusammen musizieren.", denkt Kurt laut. "Und ich... hüpf im Kreis." Beklommen schaut er aus dem Fenster. Dicke Schneeflocken rieseln zu Boden. Zu gern würde der Hybrid sich in die Kälte stürzen und wie ein Kind herumtollen. Doch selbst, wenn er allein wäre, stünden die Worte seines Vaters dem Wunsch im Weg. Unwillkürlich fragt er sich, ob und wann er diesen Dämon wohl loswerden wird.
"Wow.", sagt Viola, "Und während du hüpfst, singst du dann nebenbei das Interview Wort für Wort runter." Bei der Vorstellung muss sie selbst ein bisschen grinsen.
Kurt schmunzelt verlegen. Den Konter hat er verdient.



"Aber vielleicht lässt sich aus der Grundidee ja wirklich was machen.", überlegt Bea. "Vielleicht kann Kurt seine Akrobatikkunststücke zeigen, zu unserer Musik. Wie wir das mit Dr McCoy verbinden wüsste ich allerdings nicht. Das sind völlig unterschiedliche Themen."
Die gelben Augen des Gastgebers leuchten auf, als er Beas Worte hört. Tief in seinem Blick verborgen liegt etwas Resignierendes. Vermutlich ist es die einzige Möglichkeit, diese Aufgabe zu erledigen. Vor seinem inneren Auge ziehen die Eindrücke vorbei, die er in den letzten Jahren machte. Die Scham und die Einsamkeit waren tägliche Begleiter. Alles für die Show. Doch die Wege des Herrn sind unergründlich. Aus irgendeinem Grund sollte er diese Erfahrungen sammeln. So sehr er sie am liebsten verdrängt, kann er sie an diesem Punkt nutzen.
Kurt unterdrückt ein Seufzen. Er hat wirklich keine Lust darauf, sich noch einmal vor Publikum zu präsentieren. Selbst, wenn es nur die Mitschüler sind. Dennoch nickt er. "Die Beschreibungen von Henry könnten als Kuriositäten aufgeführt werden.", sagt er gerade laut genug, dass seine Worte zu hören sind.



Viola mustert den Blauen. "Was heißt das im Klartext?"
"Dass wir die Informationen ausarbeiten, die wir bekommen haben. Zusammenfassen, was die Okkulte unterscheidet und worin sie sich ähneln." Dem Blick der Vampirin ausweichend schaut er zu Bea. "Dann bräuchten wir Bilder von Leuten der verschiedenen Okkulte. Da könnten wir Fotos von uns machen. Am besten als Pappfiguren-Aufsteller oder so. Und die wären dann die Kuriositätensammlung. Zu denen geben wir dann die ausgearbeiteten Infos." Wegen eines aufkommenden Kloßes im Hals räuspert der Teenager sich, zuerst zaghaft, dann kräftiger. "Das Ganze könnte den Titel 'Dr. Henry McCoys Kuriositätenkabinett' tragen."



"Das ist eine super Idee!", schwärmt Bea, "Und wir könnten das wirklich alles mit unserer Musik untermalen und somit auch die musikalischen Talente vereinen." Sie sieht zu Viola: "Ähm... Fotos funktionieren doch bei Vampiren oder? Ich mein, weil ihr kein Spiegelbild habt..." Das fehlende Spiegelbild wäre jedenfalls noch eine Information, die sie mit einbauen könnten, auch wenn Dr Henry zu diesem Thema nichts gesagt hat, fällt ihr dabei ein.
Viola antwortet nicht sofort. Sie betrachtet Kurt. Beim Interview hatte er sich nicht großartig eingebracht und sie hatte schon befürchtet, dass die Arbeit an ihr und Bea hängen bleiben würde. Doch dieser Vorschlag von ihm lässt sich vielleicht tatsächlich irgendwie ausbauen... auch wenn sie sich noch nicht 100%ig vorstellen kann, wie das im Detail aussehen soll. Aber es ist vielleicht ein Anfang.



"Hallo? Erde an Viola? Ist jemand anwesend?", fragt Bea scherzend, die noch immer auf ihre Antwort wartet, "Geht es, dass man Fotos von Vampiren machen kann?"
Erst jetzt realisiert die Rothaarige die Frage. Sie winkt ab. "Musst ja keine Spiegelreflexkamera nehmen. Dann geht das schon." Sie mustert die beiden. "Willst du da eine Zirkuszeltatrappe aus Pappe basteln? Als Hintergrundbild für deine Freakshow? Oder nur Figuren?"
Grimmig sieht Kurt zur Rothaarigen. Die Augenbrauen tief ins Gesicht gezogen, den Mund zu einem schmalen Schlitz angespannt, presst er hervor: "Es ist nicht meine Freakshow!" Über sich selbst erschrocken, wandelt sich sein Ausdruck wieder in die Schüchternheit, die sein Umfeld von ihm gewohnt ist. "Entschuldige.", murmelt er mit gesenktem Kopf. Einige Sekunden herrscht überraschte Stille, bis er sich räuspert und die Frage beantwortet: "Ein passender Hintergrund ist wichtig, wenn man etwas präsentieren will. Es muss aber nicht zwangsläufig ein Zelt sein. Viele dieser Shows finden auf kleinen hölzernen Ausstellungsbühnen statt."



"Es war nicht einmal abwertend gemeint. Immerhin zieht mich das auch ein!", sagt Viola, überrascht, dass Kurt zu dieser Reaktion fähig ist. "Sieh es locker, Junge." Sie grinst schief. "Worauf ich hinaus wollte, ist jedenfalls nicht, jemanden zu beleidigen. Ich will doch auch keine völlig schlechte Note bekommen. Da reiß ich mich lieber zusammen. Nein, was ich wollte ist vorzuschlagen, dass wir noch Plakate basteln. Ganz so, als ob es eine echte Zirkusshow wird. Und wenn wir an der Reihe sind, verteilen wir die in der Klasse, noch ohne auf Details einzugehen. Und dann erst offenbaren wir unsere Show." Sie mustert Kurt. "Und du solltest dazu stehen, dass du ein Freak bist. Nicht, das als Abwertung sehen."
'Sieh dich an. Du BIST ein Freak.' Die kühlen Worte seines Vaters hallen in seinen Gedanken. 'Du gibst den Leuten, was sie sehen wollen.' Kurt würgt einen krampfigen Brocken herunter. "Wie geht das?", fragt er, demütig aufschauend.
"Na, jedenfalls nicht so.", antwortet die Vampirin unbeeindruckt. Bea mustert Viola neugierig. Es ist zwar nichts neues, dass sich die Rothaarige zusammenreißen kann, wenn sie nur will. Doch dieser Satz, er soll dazu stehen, wirkte fast schon empathisch. Sie spürt, dass ihn dieses Wort verletzt, auch wenn er das nicht wörtlich gesagt hat. Ungewohnt, das bei Viola zu erleben.
Bea beschließt, das auszunutzen. "Das war nicht die Frage. Sondern wie er das lernen soll." Doch die Vampirin zuckt nur die Schultern.



"Schon okay.", winkt der Hybrid ab. "Das ist nicht der Grund, aus dem wir hier sind. Konzentrieren wir uns auf die Aufgabe."
"Also, brauchen wir nun Plakate oder nicht?", hakt Viola noch einmal nach. Bea sieht die Vampirin enttäuscht an. Sie hatte wirklich gehofft, sie würde mal über ihren eigenen Schatten springen.
Der Gastgeber nickt. "Und den Hintergrund für die Bühne." Abwechselnd sieht er die Mädchen an. "Kann eine von euch malen?"
"Durchschnittlich.", sagt Bea. Sie wartet auf die Antwort der Vampirin. Viola denkt an ihren Geburtstag. Wie Blaze sie besuchen kam und er sie mitgenommen hat, auf eine Hauswand zu sprayen. Die Fledermaus, die dadurch entstanden ist, hat sie noch immer im Kopf. Das hat wirklich Spaß gemacht. "Blaze kann es jedenfalls besser und..." Sie unterbricht sich. Schon wieder Blaze. Sie vermisst ihn jetzt schon. Sie beißt die Zähne zusammen. Lass den Frust nicht schon wieder Überhand nehmen, verdammt! "Er hat mir aber mal gezeigt wie man sprayt.", fügt sie schließlich hinzu.
'Verdammt! Kurt schreckt unmerklich zusammen. Eine Welle aus seelischem Schmerz erfasst ihn. Tiefe Sehnsucht und unsägliche Trauer. Alles zusammen ballt sich zu einem harten Kloß voller Zorn zusammen. Zorn auf die Welt, weil sie das Liebste vertrieben hat und sich nun diese unerträgliche Einsamkeit breit macht. Eine Einsamkeit, die eintausend Sims nicht ausfüllen könnten. Sondern nur dieser eine - der nicht da ist.



Der Teenager ist viel zu ungeübt, um mit diesem Gefühlsausbruch zurecht zu kommen. Er murmelt ein plötzliches "Bin gleich zurück" und stürzt zur Tür heraus. Kaum auf dem Flur angekommen, pufft eine schwarze Wolke auf und Kurt verschwindet.

°°°

Der große Raum ist nur durch auf einem Podest brennende Kerzen beleuchtet. Auf einer Empore taucht aus dem Nichts eine schwarze Wolke auf und gibt eine dämonische Kreatur frei. Kurt schaut hinunter, um sicherzustellen, dass er niemanden erschreckt, wenn er vor dem Altar materialisiert. Ein weiterer Sprung und er befindet sich vor der Figur der heiligen Maria. Vor dem Oberkörper gestikuliert er das Kreuz, kniet nieder und vertieft sich in ein kraftspendendes Gebet.

°°°

Vor der Tür zu seinem Zimmer landet der Hybrid seinen letzten Sprung. Es sind gerade fünf Minuten vergangen, seit er die Mädchen zurückließ.
Einmal tief einatmend fokussiert Kurt sich auf das zuletzt besprochene Thema. Es gibt jede Menge Möglichkeiten, einen Hintergrund zu inszenieren. Betont entspannt betritt er das Zimmer, entschuldigt sich für die Wartezeit und nimmt den Gesprächsfaden wieder auf: "Wir könnten es uns ganz einfach machen.", überlegt er laut. "Wenn wir ein paar Latten zusammen schrauben und als Bühne nutzen, können wir eine pompöse Gardine ... oder Vorhänge im Hintergrund aufspannen. Das könnte schon ausreichen. Zusammen mit den Plakaten wird das funktionieren."
"Die Plakate müssen wir ja nicht selbst zeichnen. Da kann man was am Computer zusammen basteln.", sagt Viola nur.
Kurt nickt zustimmend. Er ist erleichtert, dass die Gefühlswelle nicht weiter auf ihn einschlägt.
"Und kommen auch unsere musikalischen Talente zum Tragen?", fragt Bea, "Die könnten wir ja vielleicht als Hintergrund-Showmusik aufführen."



"Davon bin ich ausgegangen.", nickt der Junge.


(in Zusammenarbeit mit @Murloc )




Bea geht nach >>> Newcrest (2)
Viola geht nach >>> Forgotten Hollow Nr. 1 - Haus von Pablo Garcia-Lopez (4)


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13.02.2024 19:59 (zuletzt bearbeitet: 09.03.2024 23:32)
#6
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Drama-Aspirant

Charaktere: Kurt, Raven
Geschichtsstrang: Die Liebe einer fürsorglichen Mutter



Spät am Abend sitzt Raven noch immer am Schreibtisch ihres Büros. In Notizen vertieft, überhört sie beinahe das zaghafte Klopfen an der Tür.
"Komm rein, Kurt.", fordert sie wenig begeistert.
Der Teenager folgt, bleibt vor dem Tisch stehen und betrachtet das Tun seiner Mutter, bis sie schließlich den Blick hebt. "Was willst du?"
"Ich ... brauche deine Hilfe."



Desinteressiert zuckt eine Augenbraue der Psychiaterin. "Frag deine Schwester. Ich habe zu tun."
"Sie kann mir nicht dabei helfen. Mutter, ich bitte dich."
Raven seufzt genervt. Den Stift auf dem Tisch ablegend, schaut sie zu ihrem Sohn auf. "Was ist denn so wichtig, dass es nicht zehn Minuten warten kann?"
Der Teenager nestelt nervös an seinem Ärmel herum. Diese Ablehnung ihm gegenüber verunsichert ihn jedes Mal. "Es geht um ... Die Sache mit ..."
Die Ungeduld steht der Mutter ins Gesicht geschrieben. Beide Augenbrauen berühren beinahe den Haaransatz, der Mund zu einer schärfer werdenden Fratze verzogen.
"Das Gedankenlesen.", platzt es aus dem Jungen heraus.



Raven blinzelt langsam, gezwungen atmet sie tief durch. "Was ist damit?"
"Ich kann es nicht."
"Du bist siebzehn.", mault sie ihm entgegen und nimmt den Stift wieder zur Hand. "Natürlich kannst du es nicht."
"Bringst du es mir bei?"
'Bei allen Erdenreichen, nein!'
"Wieso nicht?" Kurt sieht aus enttäuschten Augen zu ihr herunter, während Raven ein kühles Lächeln aufsetzt. "Siehst du? Das hast du ganz allein geschafft. Jetzt lass mich arbeiten." Das fehlte ihr noch. Jemand im Haus, der in ihrem Kopf herumschnüffelt.
Kurt rührt sich nicht von der Stelle. Noch immer schaut er sie an. Er begreift nicht, warum sie ihm nicht helfen will. Sie muss doch wissen, was es für eine Last ist, mit den eigenen Fähigkeiten nicht umgehen zu können.



Gereizt knallt ihre flache Hand den Stift auf den Tisch. Die andere deutet auf ihre Stirn, als sie schimpft: "Weil hier drin Dinge sind, die dich nichts angehen! Verstehst du das? So wurde es immer gehandhabt. Die Gedanken deiner Eltern sind un-an-tast-bar! Du hast dem Folge zu leisten und um das sicher zu stellen, bringen wir es den Jüngeren nicht bei. Akzeptiere das, Kurt!"
Schweigen setzt ein.
Unzufrieden schluckt der Hybrid. Wie soll er es denn sonst lernen? Es erfüllt ihn mit Scham, wenn er versehentlich Gedanken anderer Sims aufschnappt. Das ist nicht recht und er MUSS lernen, es zu kontrollieren, ehe - 'Ich hätte ihn ins All schießen sollen, anstatt ihn seinem Vater aufzudrängen.'



Nein.
Das ist ein Irrtum.
Das hat sie nicht ...
"Wenn du jetzt nicht gehst, werde ich in deiner Schule das Gerücht verbreiten, du seist ein weinender Bettnässer. Mal sehen, ob dein Meermäuschen auf sowas steht."
Kurt blinzelt einige Male, um die aufkommenden Tränen zu bekämpfen. Sie hat ihn weg gegeben. Freiwillig. Seine Brust verkrampft sich, als die unausgesprochenen Worte in seinem Verstand Wurzeln schlagen. In seiner Fantasie hört er sich schreien, wie sehr er sie verabscheut, weil sie sein Leben zerstört hat, ehe er eine Chance hatte, etwas daraus zu machen. 'Sieh es ein, Junge. Niemand will dich. Du bist eine Missgeburt, ein Fehler. Sowas wie dich dürfte es im Grunde gar nicht geben.' Die finsteren Worte seines Vaters hallen durch Kurts Erinnerungen.



"Du bist grausam.", sagt er leise, beinahe gebrechlich und verschwindet in einer schwarzen Wolke.
"Ach, verdammt! Dieses Vampirbalg!" Raven springt auf und öffnet die Fenster. Sie hasst diesen Geruch.




Kurt geht nach >>> Newcrest (2)


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19.04.2024 21:46 (zuletzt bearbeitet: 19.04.2024 21:48)
#7
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Schicksalslenker

Kjell kommt von Oasis Springs Nr. 10 - Haus Bucur
Phönix kommt von Oasis Springs Nr. 10 - Haus Bucur


Charaktere: Kjell, Phönix
Geschichtsstrang: Wer wir wirklich sind II




"Es ist ungewöhnlich, eine Sitzung mit Begleiter abzuhalten.", erklärt Raven, nachdem sich alle eingerichtet haben. "Sind Sie beide sicher, dass Sie das möchten?"
Kjell nickt knapp.

"Ich bin auf ausdrücklichen Wunsch von Hr. Bucur mit anwesend." Phönix nimmt den Hut ab und dreht ihn in den Händen. "Sollte er seine Meinung ändern, werde ich natürlich gehen und draußen auf ihn warten." Er verzieht den Mund zu einem kleinen Lächeln, das die Augen nicht erreicht. "Danke, dass sie diesem Arrangement zugestimmt haben, Fr. Darkholme." Irgendetwas an der Frau passt ihm nicht, obwohl sie erst ein paar Worte gewechselt haben. Sind es die Augen? Der krasse Kontrast zwischen dem blauen Farbton der Haut und dem blütenweißen Strickkleid? Phönix' Blick bleibt für den Bruchteil einer Sekunde an den tiefrot geschminkten Lippen hängen, ehe er seinen Hut auf den Oberschenkeln ablegt und sich zurück lehnt. Das wird es sein. Ist einfach nicht sein Ding, dieses schmierige Zeug.

Ein unpersönliches Lächeln dringt aus Ravens undurchschaubaren Maske der freundlich distanzierten Professionalität. "Was ist der Grund dafür?", richtet sie sich an Kjell.
"Es ... ist alles noch sehr neu und ungewohnt.", beginnt er zögerlich. "Ich fühle mich ... nicht sicher. Im Alltag, meine ich." Die Nervosität herunterwürgend schaut er der Therapeutin tapfer in die Augen, ohne auch nur eine Sekunde den Kontakt zu unterbrechen.
Raven nickt verständnisvoll. "Sie sind es gewohnt, zu funktionieren, stimmts?"
"Ja."
Einige Sekunden vergehen, in denen Raven ihren Patienten intensiv mustert. Anders als die meisten Sims, hält Kjell dem Blick freundlich lächelnd stand.



"Was ist mit Ihrem Auge geschehen?", bricht sie das Schweigen.
Kjell stutzt, schaut zu Phönix herüber und wieder zurück zu der Blauen. "Mein Auge?"
"Ja,", nickt sie, "Ihr Auge. Sie sehen es doch auch, nicht wahr?", wendet sie sich nun an den Begleiter.

Sich gerade aufsetzend nickt Phönix. "Ja." Er wechselt die Blickrichtung. "Ich hatte dich ja vorhin schon darauf angesprochen. Es ist etwas blutunterlaufen und du hast ein dezentes Veilchen."

Ungläubig tastet Kjell sein Gesicht ab - und zuckt zusammen. Am rechten Auge durchfährt ihn ein stechender Schmerz. Sofort fällt ihm das Gefühl vom Brustkorb ein. Wie kann das sein?
"Sie erinnern sich nicht daran, wie das passiert ist?"
Frau Darkholme reißt ihn aus den Gedanken.
"Nein.", schüttelt er den Kopf.
"Was ist das Letzte, an das Sie sich erinnern? Vor dem heutigen Tag."
Kjell überlegt. "Ich habe mich im Internet über die Umgebung informiert. Unternehmungen und so etwas."
"Und wann war das genau?"
„Am Freitag. Gegen frühen Nachmittag, glaube ich."
Raven schlägt ein Bein über das andere und faltet die Hände ineinander. "Und danach ist nichts mehr?"
Einen Augenblick überlegt Kjell angestrengt, aber ihm fällt nichts ein.
"Das war vor über achtundvierzig Stunden. Sie können sich nicht erinnern, was in dieser Zeit geschehen ist? Wo Sie waren? Ob Sie jemandem begegnet sind?"
Seufzend schüttelt der Patient den Kopf.

"Vielleicht gibt es etwas in deinem Geldbeutel oder Jackentasche. Ein Busticket oder einen Einkausfzettel, Eintrittskarte..irgend etwas, was einen Hinweis darauf geben könnte wo du dich aufgehalten hast." Phönix sieht Kjell fragend an. "Erfahrungsgemäß bewahrt man so etwas unbewusst auf, bis man irgendwann ausmistet."

"Das ist ein guter Gedanke.", nickt Kjell dem Pädagogen zu. "Ich werde in allen Jacken nachsehen, sobald wir zurück sind."



"Ich habe hier eine Akte über Sie." Raven hält eine mit Zetteln gefüllte Mappe in die Luft. "Ihr ehemals behandelnder Arzt hat sie mir zukommen lassen. Erinnern Sie sich daran, dass Sie damit einverstanden waren?"
Kjell nickt zustimmend.
"Dieser Akte entnehme ich, dass der Kollege Ihnen eine dissoziative Persönlichkeitsstörung diagnostiziert hat." Sie schlägt die Mappe auf und blättert zum Stammblatt. "Demzufolge sind Sie, Kjell, eine verborgene Persönlichkeit des Mannes, der auf den Namen Findus Jaeschke getauft wurde." Prüfend sieht sie den jungen Mann an. Noch immer hält er den Blick auf sie gerichtet.
"Haben oder hatten Sie jemals Kontakt zu Findus?", fragt sie weiter, als Kjell nichts entgegnet.
"Nur flüchtig. Ein oder zwei Mal."
"Wie sah der Kontakt aus?"
Überlegend tippt Kjell die Daumenkuppen aneinander. "Er stand neben mir. Er wirkte schwach. Zerbrechlich."
"Haben Sie miteinander gesprochen?", fragt sie weiter.
"Nein."

Findus. Das sind die Wurzeln. Phönix fragt sich schon länger, ob und wann er ihn kennen lernen wird. Findus muss Dinge erlebt haben, die seine Psyche dazu veranlasst haben, sich in all diese Einzelpersönlichkeiten auf zu spalten. Aus den Unterlagen, die er selbst erhalten hat, geht nicht viel hervor. Aufmerksam beobachtet er Gestik und Mimik Kjells, während des Gesprächs mit Fr. Darkholme. Es ist wieder eine Chance andere Facetten seines Klienten kennen zu lernen.

"Gut, reden wir über Sie, Kjell. Wie alt sind Sie?"
"Einundreißig."

"Sie sind erst vor Kurzem hergezogen. Was war der Grund dafür?"
Kjell antwortet nicht sofort. Seine Gedanken ordnend versucht er die richtigen Worte zu finden. Es fällt ihm nicht leicht, sich verständlich auszudrücken, denn in dieser Sache war es eher eine Handlung aus Gefühl, als aus Vernunft.
"Es hatte Schwierigkeiten gegeben.", beginnt er bedacht. "Mit dem Umfeld. Seit ich weiß - seit wir voneinander wissen, haben sich einige Sichtweisen geändert."



Aufmerksam beobachtet Raven ihren Patienten. Konzentriert blickt sie weit ins Innere, hinter die Worte, hinter seinen Ausdruck. In seinen Gedanken öffnen sich ihr Bilder aus dem vergangenen Jahr. Unangenehme Begegnungen, die ihn belasteten, in schwierige und teilweise gefährliche Situationen brachten. Verschwommene Eindrücke einer Person mischen sich darunter. Vage Andeutungen eines Geistes voller Entschlossenheit. Es ist das erste Mal, dass Raven die Gedanken einer gespaltenen Person ließt. Trotz jahrelanger Erfahrungen bleiben die Bilder unscharf, liegen teilweise übereinander und vermengen sich zu einer unklaren Collage.
"Das ist verständlich.", nickt Raven ihm zu. "Wenn ich Sie richtig verstehe, gab es ... Zwischenfälle, die Sie entscheiden ließen, den Ort zu verlassen. Sprechen wir hier von dem Ort, an dem Sie, beziehungsweise Findus aufwuchs? Seine Heimat?"
Kjell nickt. "Und einem weiteren Umkreis, ja."
"Und Sie waren es, der diese Entscheidung traf? Oder gab es auf irgendeine Weise Kommunikation zu anderen Persönlichkeiten?"
"Nein, ich war es. Ich kümmerte mich um den Umzug und all das."
Schweigend nickt Raven. Seiner Meinung nach sagt er die Wahrheit - nach bestem Wissen und Gewissen. Doch sie weiß, dass es jemand anderen gab, der ihn zu dieser Entscheidung verleitete. Kjell mag die ausführende Hand gewesen sein, doch er ist niemand, der Entscheidungen trifft.

Konzentriert verfolgt Phönix die Unterhaltung und registriert jede Veränderung
in der Mimik von Kjell. Solange er nicht direkt gefragt wird, beschränkt er sich aufs zuhören. Notizen zu den neuen Informationen wird er sich erst später machen.

"Erzählen Sie mir etwas von sich.", lächelt Raven mit gut gespieltem Interesse. "Wo liegen Ihre Stärken, wo die Schwächen?"
Die Augenbrauen grübelnd in die Stirn gehoben, braucht Kjell einige Momente, um seine Gedanken zu sortieren. "Ich würde sagen, ich bin freundlich und diplomatisch. Friedvoll."
Sekunden lang hält Raven den Patienten im Blick, schwenkt dann zu dessen Begleiter herüber. "Was denken Sie?", richtet sie das Wort an ihn. "Wie würden Sie Ihren Schützling beschreiben?"

Durchatmend richtet sich Phönix auf. "Wir kennen uns erst seit kurzer Zeit. Es ist schwer schon eine aussagekräftige Meinung zu haben." Er sieht zu Kjell und verzieht einen Mundwinkel nach oben. "Ich erlebe Herrn Kjell Bucur als kooperativ, verantwortungsbewusst und darum bemüht sein Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Es ist eine gewisse innere Unsicherheit zu spüren in manchen Situationen, aber auch diese sensiblen Themen ist er willens anzugehen." Er betont 'Kjell' und ist sich nicht sicher, was man wirklich aussagen kann, über einen Sim mit so vielen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen. Hier wird aber gerade Kjell angesprochen, von daher lässt er die Aussage so stehen.



"Gewissermaßen klingt das alles nach einem ... Problemlöser ... nicht? Wie treffen Sie diese Entscheidungen? Das muss doch schwierig sein - besonders, wenn Sie wissen, dass Sie damit den Alltag von Vielen beeinflussen. Nach welchen Kriterien gehen Sie vor?"
"Das ... ist schwer zu erklären." Kjell rutscht einige Zentimeter im Sessel zurück, um eine aufrechte Position zu gewährleisten. Eine gute Haltung war in der Vergangenheit immer von Bedeutung. "Nun, ich versuche auf verschiedene Bedürfnisse einzugehen."
"Welche wären das zum Beispiel?" Interessiert neigt Raven den Kopf zur Seite.
"Das Haus muss kindgerecht sein."
"Für Karla?"
Eine Sekunde irritiert, nickt Kjell zustimmend. Die Therapeutin hat die Akte noch bei sich, erinnert er sich mit einem flüchtigen Blick auf den dünnen Ordner.
"Können Sie mit ihr kommunizieren?"
"Nein, nicht richtig. Sie ist ängstlich mir gegenüber."
Verstehend nickt Raven in ruhigen Zügen. "Woran könnte das liegen?"
"Ich nehme an, am Geschlecht. Aber sicher bin ich mir nicht. Ich denke nicht, dass ich eine gruselige Erscheinung bin."
"Wie sehen Sie denn aus?"


Überrascht hebt Phönix den Kopf bei der Frage. Impliziert diese ein 'doch, Sie sehen gruselig aus und falls Sie das aus unerfindlichen Gründen nicht denken, erklären sie's mir'? Nein. Du hörst schon Gespenster, Phönix, ermahnt er sich. Es geht um Selbstwahrnehmung und Bewusstsein.

Kjell stutzt. Zwar weiß er seit einer Weile, dass er im Körper eines anderen Sim lebt, doch im Alltag vergisst er schnell, dass Außenstehende dadurch nur Findus sehen. Seine eigenes Äußeres, wie das der anderen Persönlichkeiten, bleibt ihnen verborgen.



"Nun, ich bin nicht sehr groß. Ein bisschen kleiner als Findus."
, beginnt er. "Mein Haar ist ... ungegefähr mittelblond und kurz. Ich schätze, ich bin ein ziemlich durchschnittlicher Typ."
Raven mustert ihn mit professionellen, undurchschaubaren Blicken. "Tragen Sie Narben?"
Kjell schüttelt verhalten den Kopf. "Nein."
Nickend schlägt die Therapeutin die Mappe auf und notiert etwas auf einem Zettel.

Die Sitzung vergeht wie im Flug, während Phönix gebannt der Unterhaltung lauscht. Mit jeder Antwort von Kjell tun sich bei ihm selbst andere Fragen auf. Er begleitet diesen Sim ein paar Stunden im Alltag, aber niemand weiß wieviel Persönlichkeitsanteile es noch gibt, die vielleicht spontan auftreten werden, ausgelöst durch irgendein Ereignis. Das ist eine herausfordernde Situation für sie beide. Kann er als Betreuungsperson allen gewachsen sein, die sich ihm zeigen? Es ist unumgänglich die Recherche zum Thema auszuweiten. In Phönix' Fantasie entsteht das Bild eines Puzzles. Jedes Persönlichkeitsfragment ist ein Teilchen, das so lange gedreht, betrachtet und gewendet wird, bis es nahtlos an ein bestimmtes Anderes passt. Am Ende, im Idealfall, ergibt sich ein schlüssiges Gesamtbild. Findus. Phönix hofft inständig, dass keiner aus welchen Gründen auch immer, ein Teilchen verliert oder achtlos übersieht.
Nachdem sie sich von Fr. Darkholme verabschiedet haben, stoppt Phönix seinen Schützling kurz auf dem Weg zum Auto. "Kjell, danke dass ich heute dabei sein durfte." Er sieht ihm fest in die Augen. "Denk bitte immer daran. Du kannst mich Tag und Nacht kontaktieren, ich bin da, wenn du mich brauchst."

Zögerlich heben sich Kjells Mundwinkel. "Danke. Das weiß ich zu schätzen." 'Hoffentlich wissen die anderen das auch.'



(in Zusammenarbeit mit @RivaBabylon)


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