Willow Creek Nr. 18 - Familie Lamont

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04.05.2023 22:20 (zuletzt bearbeitet: 20.07.2023 23:55)
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Schicksalslenker

Marina - letzter Post
Jordyn, Jadyn, Patrick, Liza - letzter Post

Charaktere: Marina, Patrick, Liza, Jadyn und Jordyn
Titel: Verschollen

Marinas Tochter Tania ist seit zwei Tagen spurlos verschwunden. Keine Textnachricht. Anrufe gelangen direkt zum Anrufbeantworter. Irgendetwas stimmt nicht, das fühlt die Mutter. Also macht sie sich ans Telefon und ruft bei einer Freundin nach der Anderen an, unter anderem Ellie und Nouki. Auch bei Hans und Vero ist sie nicht, doch seine Tochter liefert einen interessanten Hinweis. "Jordyn Lamont?" Lamont. Etwa der Sohn von.. Auf Nachfrage erfährt Marina, dass ihre erste Vermutung richtig ist. Jordyn ist der Sohn ihres Exfreundes aus Jugendzeiten. Alte Erinnerungen werden wach, doch dafür hat sie keine Zeit. Hans berichtet außerdem, dass er im Kontakt zu Patrick steht und gibt Marina die Adresse durch.

Daraufhin macht sich die verzweifelte Mutter auf den Weg zum Haus der Lamonts. Als sie dort ankommt, steigt sie nervös aus dem Wagen und geht zur Haustüre. Hier wohnt er also. Bevor sie klingelt, atmet sie tief ein und aus. Hoffentlich ist sie hier.

Die Tür öffnet sich und Patrick schaut in das Gesicht einer Frau, die er vor langer Zeit einmal kannte. Er stutzt und schaut genauer hin. "Marina?" Die Angesprochene schluckt. Es ist doch schwieriger ihn wieder zu sehen nach all der Zeit, als sie dachte. "Hallo Patrick."



"Was ... tust du denn hier?", fragt er, schüttelt kurz den Kopf, als müsste er einen klaren Gedanken fassen und tritt beiseite. "Komm rein. Das ist ja ewig ... Wie gehts dir denn?" Lediglich mit einem Nicken betritt Marina das Haus. Beinahe vergisst sie, weshalb sie eigentlich hier ist. So viele Erinnerungen kommen hoch. "Danke, mir geht's gut." Seufzend schaut sie zu Boden. "Naja.. um ehrlich zu sein.." Ihren Blick richtet sie auf Patrick. "Nicht gut. Deshalb bin ich hier."

"Wer war denn das?", ruft es aus der Küche, während Patrick der Besucherin in den Raum deutet. "Nimm Platz. Was ist denn los?" Zur Küche gewandt ruft er: "Du wirst es nicht glauben, Liz." Freudig kommt seine Frau ins Wohnzimmer gewirbelt - und bleibt abrupt stehen. Nein, das glaubt sie jetzt wirklich nicht. "Was will die denn hier?", rutscht es ihr abfällig heraus. Patrick dreht sich zu seiner Gattin herum. "Das werde ich gleich herausfinden, wenn wir sie berichten lassen. Schatz, bist du so gut und machst uns allen Kaffee?"

Das Gesicht der Dunkelhäutigen verliert jede Kontrolle. Entsetzt starrt Liza ihren Mann an. Das hat er nicht wirklich zu ihr gesagt... Sie soll Kaffee machen? Während er hier mit dieser .... Frau .... fröhlich schnattert, über alte Zeiten und wie schön es doch war?
Sie wirft ihm das Geschirrhandtuch, mit dem sie gerade ihre Hände abgetrocknet hatte, vor die Füße. "Macht euch doch euren dämlichen Kaffee selbst!", keift sie und stampft davon.

Marina kommt gar nicht dazu, Liza zu begrüßen. Erschrocken sieht sie Patricks Ehefrau nach, gelangt gedanklich doch schnell zum Grund ihres Besuchs zurück. "Entschuldige, ich will Dir keinen Ärger machen. Wenn ich es nicht für nötig gehalten hätte, dann.." Ja, dann wäre sie nie hier her gekommen.
Der Familienvater winkt lässig ab. "Mach dir darüber keinen Kopf. Sie ist ... eigen.", schmunzelt er. "Ich setze uns Kaffee auf. Dann erzählst du alles, ja?" Er geht in die Küche und Marina hört ihn werkeln und klappern.
Nur wenige Minuten darauf strömt der Duft von frisch gebrühtem Kaffee durch die Räume. Mit einem Tablett kommt er zurück, stellt Tassen und Milch ab. Kurz verharrt er und sucht ihren Blick. "Du trinkst ihn doch noch immer mit Milch, oder?" Nickend lächelt sie. Zuvorkommend und aufmerksam war er auch schon früher. "Vielen Dank.", sagt sie und nimmt die Tasse. Nachdem sie einen kräftigen Schluck genommen hat, beginnt sie. "Dein Sohn heißt Jordyn, richtig?" Patrick setzt sich und betrachtet sein Gegenüber ernst. "Ja,", nickt er, "gibt es ... ein Problem?"



"Ich hoffe nicht." Die Tasse in der Hand festhaltend, sieht sie in dessen Inhalt. "Meine Tochter Tania soll wohl bei ihm gewesen sein vor zwei Tagen. Stimmt das?" - "Ja, sie war hier." Langsam beschleicht ihn ein gruseliges Gefühl. Sorgenvoll legt er die Stirn in Falten. "Marina, was ist passiert?" Erschöpft legt sie eine Hand an ihre rechte Schläfe, um diese leicht zu massieren. Dann umklammert sie erneut ihre Tasse und schaut Patrick in die Augen. "Sei bitte ehrlich, ist sie noch bei Euch und will mich nur nicht sehen?"
Mit großen Augen starrt er seine alte Liebschaft an. "Nein." Bekräftigend schüttelt er den Kopf. "Du ... weißt nicht, wo sie ist? Und du wusstest nicht, dass sie hier war?" Fassungslos lehnt er sich im Stuhl zurück.

So sehr hat sie gehofft, dass er ihr eine andere Antwort gibt. "Leider. Weder das eine, noch das andere. Sie hat erzählt, sie sei bei ihrer Freundin Ellie, aber da war sie nicht." Dann stellt sie ihre Tasse auf den Tisch. "Sie ist öfters bei Freundinnen, aber zumindest meldet sie sich einmal am Tag und schreibt, wo sie ist und ob sie nach Hause kommt. Aber jetzt.." Es dämmert ihr, dass ihre Tochter scheinbar nicht ehrlich und vermutlich schon häufiger bei den Lamonts oder gar bei anderen Jungs war, die Marina schlichtweg nicht kennt.

"Ich ... weiß nicht, was ich sagen soll." Patrick schaut betroffen auf den Boden. Er weiß genau, wie es ist, sich um das eigene Kind zu sorgen. "Das tut mir schrecklich leid. Wir wussten das nicht. Sie haben uns gesagt, du weißt Bescheid." Sein Blick verfinstert sich. Von Jadyn kennt er solch ein Benehmen. Aber Jordyn war immer ehrlich. Warum hat der Junge gelogen? Plötzlich schiebt sich die Szene am Esstisch in sein Gedächtnis. Jadyn hatte Dinge über Tania gesagt, die über alle Maßen unangebracht waren - egal, ob wahr oder erfunden. "So ein Mist ... ", murmelt er in Gedanken versunken. Der Vater wischt sich übers Gesicht und steht auf. Festen Schrittes geht er zur Treppe. "JUNGS!", ruft er laut. "ANTRETEN! SOFORT!"

Noch bevor sich im oberen Stockwerk etwas tut, springt die Haustür auf und Liza kommt in den Flur. Patrick dreht sich überrascht zu ihr herum, sagt aber nichts. Zu sehr hängen seine Gedanken bei Tania und seinen Söhnen. Liza bemerkt sofort, dass etwas im Busch ist. Eigentlich war sie zurück gekehrt, weil ihr das schlechte Gefühl im Nacken keine Ruhe ließ. Sie wollte ihren Mann nicht mit diesem Fl*ttch*n allein lassen. Nun überkommt sie ein ganz anderes Gefühl. Etwas stimmt hier nicht. So aufgebracht sieht sie ihren Mann äußerst selten. "Was ist los?", fragt sie fordernd.



"Tania ist verschwunden.", antwortet er knapp und will gerade zum zweiten Appell ansetzen, als Jadyn an der Treppe erscheint. "Mach hinne, Bro.", ruft er in den oberen Flur. "Sieht nach Party aus." Er kommt elegant die Stufen herunter und schaut seinen Vater fragend an. "Geh da rein und setz dich.", befiehlt Patrick. "Wieso? Was habe ich jet-" - "Halt die Klappe und tu, was ich dir sage. Ein einziges Mal.", schneidet der Vater ihm das Wort ab. Jadyn rollt genervt mit den Augen und geht ins Wohnzimmer. Eine Frau sitzt am Tisch. Irritiert setzt sich Jadyn dazu.

Viele Fragen drehen sich in Marina's Gedanken umher. Wieso hat sie gelogen? ... Warum ist sie in letzter Zeit kaum noch ansprechbar? Als der Junge das Zimmer betritt und sich setzt, mustert sie ihn. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Vater in jungen Jahren ist nicht zu leugnen. Es ist eine verwirrende Mischung an Emotionen in ihr. Sowohl Angst, Freude und Besorgnis machen sich breit.
Der zweite Teenager betritt das Wohnzimmer. Er läuft viel bedächtiger und aufrechter, als der erste. Liza und Patrick folgen und als alle am Tisch sitzen, faltet der Familienvater die Hände und sammelt sich.
"Das ist Marina Winter.", beginnt er in bewusst ruhigem Ton. "Eure Freundin Tania ist ihre Tochter." Patrick schaut auf und mustert seine Jungs. Jordyn hört aufmerksam zu - wie man es von ihm gewohnt ist. Jadyn zuckt ungeduldig mit den Schultern. "Und?" - "Ich will jetzt von euch hören, was ihr wisst. Und zwar alles."

"Worüber denn? Worum geht's hier?" - "Jadyn, bitte lass deinen Vater ausreden.", ermahnt Liza. "Tanias Mutter wusste nicht, dass ihre Tochter bei uns zu Besuch war. Warum wusste sie das nicht, frage ich euch. Uns wurde gesagt, sie wüsste es." - "Man, da habe ich doch nichts mit zu tun.", protestiert Jadyn Gesten reich. "Sie war bei Jor und nicht bei mir."

Patrick hebt die Hand und Jadyn schweigt. Mit genervter Mine sackt er in sich zusammen. "Jordyn?" Der Junge schluckt. "Warum?" - "Sie wollte es so.", murmelt der Blinde.



"Du hast uns belogen, weil sie es dir gesagt hat?", wiederholt Liza. Entsetzt schüttelt sie den Kopf. Die Tochter eines Fl*ttch*ns - was will man anderes erwarten? Natürlich ist dieses Mädchen ein schlechter Einfluss. "So war das nicht.", versucht Jordyn zu erklären.
Marina ahnt Schlimmes. "Jordyn?" Mit einem Lächeln sieht sie den Jungen an, der scheinbar ihren Blicken ausweichen möchte. "Bitte sag uns, wie es wirklich war. Ich mache mir große Sorgen um sie." Beide Jungen horchen auf. Sorgen?

"Tania ist verschwunden.", erklärt Patrick. "Nachdem sie hier weg gegangen ist, verliert sich jede Spur." In Jordyns Gesicht macht sich Panik breit. Sein Herz beginnt schmerzhaft zu schlagen und unbewusst fasst er sich an die Brust. Patrick tauscht unzufriedene Blicke mit Marina aus, bevor er sich wieder seinen Jungs widmet: "Als sie hier mit uns gegessen hat, hast du doch etwas über sie gesagt, Jadyn. Erinnerst du dich? Danach ist sie gegangen."

"Was, bin ich jetzt Schuld, dass sie weggelaufen ist? Das war ja klar. Und wieder ist Jay das A*schl*ch." - "Halt den Mund, Junge. Das hat niemand behauptet.", schimpft Patrick. "Ich will, dass du erzählst, was du damit gemeint hast." Jadyn lacht humorlos: "Ne, das willst du nicht." Jordyn setzt sich alarmiert auf. "Dad, das sind doch nur Geschichten." - "Geschichten?" Jadyn zieht eine amüsierte Grimasse. "Also ich kenne mindestens ein Dutzend Kerle, die dieselben Geschichten erzählen." - "Hör auf damit!", fährt Jordyn seinen Bruder an. "So ist sie nicht."



Marina schüttelt den Kopf. Den Worten der Jungen kann sie nicht folgen. Fragend sieht sie zu Patrick. "Nur weil sie dich nicht ran lässt, heißt das nicht, dass die ganze Schule lügt.", entgegnet Jadyn garstig. Mit einem lauten Knall landet Patricks Hand auf dem Tisch. Jordyn erschrickt und braucht einen Moment, um sich zu sammeln. "Jadyn, geh auf dein Zimmer.", fordert der Familienvater. "Na, Gott sei Dank.", meckert der Teenager gereizt und stampft davon.

Patrick atmet tief durch. Noch einmal von vorn. "Jordyn, was weißt du?", fragt er beherrscht. "Warum könnte sie abgehauen sein? Hast du eine Idee, wo sie ist?"
Dem Teenager steigen Tränen in die Augen. Er hat furchtbare Angst um Tania. Seine Gedanken rasen und er kann keinen von ihnen festhalten. "Ich weiß es nicht, Dad. Sie wollte sich bei mir melden, hat es aber nicht getan. Ich dachte, sie braucht Ruhe und ich wollte sie nicht bedrängen. Ich fing an, mir Sorgen zu machen und hab versucht, sie zu erreichen, aber ..." Er streicht ängstlich das Haar aus seinem Gesicht. "... ihr Handy ist abgeschaltet."

Patrick steht auf und geht zu seinem Sohn herüber. Vor ihm geht er in die Knie. Eine Hand legt er beruhigend auf die Schulter des Teenagers - so wie er es vor einigen Jahren oft getan hat, wenn der Junge Angstzustände bekam. "Hör zu, Jordyn. Ich weiß, dass du sie gern hast. Ich weiß, dass es ihr schlecht ging, als sie hier ankam und dass du ihr helfen wolltest."
Eine einzelne Träne rollt über die Wange des Jungen. Er hat alles falsch gemacht. Er hat Tania ins Verderben geführt. Er konnte ihr nicht helfen und darum ist sie weg gerannt. Sie hatte nie vor, ihn zu kontaktieren. Sie wollte einfach nur weg von allem. Er war so ein Idiot. "Sag mir, was du weißt. Alles kann wichtig sein.", beharrt Patrick. "Ich verspreche dir, ...", er blickt auf zu Liza, dann zu Marina und wieder zurück zu seinem Sohn, "...sie wird keinen Ärger bekommen. Wir wollen sie nur finden. Das willst du doch auch."



Nervös steht Marina auf, atmet tief ein und aus und hält sich die Hände vor den Mund. Das darf alles nicht wahr sein. "Ich habe ihr versprochen, keinem etwas zu sagen." Das Sprechen fällt dem Teenager schwer. Er seufzt verzweifelt. "Es ging ihr schlecht, weil ... " Jordyn überlegt hastig. Die Schwangerschaft dürfte keine große Rolle mehr spielen. Sie hat abgetrieben. Das muss niemand wissen. "... sie hat Schwierigkeiten zu Hause." Er hebt leicht den Kopf zur Seite, in die Richtung, in der er Tanias Mutter vermutet. "Es tut mir leid, Frau Winter, aber ... " er schnauft noch einmal.

"Sie fühlt sich so furchtbar unwohl zu Hause." Er hasst es, das sagen zu müssen. Er will Tanias Geheimnisse nicht ausplaudern. Aber unter diesen Umständen... Er weiß einfach keinen anderen Ausweg. Verwundert sieht Marina ihn an. "Wieso?" - "Weil ..." - "Sag es uns.", drängt Patrick. "Es ist in Ordnung."
"Ihr Vater ... also Herr Winter ... " Patrick drückt vorsichtig die Schulter des Jungen. "... er hat eine Affäre. Und Tania weiß es. Und er weiß, dass sie es weiß. Und er hat ihr verboten, darüber zu reden. Er hat sie erpresst. Emotional. Und sie weiß einfach nicht, was sie tun soll." Jetzt sprudelt es aus dem Teenager heraus. "Ich wollte ihr helfen. Ich fand es furchtbar, dass sie so leidet und dass er so mit ihr umgeht, aber ich kann doch nichts machen."

"Und ich glaube, das ist der Grund, warum sie mit so vielen Jungs was hatte und in der Schule hat sie einen ganz furchtbaren Ruf und niemand nimmt sie ernst und fragt danach, wie es ihr geht. Und Jadyn ist einer von ihnen. Er hat auch mit ihr geschlafen und jetzt behandelt er sie wie Dreck und sie erträgt es einfach nicht mehr und als er das neulich gesagt hat, da war es einfach zu viel für sie und sie ist weg gelaufen und ich weiß wirklich nicht, wo sie ist und ich habe furchtbare Angst, dass ihr irgendwas zustö-" Patrick drückt Jordyn fest an sich und reibt ihm den Nacken. "Wir finden sie. Es ist gut, dass du das erzählt hast."

Wie in Zeitlupe sinken Marinas Arme in die Tiefe. Es ist wirklich schlimmer, als sie befürchtet hatte. Joachim! Deshalb war er in letzter Zeit so oft weggewesen. "Du bist an einem Sonntag arbeiten?" - "Ja, im Büro ist so viel los. Auch Sonntags stehen die Telefone nicht still." Von wegen. Das geringe Interesse an Intimität mit seiner Frau. Das geringe Interesse an Unternehmungen als Familie, gemeinsam mit ihren drei Kindern. Und ganz zu Schweigen vom Kleinreden ihrer Sorge um Tania. "Die ist in der Pubertät. Da kannst du nichts erwarten. Die kommt schon wieder." Alles Ausreden. Lügen. Ihre Ehe - eine Farce. Und ihre gemeinsame Tochter, ihr erstes Kind? Das Opfer seiner Machenschaften.

Sie muss die Worte erstmal sacken lassen und dreht sich mit dem Rücken zur Familie. Mit langsamen Schritten geht sie in Richtung eines der Fenster zum Garten hin zeigend und schaut heraus.



Patrick fordert seine Frau mit einem Blick auf, sich um Jordyn zu kümmern. Schweigend steht sie auf und nimmt sich seiner an, während ihr Mann kurz in der Küche verschwindet, bevor er zu Marina herüber geht. Vorsichtig nähert er sich ihr. In seiner Hand hält er ein Glas Wasser. Ohne Worte reicht er es in ihr Blickfeld. Ohne ihn anzusehen nimmt sie das Glas und trinkt einen Schluck. Und noch einen. Und noch einen, bis das Glas leer ist.

Die Angst, den Schmerz und die Wut. All das muss Tania seit Wochen, nein Monaten durchgestanden haben. Ganz allein. Warum sie sich nicht ihr anvertraut hat? Sicherlich hat sie auch davor Angst gehabt. Das Auseinanderfallen der Familie. Alle Achtung, die Marina bislang vor ihrem Mann hatte, ist von einem Moment zum Anderen weg. Die Vorwürfe, die sie sich gemacht hat, waren alle unbegründet. Das geht eindeutig zu weit. Er wird die Konsequenzen für sein Handeln tragen müssen.

Nach ein paar Minuten dreht sie sich zu Patrick. "Wir müssen sie finden.", sagt sie ruhig und besorgt zugleich. Die Wahrheit kann weh tun, doch die Gewissheit beruhigt. "Nicht, dass ihr was zustößt oder.." Sie schluckt. "..sie sich etwas antut."
Sorgenvoll schaut der Familienvater zu seinem Sohn herüber. Der Junge macht sich genau die gleichen Gedanken. Er sollte es nicht noch aus anderen Mündern hören. Erleichtert stellt Patrick fest, dass Jordyn scheinbar nichts gehört hat. Liza ist in ihrem Element und darf endlich ihren behinderten Jungen betüteln. Patrick seufzt tief und sieht zu Marina. Diese Angst in ihren Augen - er fühlt sehr mit ihr. "Das werden wir." Er nimmt sie in den Arm und drückt sie fest an sich. "Es tut mir furchbar leid."

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06.05.2023 17:36 (zuletzt bearbeitet: 16.07.2023 21:20)
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Schicksalslenker

Tania - letzter Post

Charaktere: Tania, Jordyn, Patrick
Geschichtsstrang: Lebenszeichen

Endlich konnte Tania ein Ladekabel für ihr Handy auftreiben. Nachdem es zu 100% geladen ist, schaltet sie es ein. Zig uninteressante Simsapp Nachrichten, auch von ihrer Mutter. Diese wischt sie unbeachtet weg. Die Mailbox benachrichtigt sie über mehrere verpasste Anrufe. Eine nach der anderen wird abgehört.

"Hey, Tani. Hier ist Jordyn." Eine Sekunde herrscht nachdenkliches Schweigen, gefolgt von einem schweren Atemzug. "Ich... weiß nicht ...." Die Stimme seufzt. "Tani, bitte melde dich. Ich mache mir wirklich Sorgen. Und ..." Ein unterdrücktes Schluchzen unterbricht den Satz. "... deine Mutter war hier. Sie ist ... verrückt vor Angst. Sie weiß, dass was nicht stimmt und ... sie hat Angst, ... dich zu verlieren." Das Schluchzen ist nun nicht mehr zu verbergen. "Und ich auch. Ich weiß, dass es dir scheiße geht. Aber bitte komm zurück. Wir kriegen alles hin. Du bist nicht allein, Tani. Ich bin doch bei dir. Bitte lass mich dir helfen. Ich wünsche mir nur, dass du se-" Die Nachricht bricht abrupt ab und eine neutrale Frauenstimme erklärt, dass das Zeitlimit überschritten wurde.

Nach Abhören der Nachricht beschleicht sie ein mulmiges Gefühl. Wie kam ihre Mutter dazu bei den Lamonts aufzukreuzen? Früher oder später wäre es vermutlich eh passiert. Doch Jordyn scheint wirklich besorgt zu sein. Die Traurigkeit in seiner Stimme ist nicht zu überhören.

Daher drückt sie auf "zurück rufen" und ein Freizeichen ertönt. Hoffentlich hat er Zeit. Es dauert nicht lange, bis sich die vertraute Stimme meldet: "Tani?" - "Jordyn. Hey!" Sie freut sich, ihn zu hören, was aus ihrer Stimme ersichtlich ist. "Oh, man. Wo steckst du? Geht's dir gut? Was ist passiert?"
Das sind viele Fragen für den Anfang und zunächst schweigt die Jugendliche. Würde sie ihm wirklich erzählen wollen, dass sie kurz davor war, sich das Leben zu nehmen? Besser nicht. "Mir geht's gut. Ich mache sozusagen Urlaub." Sie sieht sich um, doch von Urlaub kann eigentlich keine Rede sein. Der Raum in dem sie steht ist leer. Lediglich im Nebenraum befindet sich eine Küchenzeile, was ihr allerdings auch nichts bringt aufgrund des fehlenden Bestecks und Geschirrs. Wenigstens funktioniert der Kühlschrank.

"Urlaub? Was ... soll denn das heißen?" Jordyn wirkt verwirrt. Zu Hause sind alle krank vor Sorge und sie macht 'Urlaub'? "Ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Nachdem ich von dir los bin, habe ich bei Vero vorbei gesehen und ihr erzählt was..." Den Satz spricht sie nicht zu Ende. "Jedenfalls hat sie mich weggeschickt und ich habe nach ein paar Stunden eine andere... Übernachtungsmöglichkeit gefunden. Ich konnte viel nachdenken, weißt du."



"Okay...", klingt es nachdenklich durch die Leitung. Das Mädchen wirkt aufgeräumt auf Jordyn. Trotzdem ist er noch immer in Alarmbereitschaft. "Und ... wie sieht dein Ergebnis aus?", fragt er. Sein Herz schlägt bis zum Hals. In Gedanken schickt er Stoßgebete zum Himmel, dass sie zur Vernunft kommt. "Deshalb wollte ich mit Dir sprechen." Ihre Stimmlage wird wieder ernst und ein Seufzen ist zu vernehmen. Sie weiß nicht, ob sie es ihm direkt sagen oder lieber warten soll.

Am anderen Ende der Leitung herrscht bedrücktes Schweigen. Jordyns Atem ist leicht zu hören. "Du ... Du gehst ... doch nicht weg... Oder?" Tania bemerkt, dass er sich nicht einfach nur Sorgen gemacht hat. Daher entscheidet sie sich erstmal dafür, nichts von ihren Plänen zu sagen. "Jordyn.. es.." Vor drei Tagen hatte sie ihm in seinem Zimmer gesagt, sie würde ihn nicht allein lassen. Scheinbar hat sie doch jeglichen Zweifel geweckt. "Es tut mir Leid, dass ich mich erst jetzt bei dir melde. Ich habe mein Ladekabel bei dir vergessen." Auch die Schmerztabletten liegen noch immer unter dem Kopfkissen, doch davon will sie nicht anfangen. "Sonst hätte ich dich schon früher kontaktiert." Dem Freund möchte sie nicht das Gefühl vermitteln, nicht wichtig für sie zu sein. Ohne ihn hätte sie die letzte Zeit nicht durchgestanden.

In diesem Moment ist der Teenager erleichtert und froh, dass sie ihn nicht sehen kann. Eine dicke Träne rollt über seine Wange und er hat Mühe zu schlucken. Seine Brust fühlt sich an, als wäre sie in einem Schraubstock eingeengt. Es braucht einige Sekunden, bis er in der Lage ist, ihr zu antworten. "Bitte komm einfach zurück." Auf seinen Satz antwortet die Jugendliche nicht. Es ist unklar, wie es mit ihr weiter gehen wird. "Kannst du mir einen Gefallen tun?", fragt sie nun. Er zögert. Nicht, weil er einen Gefallen in Frage stellt. Sondern weil sie nicht auf seine Bitte eingeht. Er hat sie verloren. Sie wird nicht wieder kommen.

Der Teenager unterdrückt den starken Drang, aufzulegen und zu weinen, wie ein Kind. Er will ein letztes Mal stark sein für sie. Damit wenigstens der Abschied so ist, wie sie es braucht. Wenn schon er selbst nicht genügt hat, ist dies das Einzige, was er noch tun kann.
"Natürlich.", flüstert er gebrochen. "Ich möchte gerne ein Gespräch mit deinen und meinen Eltern gemeinsam führen. Du kannst natürlich auch dabei sein." Nachdenklich beißt sie auf ihre Lippen. Schon seit sie diese Möglichkeit in Betracht gezogen hat, legt sie sich die Worte zurecht, die sie den Eltern sagen will.



Stille. Jordyn schluchzt in seine Ellebbeuge, das Handy weit weg vom Gesicht haltend. Er kann nicht mehr. Es bricht aus ihm heraus. Eilig versucht er, sich zu fangen, atmet ein paar Mal durch und hält das Telefon wieder ans Ohr. "Ja, okay. Ich kümmere mich darum." - "Sehr gut.", sagt sie begeistert, als auch nervös. Dann kann sie sich auf das Gespräch vorbereiten. "Übrigens.. hat dein Vater mit Dir nochmal gesprochen?" Bevor sie vor drei Tagen die Lamonts verließ, hatte sie Patrick darauf aufmerksam gemacht, dass Jordyn ihn brauchen könnte. Ob er mit seinem Sohn gesprochen hat?

"Mein ... Was?" Der Junge begreift nicht, warum sie jetzt danach fragt. Es gäbe so viel anderes zu besprechen. "Ich ... muss dir etwas erklären.", sagt er. "Aber ich ... ich habe ... Ich will nicht, dass du ... wütend auf mich bist. Oder enttäuscht von mir." Die Stirn runzelnd sieht Tania gegen die Wand mit den zwei Fenstern. Der Himmel ist klar, die Sonne scheint leicht. Was für Temperaturen im Winter. "Ehm.. was ist los?" Aus ihrem Tonfall ist Skepsis hörbar. "Ich wollte das nicht. Ich ... hatte keine Wahl." Er atmet erneut tief durch. "Als deine Mutter hier war ... Sie haben mich bedrängt ... Fragen gestellt."
Wovon redet er da? Tania versteht kein Wort. "Wie.. also wann haben sie dich bedrängt? Was für Fragen?" Einen lauten Seufzer kann sie sich nicht verkneifen. "Wovon sprichst du?" - "Gestern. Sie wollten alles wissen. Von ... dir." Ein leises Schluchzen ertönt.



"Sag jetzt bitte nicht, du hast..." Das Wort mit A will sie gar nicht aussprechen. Ihre Mutter soll davon bloß nichts erfahren. "Es tut mir so leid, Tani. Ich ... Ich wollte nichts sagen. Ich wollte dir ein guter Freund sein. Aber ich konnte doch nicht schweigen und riskieren dass du ..." Er verstummt. Wieder schluchzt er in seinen Ärmel. Dieses Mal kann Tania ein klein wenig davon hören.
Als er sich etwas zusammenreißen kann, fährt er fort: "Ich habe von deinem Vater erzählt. Von seiner Affäre und dass du es wusstest. Und dass er dir verboten hat etwas zu sagen." Kurz schweigt er. "Es tut mir leid, Tani. Bitte sei nicht böse auf mich."

Was fällt ein großer Stein von Tanias Herzen. Ja, sie wollte ihre Mutter schützen, aber länger mit diesem Geheimnis, dieser Last zu leben, macht es nicht besser. Gerade hat sie das Bedürfnis, einfach zu Jordyn zu gehen und ihn fest in den Arm zu nehmen. Wie konnte sie nur denken, er würde etwas zu ihrer Schwangerschaft sagen? Es würde an der Situation nichts ändern. "Jordyn. Ich danke dir." - "Was? Ich ... Ich verstehe nicht." Jordyn packt sich mit der Hand an den Kopf, der zu schmerzen beginnt. Diese ganze Anspannung ist zu viel für ihn.

"Endlich ist es raus. Ich wollte nicht mehr weiter damit leben müssen. Danke dir! Wirklich! ... Ich könnt dich gerade abknutschen dafür!" Lachend lehnt sie sich an die Wand und könnte vor Erleichterung weinen. Dann muss sie dieses Gespräch nicht mehr führen, dennoch will sie das gemeinsame Aufeinandertreffen mit den Eltern.
Jordyn schweigt. Er ist erschöpft. Seine Gedanken und das Gefühlschaos strengen ihn unendlich an. "Wann kannst du hier sein?", fragt er. "Ich meine, zum Treffen mit unseren Eltern?" Zurück in die Realität geholt, denkt sie nach. "Ich würde sagen, du sprichst mit deinen Eltern und wenn ihr einen gemeinsamen Termin mit meinen Eltern gefunden habt, dann ruf mich nochmal an oder mache mir eine Sprachnachricht. Dann melde ich mich wieder bei dir, ja?" - "Okay." Jordyns Stimme klingt traurig.

Das kann sie heraus hören. Jetzt macht sie sich Sorgen um ihn und das schlechte Gewissen plagt sie erneut. "Jordyn. Wir sehen uns bald wieder." - "Okay. Ich glaube dir."
Sie sollte sich nun vorbereiten auf das Gespräch. In der Hoffnung, dass er schnell mit den Eltern etwas vereinbaren kann, sagt sie abschließend: "Melde dich, sobald du mehr weißt, ja? Ich lege jetzt auf. Bis später."

Am anderen Ende hört der Teenager das Klicken, als Tania auflegt. Mit gemischten Gefühlen lässt er den Arm sinken. Sie ist in Ordnung und wird wieder kommen. Alles wird gut werden. Nachdem er das Gespräch ein paar Minuten hat sacken lassen, geht er ins Bad, wäscht sich das Gesicht und nimmt die Treppe nach unten. Der Familienvater sitzt im Büro und hört seinen Sohn rufen.

"Tani hat angerufen.", berichtet der Blinde.
"Was für eine großartige Nachricht.", ruft Patrick erleichtert aus. "Geht es ihr gut?"
"Ich weiß nicht. Sie klang gefasst."
"Was hat sie gesagt? Wo ist sie?", bohrt der Vater nach.
"Das hat sie mir nicht verraten." Jordyns Stimme wird wieder schwermütiger. "Aber sie möchte her kommen. Sie hat etwas zu sagen. Dir und Mom und ihren Eltern."
Patrick setzt eine nachdenkliche Mine auf. "Gut, das wird sich einrichten lassen." Einen Moment betrachtet er seinen Sohn, nimmt ihn dann fest in den Arm und klopft ihm aufmunternd auf den Rücken. "Ich bin stolz auf dich, Jordyn. Du bist ein Freund, den sich jeder wünschen würde."
Der Teenager weiß darauf nichts zu sagen. Das schwere Gefühl lastet noch immer auf ihm und er kann die Worte seines Vaters gerade nicht annehmen.
"Ich rufe Tanis Mutter an und werde sie informieren."

(In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon.)

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03.06.2023 13:07 (zuletzt bearbeitet: 17.08.2023 17:02)
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Marina - letzter Post
Joachim - letzter Post
Valentin - letzter Post

Charaktere: Marina, Patrick, Liza, Joachim, Jordyn, Tania, Valentin
Titel: Rückkehr mit Bedingungen - Teil 1

Nervös betritt Marina das Haus der Lamonts, nachdem Patrick sie herein gebeten hat. Doch auch wenn sie erst vor Kurzem die ganze Wahrheit über Joachim und Tania erfuhr, ist sie mehr als froh, ihre Tochter endlich wieder in die Arme schließen zu können. Joachim wollte auch anwesend sein, doch wie immer scheint er sich zu verspäten. Selbst jetzt zu Beginn der Schulferien kann er sich nicht mal frei nehmen.

Marina setzt sich an den Tisch, wo bereits Liza auf sie wartet. "Hallo Liza.", grüßt sie die Frau ihres Exfreundes. Gezwungen höflich lächelt die Hausherrin zurück. Sie weiß nicht so recht, was sie von dieser Situation halten soll. Die Anwesenheit dieser Frau ist ihr ein Dorn im Auge. Es ist beinahe offensichtlich, dass sie noch immer verliebt in Patrick ist - wer wäre das nicht? Er ist ein attraktiver und fürsorglicher Mann und gerade Marina kennt seine Qualitäten. Andererseits braucht sie wirklich Hilfe. Ihr Ehe ist gescheitert, ihre Familie zerrüttet, die Tochter geflohen. Es wäre absolut unhöflich, sich an ihrem Leid zu belustigen. Ihr Blick springt zu ihrem Gatten, der gerade aus dem Keller die Treppe hoch kommt. Erneut lächelt sie ihr Gegenüber an. Von ihrer Schadenfreude muss niemand erfahren. Und sie könnte nicht nur wie die bessere Mutter dastehen, sondern auch wie eine aufopfernde Freundin und selbstlose Ehefrau.

"Marina, ich muss mich für mein Benehmen beim letzten Mal entschuldigen.", beginnt sie. "Ich war sehr unhöflich zu dir und das tut mir leid." Das tut es wirklich. Ein solches Verhalten wirft kein gutes Licht auf sie und ihre Familie. "Wir sind für dich ... für euch da und tun, was immer in unserer Macht steht." Patrick kommt näher und ist froh, diese Worte aus dem Mund seiner Frau zu hören. Sie hat eben doch ein gutes Herz. Und sie weiß, wie es ist, Angst um dass eigene Kind zu haben. "Danke Liza, ich habe euch beim letzten Mal auch eher überfallen. Wenn man sich Sorgen macht.." Marina stoppt. Sie ist einfach nur froh, dass ihre Tochter lebt. "Wir werden alles klären.", beruhigt Patrick seine alte Freundin. "Niemand wird heute gehen, bevor wir eine Lösung haben."

Die besorgte Mutter nickt zustimmend, obwohl sie nicht weiß, welche Lösung es geben soll. Joachim wohnt nicht mehr zuhause. Eigentlich kann Tania wieder nach Hause kommen. Oder gibt es noch andere Gründe? Sie weiß es nicht. Plötzlich klingelt es. Marina steht auf und sieht zu Patrick.

Der Familienvater lächelt ihr aufbauend zu und geht zur Tür. Er öffnet und blickt in das Gesicht eines Mannes.



"Guten Tag. Joachim Winter.", stellt dieser sich vor und reicht Patrick die Hand. Jener erwidert freundlich die Geste. ''Patrick. Bitte Kommen Sie herein." Er schließt die Tür hinter dem Gast und deutet ihm, bei den Frauen Platz zu nehmen. Joachim geht zum Tisch.

Zunächst grüßt er Liza. Dann wendet er sich an Marina. "Hallo." Diese nickt nur und weicht seinem Blick aus. Noch immer ist sie tief verletzt und hat keinen Bedarf mit ihm viel zu reden. Einzig und allein will sie ihre Tochter wieder sehen. Joachim setzt sich indes neben seine Frau.

"Ist Jordyn auch da?", fragt Marina nun. Liza nickt. "Er wartet oben." Patrick versteht das Signal und geht zur Treppe, um seinen Sohn zu rufen. Nur wenige Sekunden darauf, kommt er um die Ecke geschlichen. Unten angekommen, spricht der Vater wenige Worte zu ihm. Der Junge antwortet knapp und nähert sich den Erwachsenen. Der Teenager ist nervös, gibt sich aber Mühe, entspannt zu bleiben. Mit etwas Glück wird diese grauenvoll Geschichte heute ein Ende finden.

"Jordyn, Tanias Mutter kennst du ja schon.", sagt Patrick. "Neben ihr sitzt Herr Winter. Er ist gerade angekommen." - "Hallo.", grüßt der Junge neutral und mit leeren Augen geradeaus, auf Joachim gerichtet. Der Angesprochene räuspert sich kurz. "Guten Tag.", sagt er in einem ernsten Tonfall.

"Jordyn, schön Dich zu sehen.", sagt Tanias Mutter lächelnd. Sie ist ihm dankbar, dass er für ihre Tochter da war und dass er schließlich derjenige war, der die Wahrheit aufdeckte. "Tania kommt bestimmt gleich, dann siehst du deine Freundin wieder." - "Ja, das hoffe ich.", entgegnet er.



Liza beginnt derweil, die Tassen mit Kaffee zu füllen und reicht sie den Gästen. "Milch und Zucker nehmen Sie sich bitte." Mit einer Kopfbewegung deutet sie auf die Mitte des Tisches.

Nachdem sich Joachim eine Tasse genommen und einen Schluck daraus getrunken hat, wendet er sich an den Teenager. "Du bist mit meiner Tochter zusammen?", fragt er. Dem Vater wird bewusst, dass er gar nichts über seine Tochter weiß. Zudem hätte er ihr einen anderen Geschmack zugetraut. Jordyn scheint ihm sehr ruhig zu sein, schüchtern und vermutlich auch unsicher. "Zusammen? Nein." Jordyns Mund fühlt sich trocken an. "Wir sind Freunde."

Sowohl erleichtert, als auch empört schaut der Vater nun zum Jungen. "Ja, dann weiß ich nicht, wieso wir hier hin kommen sollten." - "Tania wollte das so.", erklärt Marina. Joachim atmet laut aus und schüttelt nur den Kopf. Der Teenager senkt den Kopf. Die Verständnislosikeit des Mannes macht ihn traurig. Er scheint sich tatsächlich kaum für seine Tochter und ihr Wohl zu interessieren. "Ich denke,", beginnt Patrick freundlich, "wir alle sind hier, weil Tania in den letzten Wochen - ja, vielleicht sogar Monaten - sehr unter den ... gegebenen Verhältnissen leiden musste. Sie wird sich sicherlich etwas bei diesem Treffen gedacht haben und ich bin dafür, dass wir abwarten, bis sie uns alles erzählt hat, was sie los werden möchte." Sein Blick trifft nun gezielt Joachim. "Meiner Meinung nach, sind manche von uns ihr das schuldig."

Marina nickt daraufhin, sieht ihren Mann jedoch noch immer nicht an. Joachim sagt nichts dazu, lediglich schaut er sich um. Es ist sehr aufgeräumt und sauber im Haus. Solch eine Ordnung hätte er auch gerne in seinem Haus gehabt, doch Marina hat so viel Sauberkeit und Ordnung nicht beihalten können, nicht zuletzt durch die Hunde. Sodann betrachtet er Liza. Attraktiv findet er sie nicht, doch scheinbar hat sie gute Hausfrauenqualitäten.

-- Inzwischen vor dem Haus --



"Ich lass das lieber. Ich geh da nicht rein." - "Tani, jetzt geh da raus. Du wolltest das doch." Valentin schaltet den Motor ab. Freundlicherweise hat Logan ihm seinen Wagen für ein paar Stunden überlassen. Doch Val weiß, auf Dauer braucht er ein eigenes Auto.

"Kannst du nicht mitgehen?", fragt die Jugendliche nun. "Nee, lass mal. Jetzt wo die Affäre raus ist, muss deine Mutter nicht noch wissen, dass ich das auch schon wusste. Dann bin ich wieder der Blöde, der auch noch ihre Tochter versteckt." Seufzend schüttelt er den Kopf. Er hat es satt, immer der Sündenbock zu sein.

"Ach menno. Mam könnte doch auch dankbar dafür sein, dass Du mir zur Seite standest." Tania versucht ihren Hundeblick aufzulegen, doch Pirate und Nero können das eindeutig besser. "Wir machens so. Ich bleibe hier. Wenn was sein sollte, komme ich sofort. Abgesehen davon ist doch dein Liebhaber mit dabei." Grinsend schaut der Onkel seine Nichte an. "Wir sind keine Liebhaber. Er ist einfach nur ein sehr guter Freund." - "Mit gewissen Vorzügen?" Val versucht zu provozieren. Tania rollt die Augen. "Ich geh dann jetzt."

Nervös steigt sie aus dem Wagen und geht langsamen Schrittes zur Haustür der Lamonts. Sie atmet tief ein und aus und klingelt.

Sofort steigt die Anspannung am Tisch weiter an. Patrick schenkt der Runde einen beruhigenden Blick und geht zur Tür. "Tania. Ich kann dir nicht sagen, wie ich mich freue, dich zu sehen.", lächelt er sie an. "Danke Mister Lamont. Sind meine Eltern schon da?", fragt sie zögerlich. Er nickt. "Ja, wir alle sind gespannt, was du zu sagen hast. Und wir alle werden dir zuhören.", betont er. Die Jugendliche nickt und geht mit Patrick zu den anderen.

Marina erblickt voller Freude ihre Tochter. Am liebsten würde sie aufstehen und sie fest in den Arm nehmen, doch möchte sie sie keineswegs verschrecken nach allem was war. Joachim sieht für einen kurzen Augenblick zu seiner Tochter, doch dann trinkt er einen Schluck Kaffee und schaut weg.

Auch Jordyn wendet das Gesicht zu ihr. Anders als die anderen, bleibt er nicht sitzen. Vor dem Stuhl stehend horcht er in den Raum hinein. Die Schritte verraten, dass sie auf ihn zukommt. Auch ihr leichtes Parfum kann er riechen. Aufgeregt schluckt er und kann sich ein freudiges Lächeln nicht verkneifen. "Tani... geht es dir ... " 'Natürlich geht es ihr nicht gut...' "Bist du okay?"

Anstatt auf seine Frage zu antworten, geht sie weiter auf ihn zu und nimmt ihn in den Arm.



Marina betrachtet die Beiden mit einem Lächeln und eine Träne kullert ihr über die Wangen. Ihre Tochter ist gesund und lebt, das war das Wichtigste für sie.

Jordyn drückt sie fest an sich. Er spürt ihr Herz schlagen, ihren Atem neben seinem Ohr und er ist unendlich dankbar, sie wieder wahrnehmen zu können. Am liebsten würde er sie einfach nicht los lassen. Und es dauert einige Sekunden, bis er sie frei lässt. Doch schließlich löst er sich von ihr. Es gibt einen Grund, warum sie alle hier sind. Er weiß, dass Tani extrem aufgeregt, vielleicht sogar verängstigt, ist. Daher soll sie die Möglichkeit haben, ihre Last so gut und so schnell wie möglich abzuwerfen. Langsam setzt er sich wieder auf den Stuhl und wartet, was nun geschieht.

Tania setzt sich auf den freien Stuhl neben Jordyn. Für zwei Minuten ist es still am Tisch und sie bemerkt, dass beinahe alle Blicke auf ihr ruhen. "Ich weiß, dass Jordyn erzählt hat, was in mir die letzte Zeit vorging." Joachim schluckt. Der Junge hat also seiner Frau von der Affäre erzählt. "Ehrlich gesagt wollte ich nicht wieder kommen." Bedrückt sieht sie zu Boden. Patrick wendet den Blick von ihr ab und beobachtet ihre Eltern.

Marina schaut erwartungsvoll zu ihrer Tochter, die mit ihrer Ansprache fortfährt. "Aber ich bin dennoch hier, allerdings habe ich Bedingungen. Es muss sich etwas ändern." - "Schatz, alles was Du willst.", sagt die Mutter nun in einem mitfühlenden Tonfall. "Die da wären?", fragt Joachim nun und sieht seiner Tochter in die Augen. Auch Tania schaut ihrem Vater ernst in die Augen.

"Ich werde ausziehen." Damit hat Jordyn gerechnet. Er nimmt einen Schluck von seinem Kaffee. Joachim schüttelt mal wieder den Kopf. "Schatz, du kannst ruhig nach Hause kommen, dein Vater ist vor ein paar Tagen ausgezogen. Er kommt nicht mehr zurück." Marina nähert sich mit ihrer Hand an ihre Tochter. Kurz bevor sie deren Hand berührt, stoppt sie.
Tania indes hat gehofft, diese Worte aus dem Mund ihrer Mutter zu hören. Doch nach Hause will sie dennoch nicht mehr. "Da wäre noch eine andere Bedingung."



Die Mutter nickt erneut. "Ja, Schatz, nenne sie uns." - "Ich möchte, dass Jordyn mit mir zusammen zieht." - "WAS?" Entsetzt starrt Liza das Mädchen an. Auch Jordyn neigt den Kopf leicht zu ihr herüber. Hat er das gerade richtig gehört? "Du willst mit Jordyn ... ?", wiederholt Patrick verwundert.

"Auf keinen Fall!", Liza verschränkt die Arme vor der Brust und schaut Tani verärgert an. "Wie kommst du auf diese absurde Idee?" - "Liza,", der Familienvater legt die Hand auf den Arm seiner Frau, "beruhige dich und höre dir an, was sie zu sagen hat."

Auch Joachim ist alles andere als begeistert. "Was soll der Blödsinn?! Bist du in diesen Jungen verliebt oder was ist der Grund dafür?!" Marina streckt ihm ihre Hand entgegen, um ihm zu signalisieren sich zurück zu halten. "Tania, Kind,", ergreift Liza erneut das Wort, "du weißt doch gar nicht, was du da sagst. Jordyn braucht jemanden, der si-" - "Liza! Lass. Tania. Ausreden. Bitte." Sie schenkt ihrem Mann einen wütenden Blick, unterwirft sich aber.

"Ich habe mir das genau überlegt. Sein Blind sein ist kein Grund, kein eigenes Leben zu führen. Ich kann mich um ihn kümmern." Marina ist verwundert, über diese neue Information. Man merkt es dem Jungen gar nicht an. Doch Joachim ist empört. "Du willst mit einem behinderten Jungen zusammenziehen? Was denkst du dir denn? Willst du mich extra verärgern?!" - "Joachim!", ruft Marina nun laut und sieht ihn zum ersten Mal an. "Nicht Joachim! Mit diesen Voraussetzungen bekommen die Beiden keine eigene Wohnung. Wie will der Junge denn Geld verdienen?" Liza funkelt den Gast an. "Ich verbitte mir diese Kommentare über meinen Sohn!"



Patrick hebt beide Hände beschwichtigend in die Luft. Auf den Tisch vor sich schauend, spricht er leise und ruhig: "Jetzt beruhigen sich erst einmal alle." Er atmet tief ein und wendet sich dann an den Teenager: "Jordyn. Wusstest du von ihren Plänen?" - "Nein, Dad.", antwortet der Junge ruhig. Patrick nickt. "Was denkst du von dieser Idee?"

"Wieso fragst du ihn das?", fährt ihn Liza von der Seite an. "Die Kinder haben doch keine Ahnung, was das bedeutet." - "Ich habe unseren Sohn nach seiner Meinung gefragt. Und wenn du gestattest, würde ich gern sein Antwort hören." - "Ich ..." Dies ist der Zeitpunkt für Ehrlichkeit. Tania hat den Ball ins Rollen gebracht und wenn er ihr jetzt in den Rücken fällt, weil er es nicht schafft, zu sagen, was er denkt und sich wünscht, hat ihre Freundschaft kaum Bestand. "Ich wäre gern auf mich allein gestellt.", beginnt er mit fester Stimme. "Ich weiß zu schätzen, was ihr alles für mich tut. Und ich verstehe auch Moms Sorge, aber ich bin fast Achtzehn. Ich bin kein Baby mehr."

Er reicht Tania unter dem Tisch die Hand und hofft, dass sie seine Geste erwidert.



Mit einem Lächeln nimmt sie ebenfalls seine Hand und drückt sie fest. Nach seinem Geständnis ist sich die Teenagerin mehr als sicher, dass ihre Bedingungen erfüllt werden. "Und um eine Sache zu klären, ich habe schon eine Wohnung für uns." - "Was?" Jordyn ist mehr und mehr erstaunt. "Wo? Wie?" - "Das würde ich auch gern wissen.", keift Liza.

Joachim verschränkt die Arme. Doch Marina lächelt ihre Tochter an. So kennt sie sie - entschlossen und voller Tatendrang. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, dann richtig.

"Als ich mir einen Schlafplatz für die letzten Tage gesucht habe, bin ich zufällig an der Erdgeschosswohnung in Windenburg vorbeigekommen. Eigentlich wollte ich nur dort klingeln und fragen, ob ich ins Bad dürfte, aber es war niemand da. Die Wohnung steht leer." - "Wohnung in Windenburg?" Liza fuchtelt aufgebracht mit den Händen in der Luft herum. "Was redest du da? Was ist das für eine Wohnung?"

Verwundert schaut Marina ihre Tochter an. "Das kann nicht sein, sie ist doch vermietet an das junge Ehepaar Müller." - "Nein, nicht mehr.", sagt Joachim in leisem Ton. "Wie? Wieso weiß ich das nicht?!" - "Das können wir später klären." Unzufrieden schüttelt nun Marina den Kopf. Dann wendet sie sich an Liza. "Die Wohnung gehört uns. Für zwei Personen ist die Wohnung ideal. Joachim und ich haben dort auch mal gewohnt, bis Tania 2 Jahre alt war."

Vor Nervosität streicht Tania mit ihrem Daumen über Jordyns Handfläche. "Eines der Fenster ist übrigens kaputt, das sollte noch vorher ausgetauscht werden." - "Wie kaputt?", fragt Joachim verwundert. "Ich musste ja irgendwie in die Wohnung.." Tania sieht zu Boden.

Liza springt von ihrem Stuhl auf. "NEIN! NEIN! UND NOCHMALS NEIN!" - "Liza, setz dich wieder hin." Patrick reibt sich ratlos die Stirn. Er hatte nicht erwartet, dass dieses Gespräch eine solche Entwicklung bringen würde. Er versteht Tanias Beweggründe und bewundert ihren Mut, diese Dinge einzufordern. Dennoch ist er sich nicht sicher, ob es eine kluge Entscheidung ist, ihren Bedingungen zuzustimmen.
"ICH WERDE NICHT ZULASSEN, DASS DIESE GÖRE MIR MEINEN SOHN WEG NIMMT!" - "Von wegnehmen ist doch keine Rede.", raunt Patrick.

An Tania gewandt, lehnt er sich mit den Armen auf den Tisch. "Tania, ich verstehe dich. Das tu ich wirklich. Und ich möchte, dass wir hier zu einer Lösung kommen, die für alle in Ordnung ist." Er macht eine kurze Pause, um seine Gedanken zu sortieren. "Aber ... bist du sicher, dass es das ist, was du möchtest? Natürlich seid ihr beide keine Kleinkinder. Ihr seid bald erwachsen. Aber eine Wohnung ... Einen eigenen Haushalt zu führen ... Das ist wirklich nicht so leicht, wie es aussieht. Man muss Ordnung halten, Rechnungen zahlen, Einkäufe organisieren, ... und vieles mehr. Ich seid beide Schüler ... Das ist kein leichter Weg, den du gerade einschlägst."



Tania schaut nun zu Patrick. "Ich habe mir das genauestens überlegt." Da wird sie von Joachim unterbrochen. "Wenn du jetzt sagen willst, dass ich das alles finanziere - Nein! Ich bin kein Goldesel." Er denkt an die Auseinandersetzung gestern mit seiner Affäre oder besser gesagt Ex-Affäre. Die Firma hat ihm seine Kreditkartenabrechnung der letzten Monate zugesandt. Der Betrag läuft sich mittlerweile auf einen hohen vierstelligen Betrag. Daraufhin hat er seine Liebschaft zur Rede gestellt, doch die hat alles geleugnet. Nun kommt seine Tochter auch noch mit solchen haltlosen Ideen.

"Das wollte ich keineswegs sagen." Sie sieht weiter zu Patrick. "Da die Wohnung meinen Eltern gehört, brauchen wir sicherlich keine Miete zahlen nur Nebenkosten. Wir bekommen beide noch Kindergeld, außerdem werde ich mir einen Job suchen. Und sobald sich Jordyn eingelebt hat, kann er auch arbeiten gehen. Den Haushalt kriege ich hin, das ist kein Problem für mich. Ich bin selbständig. Und Jordyn ist auch ordentlich." Sehr selbstsicher schaut die Rothaarige nun auch gen Liza.

Marina muss sich ein Grinsen verkneifen, denn sie ist so stolz auf ihre Tochter, weiß allerdings auch welche Verantwortung das mit sich trägt. Patrick nickt anerkennend. "Ich muss sagen, du wirkst erwachsen und überlegt." - "Das ist doch nicht dein Ernst!", fährt ihn Liza an. "Du denkst doch nicht wirklich darüber nach, diesem kindischen Plan zuzustimmen?!" - "Ich sagte nur, dass sie sich gut ausgedrückt hat. Das kannst du ihr doch wohl zugestehen." - "Jordyn.", fleht die Mutter nun ihren Sohn an. "Du bist doch nicht so naiv. Du weißt, wie schwer es dir fällt, dich umzugewöhnen. Schatz, ich habe doch wirklich alles für dich getan."

Ihr Schmerz, ihre Verzweiflung brennen dem Teenager in der Brust. "Mom,", beginnt er leise, "ich weiß, du meinst es gut. Aber du ... du engst mich ein. Ich will ... ich möchte mein eigenes Leben haben. So wie ich es für richtig halte. Nicht so, wie du es willst. Tut mir leid, Mom." Mit Tränen in den Augen schüttelt sie ungläubig den Kopf. "Aber Schatz, verstehe doch, dass das ein Fehler ist." - "Gut. Ich will Fehler machen. Bitte lass mich Fehler machen."



Patrick legt erneut die Hand auf den Arm seiner Frau. "Gut, wir kennen nun deine Meinung, Jordyn und wir wissen, was du forderst, Tania.", fasst er geduldig zusammen. "Marina? Was sagst du?"
Gespannt schaut Tania, als auch Joachim die Mutter an. "Ehrlich gesagt finde ich die Idee gut. Wir sollten es den Kindern ermöglichen. Sie haben doch jederzeit die Möglichkeit wieder nach Hause zu kommen. Und wir helfen euch, wenn ihr was braucht. Ob finanziell oder auch im Haushalt. Das schaffen wir." Tania lächelt, doch Joachim schaut erzürnt zu seiner Ehefrau. "Das ist wirklich ein Fehler. Aber ihr macht ja sowieso, was ihr wollt..." Er macht eine Pause und atmet tief ein und aus, bevor er weiter spricht. "Doch eins sag ich dir junge Dame. Ich weiß nicht, warum du ausgerechnet mit diesem Jungen zusammen ziehen willst, aber so einfach wie du dir das vorstellst, wird es sicher nicht. Er ist blind, er kann nicht mal sehen, wie hübsch du bist. Du wirst auf kurz oder lang alles alleine machen müssen und mit ihm wirst du sicherlich keinen Partner finden, der das unterstützt."

"Ich mag vielleicht blind sein, Herr Winter.", richtet der Teenager sich nun an sein Gegenüber. "Aber ich bin nicht gefühlstaub. Mir ist klar, dass ich eingeschränkt bin. Und dass ich meinen Mitmenschen manchmal eine Last bin. Aber mit allem, was ich bisher über Sie erfahren habe, glaube ich, dass ich reifer bin, als Sie. Ihre Oberflächlichkeit ist eine viel größere Last, als ich es jemals sein werde. Und ich gebe Ihrer Frau Recht. Wenn es nicht funktioniert, haben wir die Möglichkeit, zurück zu kommen. Dann sind wir möglicherweise gescheitert, aber wir haben Erfahrungen gesammelt. Und das wird uns niemand nehmen können." Patrick lächelt bei den Worten seines Sohnes. Er hat den Eindruck, dass sie vielleicht nicht nur an Joachim gewandt waren.
"Tzz.", lässt Joachim indes verlauten. "Ich habe einen großen Fehler gemacht und das bereue ich auch, aber du hast kein Recht über meine Reife zu urteilen. Ich habe meiner Familie alles ermöglicht, es hat ihnen an nichts gefehlt." Marina muss schlucken. Unrecht hat er tatsächlich nicht. "Du kannst nicht beurteilen, wie es ist Vollzeit zu arbeiten und für drei Kinder Verantwortung zu tragen.. Ich bin sofort ausgezogen, als meine Frau es verlangt hat, obwohl das mein Elternhaus ist. Also halt dich zurück, wenn du nicht die genauen Umstände kennst!" Die Spannung am Tisch ist nicht zu übersehen. Doch Tania ist stolz auf Jordyns Mut ihrem Vater gegenüber. Es war ihr klar, dass dieser sich sofort verteidigen würde.

"Sie haben Recht. Ich kann es nicht beurteilen. Und auch die Umstände kenne ich nicht. Ich habe das noch nie zu jemandem gesagt, weil ich bisher immer mit jedem gut zurecht kam. Aber Sie, Herr Winter, mag ich nicht. Nicht, weil Sie Fehler gemacht haben - das tun wir alle. Sondern, weil Sie andere Sims dazu benutzen, diese Fehler zu vertuschen. Ohne Rücksicht auf die Gefühle derer, um die Sie sich sorgen sollten. Und DAS ist unverzeihlich." Der Teenager neigt den Kopf zu seinen Eltern. "Ich möchte nicht länger mit dieser Person an einem Tisch sitzen und ich habe alles gesagt, was ich sagen könnte. Darf ich bitte auf mein Zimmer gehen?"

Patrick wirft einen fragenden Blick in die Runde. "Vielleicht wäre es wirklich gut, wenn die Kinder sich zurück ziehen und wir uns beratschlagen. Hat jemand Einwände?" Joachim erwidert nichts. Nur Marina schüttelt den Kopf. "Geht ruhig. Wir klären den Rest."

Jordyn steht auf, schiebt sorgsam den Stuhl unter den Tisch und mit auffallend aufrechter Haltung durchquert er den Raum, um nach oben zu gehen. "Ich setze noch mehr Kaffee auf.", hört er seine Mutter zuletzt seufzen.

(In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon.)

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04.06.2023 13:55 (zuletzt bearbeitet: 23.07.2023 15:29)
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Schicksalslenker

Charaktere: Marina, Patrick, Liza, Joachim, Jordyn, Tania
Titel: Rückkehr mit Bedingungen - Teil 2


In seinem Zimmer angekommen, schaltet er leise Musik ein und geht zum Handwerkstisch. Eine Skulptur weiter zu bearbeiten wird ihn ablenken. Als Tania hinter ihm die Zimmertür schließt, stützt er sich mit beiden Händen auf die Arbeitsplatte und verharrt dort. Sie bleibt mit dem Rücken an der Tür angelehnt und lässt sich leise nach unten hinabgleiten, bis sie auf dem Boden sitzt. Was da unten gerade vor sich ging ist noch so unreal. Doch sie weiß, dass es das Richtige war diese Bedingungen zu stellen.



Nervös sieht sie auf ihre Hände. Sie hätte soviel, was sie gerne loswerden will, doch sie weiß nicht, wo sie anfangen soll. Dann schaut sie zu Jordyn und beobachtet ihn. "Was ist los?", fragt sie vorsichtig. Er hebt den Kopf, bleibt aber in der Position. "Ich ... muss das alles nur sacken lassen.", antwortet er ruhig.

Sacken lassen. Die Worte hallen in ihr nach. Dann steht sie auf und geht einen Schritt auf ihn zu. "Du warst richtig mutig meinem Vater gegenüber. Das fand ich wahnsinnig toll!" - "Er hat mich so wütend gemacht.", gesteht der Blinde leise, beinahe so, als würde er zu sich selbst sprechen. Monate lang, über zwei Jahre hinweg, hatte er mit Depressionen gekämpft. Es war harte Arbeit, sein Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Die Worte von Herrn Winter haben ihn gart getroffen - härter, als er zugeben würde.

Sein Kopf sinkt wieder ein Stück Richtung Brust, als er fortfährt: "Aber er hat Recht, Tani. Ich ... bin keine große Hilfe. Im Haushalt und so." Jetzt richtet er sich auf und dreht sich zu ihr herum. "Es ist nicht einfach mit mir. Warum willst du dir das antun?" Seine Worte machen sie nachdenklich. "Wieso sagst du das so abwertend? Antun? Wir sind Freunde und ich habe dir doch versprochen, dass ich dich hier raus hole. Das klappt schon. Wenn du dich eingewöhnt hast, dann geht das schon." Zwar ist sie sich bewusst, dass er mit Veränderungen nicht so leicht klar kommt wie andere und Zeit braucht, aber sie hat nicht das Gefühl, dass er eine Last ist. "In dir steckt viel mehr, als man annimmt. Das habe ich ja gerade gemerkt." Mit einem schelmischen Grinsen denkt sie an die Szenerie am Tisch nach. Ihre Hormone scheinen ihr ausgerechnet jetzt wieder einen Streich zu spielen. Es überkommt sie eine Hitzewelle. Mit der Hand fächert sie sich Wind zu. Sie kann gar nicht abwarten, bis sich ihr Körper wieder umgestellt hat nach dem Eingriff.

"Und du hast gar keine Angst, dass das schief geht?" - "Blödsinn!" Empört schüttelt Tania den Kopf. "Hallo, du hast mich an deiner Seite. Was soll da bitte schief gehen?" Einen weiteren Schritt geht sie auf ihn zu und legt ihre Hand an seinen Arm.
Jordyns Herz macht einen Sprung, als sie ihn berührt. Die Wärme ihrer Hand steigt an seinem Arm herauf, sein Mund wird trocken und er wünschte wieder einmal, er könnte sie sehen. Ihre Augen, wie sie schaut. '...kann nicht einmal sehen, wie hübsch du bist...', hallt es in seinen Gedanken. Er atmet tief ein und nimmt dabei ihren Duft auf. Diesen lieblichen, zarten, fast blumigen Duft, den er so mag. "Ich habe dich furchtbar vermisst. Bitte lauf nie wieder weg.", hört er sich sagen.

Mit einem schuldigen Blick nimmt sie ihn in den Arm. "Es tut mir Leid, dass Du dir Sorgen gemacht hast." Sie verharrt in der Position. "Weisst du was noch toll ist?" Langsam löst sie sich von ihm. "Wenn wir zusammen wohnen, brauchst du mich nicht vermissen. Vermutlich würdest du dir manchmal eher wünschen, ich wäre weg, wenn ich dir auf die Nerven gehe." Belustigt zieht sie ihre Mundwinkel nach oben und verkneift sich ein Lachen. Jordyn hingegen hält es nicht zurück. Er drückt sie lachend fest an sich. Er kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie ihn jemals nerven könnte.



"Ich würde wirklich gern mit dir zusammen wohnen.", sagt er leise an ihrem Ohr. Der Gedanke daran, sie jeden Tag bei sich zu haben, zaubert ihm ein freudiges Lächeln ins Gesicht.

Plötzlich hört Tania von unten eine laute Stimme. Sie kann nicht verstehen, was gesagt wird, aber nur, dass es eindeutig die Stimme ihres Vaters ist. Genervt verdreht sie die Augen. "Wenn du jetzt unten wärst, würdest du ihm ordentlich die Meinung geigen." Grinsend verspürt sie erneut eine Hitzewallung und zu allem Überfluss auch noch ein erregendes Gefühl in der unteren Bauchregion. Oh nein! Peinlich berührt löst sie sich ruckartig von Jordyn. Wieso macht es sie scharf, wenn sich jemand gegen ihren Vater auflehnt? Und dann kommt dieses Bedürfnis über sie ausgerechnet bei Jordyn ihrem guten Freund?

"Alles in Ordnung?'', fragt er irritiert. Es sind nicht die ersten Stimmen, die aus der Diskussion zu ihm herauf wehen, doch manchmal vergisst er, dass andere Sims weniger hören als er selbst. Schnell dreht sie sich weg von ihm und versucht sich auf andere Gedanken zu bringen. Sie denkt an Valentin, wie er vorhin mit ihr über die Party gesprochen hat. Da fällt ihr wieder das Gespräch im Auto ein. Liebschaft sagte er. Argh! Nein, sie sind nur Freunde und haben keinerlei andere Interessen aneinander. Doch wenn sie jetzt Jordyn sagen würde, seine Art zu Reden hat sie erregt und sie hätte gerade Lust auf ... Dann kann ich mir die WG abschminken. Er ist ja nicht Jadyn.

"Ja, ja...", antwortet sie ihm nach einer längeren Pause, doch aus ihrem Stimmfall ist etwas anderes erkennbar. Jetzt reiss dich verdammt nochmal zusammen. Du wirst sowieso erstmal enthaltsam leben. Also Schluss jetzt., ermahnt sie sich gedanklich.

Jordyn überlegt, wie er seine Freundin von dem Gespräch im Wohnzimmer ablenken kann. Diese ganze Situation ist zermürbend. Er kann sich kaum vorstellen, wie sie sich fühlen muss. Immerhin steht für sie weitaus mehr auf dem Spiel, als für ihn. Und der Mut, den sie zu Beginn aufbringen musste, scheint sie jetzt zu erschöpfen. Er dreht die Musik etwas lauter und tritt von hinten an sie heran.

"Tani, du weißt, dass du mir alles sagen kannst. Oder?" Die Angesprochene nickt. "Ja, das weiß ich.", sagt sie mit einer hohen Stimmlage. Da fällt ihr etwas wichtiges ein. "Was ich vielleicht mal klarstellen sollte, bitte habe keine zu großen Erwartungen, mach dir keine falschen Hoffnungen." Er tritt einen Schritt zurück. "Was ... Wie meinst du das?"



Tania geht wieder auf ihn zu. "Ja, die Wohnung ist nicht allzu groß. Jeder von uns hat sein eigenes Zimmer, aber sonst gibt es ein Bad und einen großen Wohnraum, wo sich auch die Küche befindet. Für dein Klavier finden wir auf jeden Fall Platz... Nur nicht, dass du denkst, dass wäre eine riesige Wohnung." - "Ich brauche nicht viel Platz. Solange ich ..." 'in deiner Nähe sein darf, geht's mir gut.' Der Teenager schluckt. "Solange ich nicht über Möbel klettern muss, ist alles okay."

Erleichtert atmet die Rothaarige aus. "Gut, dann bin ich beruhigt." Sie würde am liebsten auf ihn zugehen, doch ihre Triebe sind noch nicht abgeflaut. "Was meinst du, wird sich deine Mutter darauf einlassen?" - "Nein." Darüber muss er nicht nachdenken. Es tut ihm leid, was er zu ihr sagte. Obwohl es die Wahrheit ist und es gut getan hat, es endlich einmal auszusprechen. Aber es liegt ihm nichts ferner, als einem geliebten Sim wissentlich weh zu tun. "Wir sollten uns darauf gefasst machen, dass sie mit uns einzieht. Vermutlich wird sie dann in meinem Bett schlafen.", lacht er, obwohl ihm kaum zum Lachen zumute ist.

Ein eher unerfreutes Lachen geht Tania über die Lippen. "Haha... Ja..." Jordyn macht zwei Schritte zur Tür und lauscht. "Mein Dad kommt hoch.", sagt er in den Raum gewandt. Gespannt schaut die Teenagerin zur Tür. Noch bevor Patrick klopfen kann, öffnet Jordyn.
"Es gibt eine Einigung.", beginnt der Vater ernst. "Ich möchte, dass ihr euch in Ruhe anhört, was wir zu sagen haben. Wenn ihr bereit seid, kommt bitte herunter." Er kehrt um und geht zurück nach unten. Jordyn schluckt. Er lässt Tani den Vortritt und beide begeben sich ins Wohnzimmer.

Während sich Tania setzt, sieht sie in die Gesichter der Erwachsenen. Die Blicke sind schwer zu deuten. Unter dem Tisch ist sie diesmal diejenige, die nach Jordyns Hand greift. Zuvor war sie sich sicher, dass es klappen wird, aber jetzt?
"Vorweg möchte ich dir sagen, Tani, dass du uns alle vor eine schwierige Aufgabe gestellt hast. Wir sind uns einig darüber, dass du dich gleich mit einem von uns hättest zusammen setzen sollen. Das nächste Mal, wenn dir ein Problem unlösbar scheint, versuche bitte nicht, dich tagelang zu verstecken, um dann mit einer so tiefgreifenden Forderung zurück zu kommen." Er schenkt ihr ein warmes Lächeln. "Desweiteren ... Du kannst die Wohnung in Windenburg beziehen. Aber ... Du wirst die Schule zufriedenstellend beenden."

Mit wachen Augen fixiert er das Mädchen, als er weiter spricht: "Wenn du wie eine Erwachsene behandelt werden willst, wirst du dementsprechend beweisen, dass du dieser Behandlung würdig bist. Das bedeutet, du wirst den Haushalt führen, Einkäufe und Wäsche erledigen und pünktlich deine Rechnungen zahlen."



"Sollte dir irgendwann einmal irgendetwas davon Schwierigkeiten bereiten, erwarten wir alle von dir, dass du dich frühzeitig einem von uns anvertraust. Verstehst du das, Tania?" Daraufhin hebt sie beschwichtigend ihre freie Hand. "Natürlich, so hatte ich das ja auch gedacht. Die Schule mache ich auf jeden Fall fertig."
Patrick nickt zufrieden und fährt fort: "Deine Finanzen wirst du alle sechs Monate mit einem von uns besprechen. Dabei geht es nicht um Schikane, sondern darum, dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es braucht etwas Übung, um im eigenen Haushalt alles in den Griff zu bekommen und vor allem zu behalten. Ist dieser Punkt auch okay für dich?" - "Klaro.", sagt sie mit einem Lächeln. Bislang hört sich das alles gut für sie an.

"Wir werden uns übrigens diesbezüglich austauschen. Es ist also sinnlos, beispielsweise deiner Mutter zu sagen, du hättest dich an mich gewandt. Aber ich schätze, soweit denkst du auch allein."

Er macht eine kurze Pause, lässt den Blick in die Runde schweifen und setzt dann erneut an: "Jordyn." Der Junge drückt Tanias Hand fester. Liza hebt den Kopf ein wenig an. Es wirkt, als müsse sie sich enorm zusammenreißen, um nicht aus ihrer Rolle zu brechen. "Ich weiß nicht, was das Richtige für dich ist.", schüttelt Patrick den Kopf "Als Elternteil versucht man ständig abzuwägen und man kann so viel Erfahrungen haben, wie man will. Die Zukunft kann man trotzdem nicht voraussagen."

"Du kannst mit Tania zusammen ziehen." Der Teenager atmet überrascht auf.



Er hatte fest damit gerechnet, dass Liza sich durchsetzen würde. "Yes!", ruft Tania laut durch den Raum. Verlegen schaut sie schnell zu Boden. Das konnte sie sich leider nicht verkneifen. Marina freut sich für ihre Tochter, obwohl sie sie lieber bei sich hätte. Indes muss sich Joachim jeglichen Kommentar verkneifen. Ihm passt es noch immer nicht, doch wenn er seine Ehefrau wieder haben will, muss er in den sauren Apfel beißen.

"Für dich gelten die selben Regeln, wie für Tania.", erklärt Patrick weiter. "Ich muss dir nicht sagen, wie schwer uns diese Entscheidung fällt. Wir verlassen uns auf euer beider Ehrlichkeit und Offenheit. Wenn irgendetwas nicht funktioniert, wenn wir mitbekommen, dass ihr Schwierigkeiten habt, ist dieser Versuch sofort beendet. Ihr dürft das Ganze ruhig als Probe sehen." Jordyn kann es kaum fassen. Er wird wirklich sein eigenes Leben bekommen. "Natürlich.", bestätigt er.

Der Familienvater betrachtet die glücklichen Teenager ernst. "Es gibt weitere Bedingungen von unserer Seite." - "Ist gut." Jordyn hört aufmerksam zu. "Jeder von uns wird einen Wohnungsschlüssel bekommen. Hin und wieder kommt jemand vorbei und sieht nach dem Rechten."

"Sobald du deinen Abschluss hast, Jordyn, wirst du zusehen, dass du Geld verdienst. Ihr lebt dort mietfrei, weil ihr das unverschämte Glück habt, dass die Wohnung den Winters gehört. Wir erwarten, dass ihr euch an den Nebenkosten beteiligt. Ein Drittel des Gesamtbetrages wird von euch kommen. Macht euch Gedanken, wie ihr legal an das Geld kommt. Für Einkäufe, Kleidung und Konsum seid ihr selbst zuständig."
Tania ist alles andere als begeistert von der Schlüsselbedingung, aber nickt dennoch zustimmend. "Irgendwelche Fragen?" Ein weiteres Mal schwenkt der Redner durch die Runde und wartet einen Moment. "Wann ... können wir ... ?" - "Im neuen Jahr.", antwortet Liza vorschnell. 'Die zwei Wochen könnt ihr doch aushalten.'



Tania seufzt, doch Joachim sagt. "Ich werde mich um das Fenster kümmern und Renovierungsarbeiten durchführen falls nötig. Das braucht etwas Zeit. Ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis." Der überraschend freundliche Tonfall fällt nicht nur Marina auf, sondern auch seiner Tochter. Diese nickt nur.
"Gut." Patrick seufzt und reibt sich die Stirn. Das war ein hartes Stück Arbeit. Und er ist sich sicher, sobald er mit seiner Frau allein ist, wird die Diskussion weiter gehen. Vielleicht sollte er sie ins Kino einladen, damit auch sie auf andere Gedanken kommt.

(In Zusammenarbeit mit @RivaBabylon.)

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23.07.2023 15:25 (zuletzt bearbeitet: 28.08.2023 18:33)
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Jadyn - letzter Post


Charaktere: Jordyn, Liza, Jadyn
Geschichtsstrang: Füher und heute


Jordyn kommt am Nachmittag zu Hause an. Der letzte Schultag in diesem Jahr ist vorbei. Der letzte Schultag überhaupt. Er hat seinen Abschluss in der Tasche. Er ist stolz, aber auch etwas melancholisch. Plötzlich geht alles so schnell. In weniger als zwei Wochen wird er ausziehen. Ein ganz anderes Leben beginnen.
"Du brauchst dich gar nicht erst ausziehen.", fängt Liza ihn ab, als er herein kommt. "Wir gehen Möbel kaufen."
"Jetzt?", fragt er irritiert?
"Natürlich jetzt. Es bleibt nicht viel Zeit und wir müssen eine komplette Wohnung einrichten."
"Doch nur das Wohnzimmer. Und das würde ich gern mit Tan-"
"Willst du etwa auf dem Boden schlafen?", fällt sie ihm gereizt ins Wort.
Jordyn stutzt. In diesem Tonfall spricht sie gewöhnlich mit seinem Bruder, doch ist es Jahre her, dass sich ihre Stimmung gegen den Blinden gerichtet hat.



"Ich habe doch ein Bett."
"Du wirst nicht dieses alte Ding mitnehmen. Was sollen die Winters denn denken?"
"Warum sollten die Winters sich Gedanken über meine Möbel machen?", fragt der Teenager ruhig.
"Ich diskutiere nicht darüber. Wir gehen jetzt Möbel kaufen." Unsanft dreht sie ihren Sohn an der Schulter herum, was ihn leicht straucheln lässt. Erschrocken reißt sie die Hand vor den Mund.
"Oh, Jordyn, Schatz. Entschuldige bitte, ich wollte nicht... ist alles okay?"
"Ja, ... aber ... ", stammelt er verwirrt. "Mom, was ist los mit dir?"
Liza starrt ihren Jungen aus glasigen Augen an. Ihren Jungen, ihr jüngstes Kind. Der Junge, der sie so sehr gebraucht hatte. Und der jetzt von ihr weg will - sogar regelrecht vor ihr flieht.
"Schatz, warum gehst du nicht rein und ... ruhst dich aus?" Unbeholfen fummelt sie am Jackenkragen des Teenagers herum. "Ich werde allein gehen." Sie lässt ihn verwundert zurück und verlässt das Haus.



"Was war das denn?", fragt Jadyn, als sein Bruder um die Ecke kommt.
"Ich ... weiß nicht ..." Jordyn ist beinahe sicher, dass diese merkwürdigen Stimmungswechsel mit seinem Umzug zu tun haben.
"Sie ist ja immer irgendwie durch den Wind, aber die letzten Tage ..." Jadyn zieht die Stirn in Falten und macht beim Aufatmen ein scharfes Geräusch.
"Ja, das ... " Der nur wenige Minuten Jüngere seufzt und setzt sich. "Das liegt vermutlich an mir."
Sein Bruder schaut ihn ungläubig an. "An dir? Du bist doch der Engel der Familie." Ein Lichtblitz kommt ihm und ein Laut der Erkenntnis entfährt ihm. "Oooh, du hast es mit Tani getrieben und jetzt ist sie schwanger."
Jordyn hört das breite Grinsen im Gesicht seines Zwillings, doch er kann über diesen gemeinen Scherz nicht lachen. Nicht nur er und seine mangelnde Erfahrungen werden dadurch beleidigt, sondern auch Tania, die nach ihrer schweren Zeit derartige Sprüche absolut nicht verdient hat.
"Nein. Aber schön zu wissen, dass du dich für mich freuen würdest.", entgegnet er neutral.
"Komm schon, Bro. Was ist los?"
"Es hat mit Tani zu tun.", bestätigt der Blinde. "Aber nicht so, wie du es gern glauben würdest." Jordyn beginnt, von den Plänen zu erzählen, von der Wohnung und den Bedingungen der Elten.
"Moment mal ... Was??" Jadyn starrt seinen Bruder entsetzt an. Er kann einfach nicht glauben, was er gerade gehört hat. "Das ist doch ein mieser Scherz!"



"Ich habe das nicht geplant."
, erklärt Jordyn.
"Was soll das heißen? Ich kapiere das nicht, man. Wie kommst du dazu, mit dieser - " Der Teenager kann sich gerade noch die abwertenden Bezeichnungen verkneifen. "... mit Tani zusammen zu ziehen? Sie ist nicht die, für die du sie hältst."
"Falsch, Jay. DU hast ein falsches Bild von ihr."
Jadyn schüttelt ungläubig den Kopf. "Das ist nicht cool, man. Absolut nicht cool. Wir sind Brüder. Zwillinge. Wir sollten unzertrennlich sein." Aufgebracht springt er vom Sessel auf. "Man, ich kann dir gar nicht sagen, auf wie vielen Ebenen das total scheiße ist."
"Bitte beruhige dich, Jay. So schlimm ist es doch nicht."
"Nicht schlimm? Nicht? Schlimm?" Energisch beginnt er aufzuzählen: "Alter, du ziehst aus. Du bist noch nicht mal achtzehn. Du lässt mich hier zurück. Wir hätten gemeinsam abhauen sollen."
Überrascht wendet Jordyn den Kopf zu seinem Bruder. In den letzten Jahren wurden sie immer unabhängiger von einander. Hatte Jordyn diese Beobachtung schon immer betrauert, glaubte er, Jadyn sei mit der gewonnenen Individualität zufrieden. "Ich hatte keine Ahnung, dass du das so siehst."



"Natürlich sehe ich das so. Wir sind ein Team, verdammt."
Ein Team... Jadyns Worte treffen den Blinden unerwartet schmerzhaft. "Das sind wir schon lange nicht mehr.", hört er sich leise sagen.
Jadyn stutzt. Wie kann sein Bruder das sagen? Sie teilten sich den Mutterleib. Dieser Umstand bindet sie auf ewig. "Was meinst du damit?"
"Früher haben wir alles zusammen gemacht.", beginnt Jordyn. "Aber heute ... Du bist so viel unterwegs, mit all deinen Freunden. Und ich ... sitze hier fest."
Jadyn lässt die Schultern hängen. Es stimmt. Vor dem Unfall waren die Brüder unzertrennlich. Wo der eine war, war auch der andere. Und dann änderte sich alles.
"Du ... bist blind. Wir können nicht mehr eine Dummheit nach der anderen machen." Seufzend setzt er sich neben Jordyn auf die Couch.
"Wir können trotzdem klettern und ausgehen. Warum nimmst du mich nicht mehr mit?"
"Hast du eine Ahnung, wie Mom mir die Hölle heiß gemacht hat, wenn Schweigend unterwegs waren? Ich bin immer der Arsch, Jor. Egal, was dir passiert, sie gibt immer mir die Schuld."
Kurz herrscht Schweigen zwischen den Jungen.
"Das wusste ich nicht.", murmelt Jordyn dann. "Ich meine, ich bekomme ja mit, dass sie zu dir streng ist. Aber dass es so schlimm ist, ..." Der Blinde seufzt.
"Sie kann mich eben nicht leiden.", zuckt Jadyn mit den Schultern.
"Das stimmt doch nicht.", widerspricht Jordyn.
"Klar stimmt das. Und wenn du weg bist, wird sie mir den gazen Tag im Nacken hängen und an mir herum meckern."
"Jay, ich - "



"Lass gut sein, man." Jadyn steht auf und geht Richtung Ausgang. "Zieh aus, sei frei und genieße es. Aber glaub bloß nicht, dass ich dir helfe, wenn Tani ihr Egoding schiebt und du untergehen wirst."
Mit diesen Worten verschwindet er hinter der Wand. Eine Sekunde später fällt die Haustür ins Schloss und Stille kehrt ein.

Jordyn geht nach >>> Henford on Bagley Nr.7 - Haus der Winters


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28.08.2023 18:28 (zuletzt bearbeitet: 11.11.2023 16:56)
#16
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Drama-Aspirant

Ellie kommt von >>> Evergreen Harbor Nr. 4 - Evergreen Werkstatt
Jordyn kommt von >>> Evergreen Harbor Nr.14 - Haus Familie Engel

Charaktere: Jadyn, Jordyn, Ellie, Patrick, Liza
Geschichtsstrang: Merry Christmas



Jadyn poltert die Treppe herunter, als es an er Tür klingelt. "Ich mache auf!", ruft er und kann gerade noch seinen Vater daran hindern, den Gast zu empfangen.
Mit der Hand am Türgriff schaut der Teenager den Erwachsenen an und wirft ihm einen flehenden Blick zu. Patrick dreht sich belustigt um und verschwindet um die Ecke.
"Man könnte fast glauben, unser Sohn ist nervös.", schmunzelt er, als er die Küche betritt, um seiner Frau bei den letzten Handgriffen zu helfen.

Ellie ist schon ganz aufgeregt. Es ist das erste Weihnachten, das sie ohne Ben feiert. Doch der war einverstanden und hat ihre Abwesenheit genutzt, sich stattdessen mit Dora zu verabreden. Ellie zweifelt nicht daran, dass sich die beiden gut verstehen würden. Auf sie und Jadyn trifft das doch bestimmt auch zu, wenn er sie schon mal eingeladen hat. Sie hat lange überlegt, was sie Jadyn schenken könnte. Hoffentlich würde ihm ihre Idee dann auch gefallen.

"Hey, Blue.", begrüßt der Teenager das Mädchen und winkt es eilig herein. In der letzten Stunde hat der Wind zugenommen und sie soll sich schnell aufwärmen. "Bist du gut her gekommen?", fragt er, nimmt ihr die Jacke ab und drückt ihr einen Kuss auf die Wange.
"Ja, die Busverbindung ist ja zum Glück ganz gut!", antwortet das Mädchen. Sie umarmt Jadyn. "Frohe Weihnachten übrigens!"



"Dir auch.", lächelt er und führt sie an der Hand ins Wohnzimmer, wo Liza bereits breit grinsend steht und voller Neugier die Besucherin betrachtet. Patrick kommt gerade aus der Küche und beginnt, die Kerzen auf dem dekorierten Tisch anzuzünden. Als er an seiner Frau vorbeizieht, gibt er ihr einen unauffälligen Stoß mit dem Ellenbogen, doch ihre Begeisterung lässt sich kaum zügeln.
"Das sind meine Eltern ...", stellt Jadyn mit einer Mischung aus Halbherzigkeit und peinlichem Unwohlsein vor. "Mom, Dad, das ist B... Ellie."
"Ellie! Was für ein zauberhaftes Mädchen du bist." Mit großen Schritten kommt die Mutter auf sie zu und reicht ihr die Hand. "Nenn mich Liza. Was für eine ausgefallene Haarfarbe du hast. Stimmts, Schatz? Das ist doch ganz ausgefallen."
Der Familienvater richtet sich, noch immer schmunzelnd, auf und nickt. "Ja, absolut. Willkommen, Ellie. Ich bin Patrick."
Ein wenig nervös reicht Ellie den beiden Erwachsenen die Hand. Irgendwie ist ihr etwas peinlich, dass sie auf ihre Haarfarbe angesprochen wird. Doch sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen. "Vielen Dank für die Einladung!", sagt Ellie nun, "Hat mich wirklich sehr gefreut."
"Bitte setz dich, wo du möchtest.", lädt Patrick nun ein und geht auf die Treppe zu. "Ich schaue mal, wo dein Bruder bleibt.", erklärt er und klopft seinem Sohn im Vorbeigehen auf die Schulter.



Ellie setzt sich, noch immer ein wenig nervös. Aber Jadyns Bruder hat sie nun ja auch schon kennen gelernt. Doch als sie dann Jadyn anschaut, muss sie doch lächeln. Während Patrick auf der Suche nach seinem zweiten Sohn ist, wendet sich Ellie leise an Jadyn: "Gibt es irgendwas, worauf ich bei deinen Eltern achten muss, um nicht ins Fettnäpfchen zu treten?"
Dem Gefragten rutscht ein zynisches Lachen aus der Kehle. Mit einem unechten Husten versucht er es zu kaschieren, doch in seiner Mimik bleibt ein Rest Sorge. Seit Tagen hatte er Stoßgebete gen Himmel geschickt, seine Mutter möge ihn an diesem Tag nicht blamieren oder anfeinden.
"Mach dir mal keine Sorgen. Wird schon schief gehen."
"Okay.", sagt Ellie, obwohl Jadyns Gesichtsausdruck Bände spricht. Aber sie wird ihr Bestes geben.
"Also, Ellie..." Liza setzt sich dem Mädchen gegenüber und studiert ihr Gesicht aufs Genaueste. "Wie hast du Jadyn denn kennengelernt?"
"Mom, komm schon.", stöhnt der Teenager, doch seine Mutter winkt unschuldig ab. "Was denn? Du erzählst mir ja nichts. Eine Mutter wird doch fragen dürfen."
Ellie sieht zu Jadyn, dann wieder zu Liza. Sie hat nicht vor, von Jadyns Missgeschick mit dem Tablett zu erzählen, um den Jungen nicht in Verlegenheit zu bringen. Und so antwortet sie knapp: "In der Mensa der Schule. Stellt sich heraus, dass er in die Parallelklasse geht. Und so kamen wir ins Gespräch."
Der Brunette schenkt Ellie einen dankbaren Blick.
"Ich hoffe, er hat sich dir gegenüber gut benommen.", lacht die Dunkelhäutige, wohlwissend, dass er durchaus über ein loses Mundwerk verfügt.



Im Hintergrund betreten Patrick und Jordyn leise redend den Raum. Als sie dem Tisch näher kommen, verstummen sie. Der Familienvater setzt sich neben Liza, während Jordyn einen Moment stehen bleibt. Da er Ellie auf seinem Platz hört, braucht er einige Sekunden, um sich zu orientieren. Nach alter Gewohnheit will Liza bereits aufspringen und ihren Sohn zu einem der freien Stühle führen, doch Patrick legt die Hand auf ihren Arm und deutet ihr so, sitzen zu bleiben.
"Bitte lasst euch nicht stören,", lächelt der Blinde in Ellies Richtung, "hallo Ellie. Schön, dass du hier bist."
"Hallo Jordyn!", grüßt Ellie zurück, ohne auf Lizas Kommentar einzugehen. "Auch dir frohe Weihnachten!" Etwas irritiert beobachtet Ellie, wie Liza gleich aufspringen will und wie der Junge einige Zeit braucht. Ist er vielleicht blind oder täuscht das nur? Sie versucht, an die Party bei den Lamonts zurückzudenken und wie Jordyn sich dort verhielt. Da ist ihr nichts aufgefallen, allerdings hatte sie da auch kaum ein Wort an ihn gerichtet. Doch sie spricht das Thema nicht an.
"Frohe Weihnachten, dir auch.", lächelt er und setzt sich auf einen der freien Plätze. Augenblicklich beginnt Liza, das Besteck umzuräumen. "Vorsicht, Schatz, der Teller.", merkt sie halb flüsternd an, woraufhin der Junge die Arme auf den Schoß legt.
Jadyn unterdrückt ein genervtes Seufzen und greift unter dem Tisch nach Ellies Hand.
Jetzt hat Ellie keinen Zweifel mehr, dass der Junge blind ist. Doch das lässt ihren Respekt nur steigen. Jordyn ließ sich während der Party wirklich kaum etwas anmerken. Doch als sie Jadyns Hand spürt, drehen sich ihre Gedanken auch gleich wieder um Jordyns Zwillingsbruder. Sie ist noch immer so verknallt.

"Ich hoffe, du magst, was wir zu den Feiertagen servieren.", säuselt Liza an ihr Gegenüber gewandt. "Da hat ja jede Familie ihre eigenen Traditionen."
"Also, mit meinem Bruder machen wir gerne Kartoffelsalat. Er ist Vegetarier und da gibt es ja durchaus auch leckere vegetarische Rezepte.", erklärt das Mädchen, "Aber ich selbst esse auch Fleisch, und komme sicherlich klar. Es spricht ja auch nichts dagegen, auch mal andere Traditionen auszuprobieren." Sie sieht Liza an. "Was wird es dann zum Essen geben?"
"Braten.", antwortet die Chefköchin stolz. "Mit Rotkohl, Preiselbeeren, Sahnebohnen, Kartoffeln, Krok- "
"Du wirst satt werden, Blue.", fällt Jadyn seiner Mutter ins Wort.
Als wäre das sein Stichwort gewesen, springt Patrick auf und holt eine Schüssel nach der anderen aus der Küche und kommt zuletzt mit zwei Flaschen Wein zum Tisch zurück.
"Ellie? Trinkst du rot oder weiß? Oder lieber ganz etwas anderes?"
"Du kannst ihr doch keinen Alkohol geben.", zischt Liza ihrem Mann entgegen.
"Entspann dich, Liz. Ich bin sicher, sie verträgt ein kleines Glas." Freundlich lächelnd wendet er sich wieder dem Gast zu und fragt: "Oder musst du heute noch Auto fahren?"
Ellie ist keine große Alkoholtrinkerin, aber ab und zu mal ein Glas ist auch ihr nicht fremd. "Rotwein klingt doch gut.", sagt sie. "Und nein, ich muss nicht Auto fahren. Ich nehme die öffentlichen Verkehrsmittel, da ich noch keinen Führerschein habe." So langsam macht sich ihr Hunger jedenfalls bemerkbar und sie freut sich schon auf den Braten.
"Da hörst du es." Patrick zwinkert ihr zu und schenkt von dem roten ein. Reihum füllt er die Gläser, ignoriert das empörte Schmatzen seiner Frau, als er auch Jordyn eingießt.
Nachdem er die Flaschen beiseite gestellt hat, hebt er sein Glas und spricht einen Toast:
"Ich sehe in die Runde und bin glücklich und stolz. Ganz besonders freut mich, dass wir einen Gast unter uns haben. Willkommen, Ellie und herzlichen Dank, dass du heute bei uns bist. Ich hoffe, du kannst dich hier bei und mit uns wohl fühlen." Mit einem ehrlichen Lächeln prostet er ihr zu. "Frohe Weihnachten, meine Lieben." Er nimmt einen Schluck und setzt sich.
Auch Ellie hebt ihr Glas. "Ich freue mich, dass ich hierhin eingeladen wurde.", sagt sie lächelnd. "Frohe Weihnachten!"



"Weißt du, Ellie,", beginnt Liza, während sie die Schüsseln herum reicht, "du bist das erste Mädchen, dass Jadyn mit nach Hause bringt."
Patricks Blick trifft den des Teenagers. Es ist offensichtlich, dass die beiden mehr wissen, als die Mutter, doch niemand berichtigt sie.
"Wie lange ... trefft ihr euch denn schon?", fragt sie weiter.
"Ist doch nicht wichtig, Mom.", murmelt Jadyn. Das Gefrage seiner Mutter nervt ihn jetzt schon so sehr, dass er bezweifelt, den ganzen Abend durchzuhalten. "Sie ist meine Freundin und das reicht als Info."
Erst nachdem er die Worte ausgesprochen hat, stockt er. Bisher hatte niemand von ihnen die Beziehung definiert.
Auch Ellie ist so langsam genervt. Als ob sie gleich sofort ins Bett hüpfen würden, jedes Mal, wenn sie sich begegnen. Doch sie versucht, höflich zu bleiben. "Einige Wochen.", erzählt sie. Als Jadyn das Wort "Freundin" ausspricht, muss sie dann allerdings schon lächeln.
"Wie läuft es denn bei dir in der Schule?", versucht Patrick das Thema zu wechseln. "Bist du nächstes Jahr fertig?"
Dankbar lächelt Ellie ihm zu. "Aber ja. Bei den meisten Fächern sollte ich auch eine gute Note erhalten. Es gibt ein paar, bei denen ich etwas hinterher bin, aber keines davon ist so schlimm, dass ich daran verzweifeln müsste."
"Das hört sich klasse an.", nickt der Familienvater anerkennend. "Und weißt du schon, wie es danach für dich weiter geht? Wofür interessierst du dich?"
Ellie erzählt von ihrer Leidenschaft für's Malen und Zeichnen. "Daher könnte ich mir einen Beruf im kreativen Bereich schon gut vorstellen", ergänzt sie, "wie z.B. Kinderbuchillustratorin. Leider ist dieser Beruf nicht gerade alltäglich und es könnte schwierig werden, genau sowas zu finden. Am Anfang will ich mich noch nicht selbständig machen. Vielleicht später mit mehr Berufserfahrung."
"Das ist sehr vernünftig. Deine Einstellung gefällt mir."
"Wäre das nicht auch etwas für dich, Jadyn? Du malst doch auch so gern.", wendet Liza sich an ihren Sohn.
Der zuckt gelangweilt mit den Schultern. "Kann schon sein, keine Ahnung."
Ellie ist sich sicher, dass Jadyn schon seinen Weg finden wird. "Ihm steht ja alles offen.", sagt sie nur, "er muss sich ja nicht nur auf einen Beruf fokussieren."
"Heute herrschen ja ganz andere Umstände als damals, als wir jung waren.", erklärt die mehrfache Mutter. "Wir mussten in eurem Alter wissen, in welche Richtung wir uns bewegen wollten. Mehrere Ausbildungen waren damals eher unüblich. Gerade als Frau war klar, dass du nach der Lehre eine Familie gründest." Einen kurzen Moment herrscht Schweigen, als Liza ein Stück Gemüse zerkaut, bis sie anschließend fragt: "Möchtest du Kinder, Ellie?"
Ellie überlegt. "Also jetzt möchte ich noch keine Kinder.", sagt sie ehrlich. So wirklich wird sie mit Jadyns Mutter nicht warm.
"Natürlich nicht jetzt, Schatz.", schmunzelt Liza. "Du bist ja noch jung. Aber in einigen Jahren ..." Ihr Blick zieht herüber zu Jadyn. Dass er sich kaum Gedanken über seine Zukunft macht, bereitet ihr Sorgen. "Ich hoffe doch, du wirst mir eines Tages Enkelkinder bescheren.", lächelt sie.
"Damit du die dann auch herumkommandieren kannst?", entgegnet ihr Sohn trocken.
"Ach, Jadyn.", seufzt Liza. "Warum bist du nur immer so melodramatisch"
Ellie verdreht die Augen. "Ich bin mir sicher, dass Jadyn seinen Weg finden wird... ob mit oder ohne eigenen Kindern. Das ist eine Entscheidung, zu der niemand gedrängt werden sollte." Sie könnte sich durchaus vorstellen, später mal Kinder zu bekommen. Doch sie weiß nicht, wie Jadyn darüber denkt und wie es zu diesem Zeitpunkt überhaupt aussieht mit ihrer Beziehung. "So etwas muss man gut überlegen und davon abhängig machen, wie stabil das eigene Leben verläuft."

Patrick nickt zufrieden vor sich her. Die Kleine gefällt ihm. "Bevor meine Frau nun losstürmt und Babykleidung einkauft,", beginnt er, "... Möchte noch jemand irgendetwas oder kann ich abräumen?"
Ellie schaut auf ihren Teller. "Es war wirklich lecker, aber jetzt bin ich auch satt.", versichert sie lächelnd.
Der Familienvater nickt und steht auf. "Jordyn, warum spielst du nicht etwas Klavier für uns?", schlägt er vor und richtet sich dann wieder an seine Frau. "Liz, hilfst du mir?" Sie begreift, dass es eher eine Aufforderung als eine Frage war und zögert nicht. Sie greift nach den Schlüsseln und folgt ihrem Mann in die Küche.
Jordyn nimmt Platz am Instrument und beginnt zu spielen.
"Sorry Blue, meine Mom ist so ... " mit beiden Händen mimt er einen Würgegriff und zieht dabei eine schräge Grimasse.
Ellie nickt und zieht ebenfalls eine Grimasse. Jadyns Mutter ist wirklich... anders. Als Jordyn jedoch zu spielen beginnt, dreht sie ihrem Kopf zum Musikinstrument. Der Junge ist nicht schlecht, vor allem, wenn man bedenkt, dass er blind ist. Sie lauscht der Musik, sagt jedoch kein Wort um Jordyns Konzentration nicht zu stören.



"Er ist ihr Liebling.", flüstert Jadyn ihr zu. "Schon bevor er den Unfall hatte. Aber seit er blind ist, ist er der Engel und ich eben der Teufel"
Das muss wirklich schwierig sein, denkt sich Ellie traurig. Konkurrenzdenken unter Geschwistern. "Er spielt gut", muss Ellie zugeben, "wirklich gut. Aber das heißt doch noch lange nicht, dass alles, was du tust, gleich schlecht sein muss.", flüstert sie genauso leise zurück.
"Sag das mal ihr." Mit einer Kopfbewegung deutet er in die Küche, aus der undeutlich die Stimmen der Eltern herüber wehen.
Ellie sieht in die Richtung. "Zum Glück scheint dein Vater da etwas offener zu sein. Oder wird er ebenfalls zu allem und jedem gedrängt?"
"Ach, Dad ist cool.", winkt Jadyn grinsend ab. "Wenn er ihr nicht hin und wieder den Kopf zurechtrücken würde, hätte es schon längst geknallt."
"He, das glaube ich.", sagt Ellie, "Ich bin auch froh, dass Ben vieles so locker sieht. Vermutlich auch weil er noch so jung ist."

Als Jordyn fertig ist mit seinem Klavierstück, muss Ellie den Musiker wirklich loben. "Das war wirklich beeindruckend!", lobt sie.
Die Stimmen in der Küche verstummen, als Patrick ins Wohnzimmer tritt. Er holt eine Tasche hinter einem der Sessel hervor und setzt sich zu den Teenagern
"Vielen dank.", freut sich der Blinde über Ellies Worte. "Spielst du auch Instrumente?"
"Ich bin leider ziemlich unmusikalisch!", antwortet die Blauhaarige, "ich kann bisschen Flöte spielen aber nicht besonders gut. Ich male eher."
Liza kommt zu der Gruppe dazu und betrachtet zufrieden den Weihnachtsbaum.
"Habt ihr zu Hause auch einen Baum, Ellie?", fragt sie. Tatsächlich interessiert sie die Antwort wenig. Doch sie weiß nicht, worüber sie mit dem Mädchen reden soll. Ihr geht die Frage nicht aus dem Kopf, womit Jadyn und Ellie sich beschäftigen, wenn sie zu zweit sind. Der Junge ist so furchtbar unreif.
"Ja, einen kleinen.", antwortet Ellie, "Ben überlässt das Schmücken dann immer mir. Beim Kochen arbeiten wir dann aber wieder zusammen." Das Mädchen lächelt bei dem Gedanken daran. "Wie er es dieses Jahr macht, weiß ich nicht. Immerhin bin ich jetzt ja hier und er bei seiner Freundin."
Die Mutter nickt höflich lächelnd, schweigt aber.
Patrick beginnt, in der Tasche zu wühlen und zieht ein Geschenk heraus. Er steht auf, geht zu Jordyn herüber und drückt ihm das Päckchen in die Hand. "Das ist für dich.", sagt er, setzt sich wieder auf seinen Platz und zieht das nächste Geschenk heraus. Mit leuchtenden Augen reicht er es seinem anderen Sohn. Auch Ellie bekommt ein Paket zugereicht. "Es ist nur eine Kleinigkeit.", erklärt er. "Und ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen."
Es hatte Patrick einige Mühen gekostet, für das Mädchen die richtigen Farben auszusuchen - hat er doch vom Malen nur wenig Ahnung. Schließlich hatte er Jadyn um Rat gefragt und sich für die hochwertigen und seltenen Rembrandt-Pigmente entschieden.



Ellie reißt das Paket neugierig auf. Sie strahlt, als sie das Geschenk in den Händen hält. "Oh, das ist wirklich ein Überraschung." Man sieht ihr die Freude wirklich an. "Vielen Dank", sagt sie zu Patrick. Sie hat ebenfalls Geschenke mitgebracht, jedoch nur Kleinigkeiten. Nur bei Jadyn, den sie besser kennt als den Rest seiner Familie, hat sie sich etwas mehr Gedanken gemacht.

"Oh, man, Wahnsinn!", ruft Jadyn aus. "Das ist cool!"
Patrick lacht zufrieden und auch Liza wirkt glücklich über die Reaktion ihres Zweitgeborenen.
"Guck mal, Blue. Das sind Tickets zum Art-Festival im Frühjahr. Da wollte ich schon seit Ewigkeiten hin." Ungläubig strahlt er seine Eltern an. "Wie habt ihr die Karten bekommen? Das ist doch immer ausverkauft."
"Deine Mutter hat ihre Beziehungen spielen lassen." Patrick drückt sanft die Hand seiner Frau.
"Das ist so cool!", wiederholt der Teenager und strahlt nun seine Freundin an. "Da können wir zusammen hingehen."
Ellie schaut Jadyn über die Schulter. "Oh Wow, das Festival hat mich auch schon immer interessiert. Ich hatte nie Glück, auch Tickets zu ergattern, selbst wenn ich mir mal das Geld dafür gespart habe." Sie lächelt Jadyn an. "Und du willst mich da wirklich mitnehmen? Sehr gerne!" Sie umarmt den Jungen.
"Logo nehm ich dich mit. Wen sollte ich da sonst bei mir haben wollen?"
"Da freue ich mich aber.", sagt Ellie strahlend.

"Ich verstehe nicht ganz...", murmelt Jordyn, nachdem auch er sein Präsent ausgepackt und ertastet hat.
"Das ist deine Starthilfe.", erklärt Patrick. "Ein Fachmann wird dir deine Internetseite einrichten und sie pflegen. Das erste Jahr zahlen wir dir, damit du dich auf deine Arbeiten konzentrieren kannst."
"Was für Arbeiten?", fragt Jadyn neugierig.
"Dein Bruder hat sich entschieden, sein Glück als Künstler zu versuchen.", erläutert Liza.
"Du willst deine Skulpturen verkaufen?"
"Es ist zumindest ein Gedanke. Irgendetwas muss ich nach der Schule machen. Auf meine Bewerbungen kamen bisher keine Antworten."
"Du hast gute Noten, Schatz. Es wird sich sicher noch etwas ergeben." In Lizas Stimme ist wieder dieser überfürsorglich säuselnde Ton zu hören, der Jadyn mit den Augen rollen lässt.
Interessiert hört Ellie zu. Jordyn spielt also nicht nur Klavier sondern ist auch noch als Künstler unterwegs? "Was denn für Skulpturen?", fragt sie neugierig.
"Ich modelliere, hauptsächlich aus Fimo, Ton, Speckstein und Holz.", erklärt der Blinde. "Das hilft mir, den Kopf zu beruhigen."
Ellie lächelt, auch wenn Jordyn das nicht sehen kann. "Hobbys sind da immer eine gute Möglichkeit.", sagt sie. Dann wechselt sie jedoch das Thema: "Ich habe aber auch Geschenke mitgebracht. Nichts großes allerdings. Und es ist etwas für alle."
Sie holt ein Geschenk aus ihrem Rucksack, eingepackt in weihnachtliches Geschenkpapier. Dieses reicht sie Patrick.



"Das ist aber aufmerksam. Herzlichen Dank.", leuchtet er das Mädchen an und beginnt sogleich das Papier abzuschälen. Zum Vorschein kommt eine farbenfrohe Dose. Patrick schenkt Ellie einen neugierigen Blick, bevor er den Deckel abzieht. Ein lieblicher Duft schlägt ihm entgegen. Die Aromen von Zimt, Vanille und Nuss verbreiten sich um die Familie. "Selbstgebacken?", fragt Patrick und angelt einen Stern heraus, um ihn zu probieren. "Oh, Ellie, die sind köstlich.", staunt er und reicht seiner Frau die Dose herüber.
"Oh ja, ab und an mache ich das gerne.", bestätigt das Mädchen. Sie freut sich, dass die Kekse gut ankommen.
"Selbstgemachtes ist immer wundervoll.", freut sich auch Liza.
Als jeder der Familie einen der Kekse probieren konnte, kramt Ellie erneut in ihrem Rucksack. "Und für Jadyn habe ich noch was." Noch bevor das Geschenk ausgepackt ist, lässt sich fühlen, dass es sich um eine Leinwand handelt. Sie reicht es Jadyn.

"Cool, ein echtes Ellie Hawk.", grinst der Teenager und reißt aufgeregt das Papier auseinander. Zum Vorschein kommt ein Gemälde. Mit großen Augen betrachtet Jadyn das Bild. "Wow, Blue, das ist ... supercool."
"Zeig mal.", fordert Liza neugierig, woraufhin ihr Sohn es so herumdreht, dass die anderen es sehen können. Auch Patrick bekundet sein Erstaunen.
"Was ist es?", fragt Jordyn nach einem Moment.
"Sie hat mich gemalt, wie ich einen Berg hochklettere.", beginnt Jadyn das Gemälde zu beschreiben und geht weiter ins Detail. Er zählt die herausstechenden Farben auf und beschreibt es so genau, dass Jordyn es sich ganz genau vorstellen kann.
Ellie lächelt. "Ich war mal in Selvarorada mit einer Freundin klettern.", erzählt sie, "Den Ort habe ich als Vorbild für den Hintergrund gewählt. Es war vielleicht kein riesiger Berg, wie es sie in anderen Gebieten gibt, aber es war trotzdem ein tolles Gefühl, das geschafft zu haben."

Jordyn hört gebannt zu und beneidet das Mädchen um diese Erfahrung. Früher hat er gern alles erklommen, das größer war als er selbst. Und noch vor einem Jahr hat sein Bruder ihn oft auf kleinere Touren mitgenommen. Aber aus irgendeinem Grund haben diese Ausflüge nachgelassen.
"Du sicherst dich doch gut ab, wenn du klettern gehst, hoffe ich." Lizas ernsthaft besorgter Blick mustert zuerst Ellie, dann Jadyn. Zwei verunglückte Kinder sind mehr, als sie ertragen kann.
"Ich bin sicher, Ellie achtet auf sich." Patrick legt liebevoll den Arm um seine Frau und drückt sie sanft an sich.
"Natürlich. Wir hatten richtiges Equipment dabei. Und ich war da ja auch nicht alleine.", bestätigt Ellie. Diese Liza macht sich wirklich viel Sorgen um ihre Kinder. Gibt sie sich vielleicht die Schuld an Jordyns Blindheit? Und ist deshalb so streng mit ihren Kindern, bevor noch mehr passiert? Doch da Ellie nicht weiß, wie Jordyn erblindet ist, kann sie das auch nur schwer beurteilen.
"Gut.", nickt die mehrfache Mutter mit einem gequälten Lächeln.
"Ich hab auch noch was für dich, Blue. Aber das ist oben." Er steht auf und nimmt Ellies Hand, um sie mit sich zu ziehen.
Oben angekommen, öffnet er seine Zimmertür, lässt dem Mädchen den Vortritt und schließt hinter sich.
Neugierig sieht sich Ellie im Zimmer um. Bei der Party war sie ja nur im Keller. Das Zimmer hat sie noch nie gesehen. Es ist schlicht eingerichtet, mit einem Grafiktablett auf dem Schreibtisch und einem Bett.. aber sogar ein Teleskop ist vorhanden. Lächelnd streift die Blauhaarige mit den Fingern drüber. Dann sieht sie wieder zu Jadyn zurück. Sie ist schon neugierig auf das Geschenk.

Der Teenager geht auf die Knie und zieht etwas unter dem Bett hervor, geht um die Möbel herum auf die andere Seite und reicht Ellie das schlecht eingepackte Geschenk. Es ist flach und legt nahe, dass es sich ebenfalls um eine Leinwand handelt.
Jadyns Herz schlägt kräftig. Etwas nervös, aber sehr erwartungsvoll beobachtet er sie, während sie es auspackt.
Ellie muss lachen, als sie erkennt, dass es ebenfalls eine Leinwand ist. "Da hatten wir wohl eine ähnliche Idee!", grinst sie und reißt das Geschenkpapier auf, "Zwei Dumme, ein Gedanke." Sie schaut sich das Motiv an. Das zeigt Jadyns Portrait bis zur Hüfte, wie er frech grinst. Aber das Beste ist, dass er dabei nackt ist und mit seinem Finger den Bildbetrachter kokett zu sich hin zu locken scheint. Da wird Ellie dann doch ein wenig rot, doch sie kann ihren Blick auch nicht abwenden. "Sexy.", sagt sie schließlich grinsend.
Jadyn lacht leise, zieht sie mit einer Hand am Saum ihres Oberteils näher zu sich, während er mit der anderen die Geste vom Gemälde nachmacht.



Ellie grinst nervös. Sie setzt sich neben Jadyn, weiß aber nicht, was sie nun sagen soll.
Er legt seine Hand in ihren Nacken und küsst sie. Zuerst sanft, dann inniger und stürmischer. Seine zweite Hand legt sich in Ellies Rücken. Mit dem Oberkörper drückt er sanft gegen sie, so dass sie langsam immer weiter in die Horizontale gerät.
Ellie lässt sich die Küsse gefallen, doch sie ist noch nicht bereit, auch einen Schritt weiter zu gehen. Sie dreht sich jedoch um, um Jadyn auch ihrerseits einen Kuss zuzuhauchen.
Der Teenager versucht seine Enttäuschung zu verbergen. Obwohl er durchaus Erfahrungen mit Mädchen hat, ist Ellie die erste, mit der er eine richtige Beziehung eingeht. Ihr Zögern überrascht ihn nicht, doch hatte er gehofft, sie könnte sich einfach gehen lassen, wenn er das Tempo etwas anzieht. Die Stirn auf ihre Schulter abgelegt, atmet er ihren Duft ein und hofft inständig, seine unerwiderte Erregung lässt schnell nach. Schließlich küsst er sie ein weiteres Mal sanft auf die Wange und räuspert sich. "Ich gehe mal eben duschen.", murmelt er halb verlegen und wendet sich von ihr ab. Als er das Zimmer verlässt, achtet er darauf, ihr nur den Rücken zu zeigen.
Ellie sieht ihm nachdenklich nach. Sie ist ihm dankbar dafür, dass er sie nicht dazu drängt, auch weiter zu machen. Ihr ist klar, dass er selbst nicht die selben Hemmungen hat wie sie.



Als er zurück kommt, setzt er sich mit etwas Abstand neben sie. "Also, Blue, worauf hast Lust? Wir könnten zocken oder wir gehen runter. Jor spielt zu Weihnachten immer ein kleines Privatdkonzert. Früher haben wir ja Filme gesehen, aber seit ihm das nichts mehr bringt, dürfen wir anderen das auch nicht mehr." , erklärt er mit genervtem Unterton.
"Was hast du denn zum Zocken da?", fragt Ellie neugierig. Aber sie hat Jordyn ja bereits am Klavier gehört und hätte mehr Lust darauf, etwas mit dessen Bruder zu machen.
Er grinst schief. "Guck mal da rechts im Schrank. Ist zu viel zum Aufzählen."
Ellie sieht sich in dem Schrank um. Sie findet einige Spiele, die sie gar nicht kennt. Es gibt jedoch auch bekannte: z.B. ist auch Monopoly vorhanden. Eigentlich mag sie das Spiel, aber das dauert ihr gerade zu lange. Sie sucht weiter. Ein Standard-Set Skat-Karten ist da, was ja ebenfalls eine große Variation an Spielmöglichkeiten bietet. Am Ende entscheidet sie sich aber für Kniffel. Das Spiel ist simpel genug, ohne dass man groß nachdenken muss, und es macht ihr Spaß.
Jadyn ist überrascht über die Auswahl, nickt ihr dann aber zu. "Habe ich seit Jahren nicht gespielt.", schmunzelt er. "Eigentlich ... zuletzt mit meiner Oma." Unter dem Bett zieht er eine Holzplatte hervor und legt sie in die Mitte des Bettes. "Dann mach mich mal fertig, Blue.", grinst er.
Die Blaue bemerkt, dass Jadyn überrascht ist. "Nicht deine erste Wahl, wie? Du kannst gerne einen Alternativvorschlag machen, wenn du was anderes spielen willst. Aber was hättest du denn stattdessen für ein Spiel erwartet?" Aber dann grinst sie.
"Das ist es nicht." Er schenkt ihr ein aufrichtiges Lächeln. "Die Auswahl ist gut." Der Teenager greift nach einem der Blöcke und holt zwei Stifte vom Schreibtisch. "Du fängst an."
Ellie würfelt. Sie hat Glück. "Wow, das nenn ich einen guten Anfang!", sagt sie, als sie die Punkte bei der Großen Straße einträgt.
Als das Spiel endet, hat Ellie haushoch gewonnen. "Ha, so macht man das!", neckt sie Jadyn lachend.



Die beiden spielen noch einige Runden, und gehen nicht nur Kniffel, sondern auch andere Spiele an. Ellies Glückssträhne hält nicht den ganzen Abend an, aber das stört sie nicht weiter. Der Spaß ist das Wichtigste.
Doch schließlich wird es spät. Eine Übernachtung war nicht eingeplant gewesen, und so holt sich Ellie auf dem Rückweg nach Hause noch Toby von den Kamrads ab, die ihr auch gleich ihr Weihnachtsgeschenk überreichen. Dann macht sie sich auf den Heimweg.

(in Zusammenarbeit mir @Murloc )

Ellie geht nach >>> Windenburg Nr. 11 - Wohnung von Jordyn und Tania
Jadyn geht nach >>> San Myshuno Nr. 7 - Haus der Geschwister Hawk (3)


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