Jadyn - letzter Post
Charaktere: Tania, Jordyn, Jadyn, Patrick, Liza
Titel: Wahrheit und Trug
Tania kommt frisch geduscht, angezogen und mit nassen Haaren in Jordyns Zimmer. Überrascht findet sie den Raum leer vor. Wo ist er? Sie verlässt sein Zimmer und geht nach unten. Da hört sie auch schon die Klänge der Musik. Natürlich, das Klavier!
Der Musik folgend findet sie Jordyn vor.
[[File:grafik.png|none|fullsize]]Der Teenager ist so in seine Musik vertieft, dass er nicht bemerkt, wie sich Tani nähert. Sein Oberkörper bewegt sich leicht zu den Klängen und je mehr das Stück voran schreitet, desto mehr scheint er in einer anderen Welt zu sein. Bis seine Finger schließlich ruhig auf den Tasten liegen bleiben. Einige Sekunden vergehen, bevor Jordyn den Kopf einige Zentimeter zum Raum dreht. Er kann ein leises Atmen hören.
"Tani?" -
"Wunderschön." Sprachlos von der Musik, geht sie auf ihn zu, betrachtet das Klavier und verbleibt in ihrer Position.
"Eins meiner Lieblingsstücke.", sagt er mit seligem Lächeln im Gesicht.
"Verständlich." Eine Hand legt sie auf seine Schulter.
"Du hast wirklich Talent." -
"Die Musik lässt mich vergessen." Jordyn fährt mit den Fingern über die Tasten, bevor er den Deckel herunter klappt.
"Also,", er dreht sich zu seiner Besucherin herum. Sie duftet angenehm frisch.
"Was möchtest du tun?"Kurz überlegt sie, hat aber auch keine Idee. Daher spricht sie ein anderes Thema an.
"Trinkst du mittlerweile regelmäßiger Alkohol?" Sie denkt an den letzten Abend im Keller nach.
"Nicht genug.", schmunzelt er. Wenn seine Mutter mitbekäme, dass er etwas trinkt, würde er eine ihrer gutgemeinten Standpauken zu hören bekommen.
"Ich bring nächstes Mal welchen mit, wenn ich bei dir übernachte.", schlägt die Teenagerin vor. Jordyn lacht.
"Und dann? Willst du mich abfüllen?" Auch sie muss lachen.
"Sowas in der Art." Zwar hat Tania sich vorgenommen, nicht mehr mit Alkohol zu übertreiben, aber ganz verzichten möchte sie auch nicht.
"Du machst mich direkt neugierig."Grinsend sieht sie sich um.
Ob hier irgendwo ein Alkoholschrank ist?.. Na, wenns wirklich zugänglich wäre, hätte Jadyn bestimmt schon alles weggetrunken.
Oder im Partykeller vielleicht? Schnell schüttelt sie ihre Gedanken wieder ab. Da fällt ihr wieder ein, dass sie heute morgen doch jemanden hat reden gehört mit Jordyn. Die Neugierde packt sie nun wieder, wenn auch recht unangebracht. Doch direkt ansprechen will sie die Szenerie auch wieder nicht.
"Sag mal, dein Bruder und Du, ihr seid doch Zwillinge. Habt ihr auch so eine besondere Verbindung zueinander wie man immer sagt? Man fühlt, was der andere fühlt und sowas?"[[File:grafik_2.png|none|fullsize]] "Bedingt, ja. Das ist schwer zu beschreiben. Es ist wie eine Art Bauchgefühl." Bauchgefühl? Interessant. Solch eine Verbindung hat sie zu ihren Geschwistern nicht. Abgesehen davon, dass ihr kleiner Bruder sowieso in einer anderen Welt lebt, ist ihre kleine Schwester einfach nur nervig.
"Ach ja, da fällt mir ein." Ihre Neugierde ganz verschleiern kann sie doch nicht.
"Heute morgen hatte ich jemanden im Flur sprechen gehört. War das Jadyn?" -
"Ja, wir sind uns im Flur über den Weg gelaufen.", erklärt der Blinde.
"Achso, schön schön.", sagt sie nur.
Du benimmst dich echt lächerlich. Nur weil du deinen Namen vermutlich hast gehört, muss es nicht heißen, dass sie über dich gesprochen haben. Selbstzweifel machen sich breit.
Hoffentlich spricht Jadyn nicht negativ über mich vor Jordyn. Sie versinkt in ihren Gedanken.
Er kann sich denken, dass sie neugierig ist, sollte sie ihren Namen gehört haben. Er mag Tania aufrichtig und er will nicht, dass sie sich schlecht fühlt. Ist es klüger, ihr die Wahrheit zu sagen oder sie im Dunkeln zu lassen? Inzwischen hat auch sie mitbekommen, dass Jadyn nicht immer nur der charmante Mädchenschwarm ist. Aber schlecht über seinen Bruder reden? Das bringt er nicht übers Herz. Gedanklich ist er hin und her gerissen.
"Wieviel hast du verstanden?", fragt er deshalb zögerlich.
Oh, oh. Überrascht sieht sie ihn an. Damit hat sie wirklich nicht gerechnet.
"Kannst du meine Gedanken lesen?", fragt sie unsicher.
"Dieser Gedankengang ist irgendwie offensichtlich.", gesteht er.
"Ich wusste nicht, dass du uns gehört hast. Sonst hätte ich es dir gleich erklärt."Jetzt fühlt Tania sich schlecht.
"Es tut mir Leid, Jordyn." Ihr schlechtes Gewissen plagt sie, also spricht sie Klartext.
"Ja, ich habe euch gehört, aber nur Bruchstücke. Ich wollte nicht unverschämt sein und dich direkt fragen, aber ich bin auch neugierig und habe irgendwie Angst. Sorry." Sie nimmt seine Hand.
"Bitte nicht böse sein." -
"Wie könnte ich das?" Ein herzliches Lächeln legt sich auf sein Gesicht. Er mag das Gefühl ihrer Hand in seiner. Es ist warm und irgendwie vertraut.
Erleichtert atmet sie auf.
"Also was ich verstanden habe, ist glaub ich mein Name. Aber der Rest ist mir nicht schlüssig. Vielleicht ging es ja auch gar nicht um mich, aber im Moment bin ich total empfindlich. Weiß auch nicht so Recht." -
"Das ist doch verständlich." Er legt seine andere Hand auf ihre, die damit von seinen Händen umschlossen ist. Einen kurzen Moment sucht er nach Worten, die der Unterhaltung gerecht werden, aber auch niemanden in ein schlechtes Licht rücken.
"Jay fragte ... nach unserer ... Beziehung zueinander. Ich sagte, wir sind Freunde und ..." Der Teenager stockt kurz und schluckt schwer.
"Du musst verstehen, wenn Jadyn manchmal fragwürdige Sachen sagt, dann nicht, weil er ein schlechter Kerl ist."Er lässt Tanias Hand los und streicht sich die Haare aus dem Gesicht.
"Ich bin nicht der Einzige, den meine Blindheit betrifft. Jadyn hat das auch schwer getroffen. Er gibt es zwar nicht zu, aber ..." Jordyn richtet seinen leeren Blick zur Decke. Wie soll er nur all diese Gemütszustände kurz und in wenigen Sätzen erklären?
[[File:grafik_3.png|none|fullsize]]"Wir haben früher alles zusammen gemacht. Wir waren wie siamesische Zwillinge, nur dass wir getrennte Körper hatten. Aber wir waren immer zusammen. Und dann hat sich alles geändert. Ich war depressiv und hilflos, meine Mom wurde eine Glucke für mich und Jadyn hat wegen jeder Kleinigkeit die Verantwortung übernehmen müssen. Er ist wütend und vermutlich auch verletzt, aber er ist zu stolz, das zu zeigen. Darum wird er manchmal etwas ... unfair. Und dann sagt er Sachen, die verletzend sein können." Jordyn sucht Tanis Hände, um sie wieder halten zu können.
"Ich weiß, das ist schwer. Aber versuch, es ihm nicht übel zu nehmen."Interessiert hört sie dem Freund zu. Sicherlich war das eine schwere Zeit, die vieles verändert hat bis heute.
"Ich verstehe. Ich versuche das zu beherzigen. Weißt du, ich hatte nur Sorge, dass er irgendwas negatives sagt und du vielleicht doch nicht mehr mit mir befreundet sein willst." Obwohl ihr eigentlich bewusst ist, dass das Schlimmste, was ihr bisher widerfahren ist bzw. was sie gemacht hat, Jordyn sowieso schon weiß.
"Ich habe meinen eigenen Kopf, Tani. Und ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Es ist mir egal, was andere sagen."Erneut atmet sie erleichtert aus. Sie löst ihre Hände und steht auf.
"Danke Jordyn." Diese Worte hat sie sicherlich schon oft gesagt in letzter Zeit, aber sie kann nicht damit aufhören. Da er ihren Gesichtsausdruck, ihre Mimik nicht sehen kann, legt sie ihre Hand auf seine Schulter, setzt sich auf seinen Schoß und umarmt ihn fest.
"Du bist mir in der letzten Zeit echt wichtig geworden. So ein Freund wie du es bist, das ist unbezahlbar."[[File:grafik_4.png|none|fullsize]]In diesem Moment öffnet sich die Haustür und nur eine Sekunde darauf steht Liza mit vor Erstaunen geweiteten Augen im Raum.
"Jordyn ..." Ihrem Tonfall nach, weiß sie selbst nicht genau, ob sie entsetzt oder belustigt sein soll. Als Patrick neugierig um die Ecke schielt, macht sich auf dessen Gesicht ein amüsiertes Grinsen breit. Erschrocken steht Tania schnell auf.
"Guten Tag Mister und Misses Lamont." Sie lächelt unsicher.
"Lasst euch nicht stören.", lacht Patrick. Er ist froh, dass Jordyn endlich Interesse an Mädchen zu entwickeln scheint. Insgeheim hatte er bereits angefangen, sich Sorgen zu machen, dass Lizas Hätschelei tiefe Spuren in seinem Sohn hinterlassen könnten.
Verlegen schaut die Teenagerin den Vater an.
"Jordyn erzählte mir, Sie waren heute ehrenamtlich aktiv." Sie versucht das Thema zu wechseln, damit seine Eltern nicht auf falsche Gedanken kommen.
"Das stimmt." Patrick geht in die Küche, um sich einen Kaffee zu holen.
"Wir sind schon viele Jahre dabei. Schon bevor die Jungs geboren wurden." Er kommt ins Wohnzimmer und setzt sich auf einen der Sessel. Liza hat inzwischen ihre Jacke abgelegt und betrachtet das Mädchen mit einem schwer zu deutenden Blick. Zuerst wirft Tania sich Jadyn an den Hals und nun sitzt sie auf Jordyns Schoß ... Die Mutter weiß nicht so recht, was sie davon halten soll. Eigentlich wirkt die Teenagerin nett und umgänglich. Sie ist höflich und wohlerzogen. Aber stille Wasser sind tief und möglicherweise ist es klug, sie im Auge zu behalten.
[[File:grafik_5.png|none|fullsize]]Tania entspannt sich.
"Das ist sehr bemerkenswert. Es gibt sicherlich ein befriedigendes Gefühl, anderen Menschen helfen zu können. Jetzt weiß ich auch, woher Jordyn seine Hilfsbereitschaft hat." Anerkennend legt sie ihm ihre Hand auf den Arm.
"Ach weißt du, ... Man hat nur begrenzt Einfluss auf seine Kinder. Man versucht, ihnen Werte zu vermitteln und sie zu guten Sims zu erziehen. Aber es gibt so viele Einflüsse, die man nicht unter Kontrolle hat. Es ist und bleibt ein Glücksspiel." Mit Stolz in den Augen betrachtet der Vater seinen Sohn.
"Kinder zu haben ist das Schönste und das Schmerzvollste, was dir in deinem Leben passieren kann. Überleg dir diesen Schritt gut." -
"Was du da wieder redest." In Lizas amüsierter Stimme schwingt eine leichte Verärgerung mit, die Jordyn aufhorchen lässt. Seine Mutter ist es gewohnt, freundlich zu bleiben, doch etwas an der Situation missfällt ihr gewaltig. Als sie in der Küche verschwindet, beschließt er, ihr zu folgen.
Auf Patricks Satz möchte die Teenagerin lieber nicht antworten. Wenn er wüsste. Kurz schaut sie Liza und Jordyn nach, dann sieht sie zu Boden. Der Familienvater beobachtet das Mädchen. Er mag es, wenn die Jungs Freunde zu Besuch haben. Gerade, wenn es weibliche Freunde sind. Es gibt ihm ein Gefühl von Ballace. Liebevoll denkt er an die kleine Nora zurück. Wie sie wohl heute wäre?
"Tani,", er beugt sich etwas nach vorn, um leiser zu sprechen,
"ich bin nicht dein Vater, aber du kannst jederzeit herkommen und mit mir reden, wenn dich etwas belastet. In Ordnung?" Positiv überrascht schaut sie auf.
"Danke, das ist lieb." Ihrem eigenen Vater kann sie nicht mehr vertrauen. Wenn Patrick genauso lieb ist wie sein Sohn, dann könnte sie sich ihm sicherlich eines Tages anvertrauen.
-Einige Zeit später –Es ist bereits dunkel, als Jadyn das Elternhaus erreicht. Er tritt ein und nimmt den Duft von Abendessen wahr. Dann kommt er gerade rechtzei-
Was? Tani ist immer noch da? Schlagartig sinkt seine Laune.
Wohnt die jetzt hier? Es ist eine Sache, wenn sie zu Besuch ist. Immerhin hat sie dem Teenager im letzten halben Jahr einige schöne Stunden beschert. Aber dass sie sich jetzt scheinbar über Jordyn in die Familie schleicht, nimmt er ihr übel. Was will sie von seinem Bruder? Ist sie neugierig, wie ein Blinder sich im Bett anstellt? Ist er selbst ihr nicht mehr gut genug? Sie war doch mit seiner Leistung immer zufrieden - zumindest hatte es den Anschein. Es wurmt ihn, dass sie mit den Brüdern spielt. Vermutlich ist das ihr nächstes Level. Wenn man mit siebzehn Jahren schon die ganze Schule durchgenommen hat, braucht man scheinbar neue Herausforderungen.
"Abend allerseits.", begrüßt er die Runde mit freundlich-neutralem Tonfall, bevor er sich an den Tisch setzt.
"Du bist ja noch da?", richtet er sich dann an die Besucherin.
"Hast du kein eigenes zu Hause?" Die Teenagerin begrüßt Jadyn. Doch das Lächeln vergeht ihr nach seiner letzten Frage.
"Haha.", sagt sie nur kurz und weicht seinem Blick aus.
"Tania ist unser Gast." Liza schaut ihren Sohn streng an. Sie hat sich immer bemüht, ihren Kindern Höflichkeit beizubringen. Aber Jadyn hat von Zeit zu Zeit seinen ganz eigenen Kopf.
"Sie hat Probleme mit ihren Eltern und wir helfen gern." Jadyn schnaubt abfällig.
Probleme. "Wahrscheinlich ist ihren Eltern einfach peinlich, dass sie die ganze Schule durchbumst. Kein Wunder, dass sie sich hier bei der blinden Jungfrau versteckt." Liza starrt Jadyn an. Dann springt ihr Blick zu Tania, die ebenso erstarrt wirkt. Patrick legt sein Besteck auf dem Teller ab.
"Entschuldige dich.", sagt er mit bedrohlich ruhiger Stimme.
"Wofür? Sie ist doch das Fl*ttch*n und nicht ich." Der Vater schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch.
"Ich sagte, du sollst dich entschuldigen." Am Tisch herrscht eisige Stille.
[[File:grafik_6.png|none|fullsize]]Jadyn steht auf und geht Richtung Tür, schnappt seine Jacke und verschwindet. Geschockt von Jadyns Verhalten sieht Tania zu Boden. Sie ist sprachlos und traut sich nicht, sich zu bewegen. Einige negative Kommentare ist sie ja bereits gewohnt.
Die ganze Schule.. Aber scheinbar wissen in der Schule schon alle Bescheid.
Ob Artjom doch was gesagt hat? Eigentlich wollte sie hier heute noch bleiben, aber unter diesen Umständen würde sie am liebsten einfach nur weg. Weit weg. Und nie wieder zurück kommen. Irgendwo hin, wo sie keiner kennt. Die Stille im Raum macht es ihr nicht gerade einfacher. Im Kopf legt sie sich ein paar Worte zurecht, wie sie gleich ohne weiteren Ärger der Situation entkommen kann.
"Ist ... das wahr?" Liza ist sichtlich entsetzt.
"Mom, das ist doch -" -
"Hast du mit diesem Mädchen...?", unterbricht die Mutter ihren Sohn. Doch sie wartet nicht auf eine Antwort und schaut wieder Tania an.
"Bist du nur hier, um dich zu verstecken? Hast du mit Jordyn...? Wolltest du..." -
"Liza, beruhige dich." Patrick sieht seine Frau eindringlich an. Dass Jadyn mit Tania geschlafen hat - vermutlich mehrmals, war ihm schon vorher klar. Dass sie allerdings den Ruf des Schulfl*ttch*ns hat, überrascht auch ihn.
"Verlasse mein Haus." Lizas Augen glänzen vor Zorn und ihre Stimme klingt zitterig.
"Mom, ..." -
"Hast du das gewusst?", fährt sie jetzt Jordyn an.
"Liza. Das spielt doch keine Rolle." -
"Ich will, dass sie mein Haus verlässt." Die Mutter spricht nun lauter und energischer. Patrick sieht nun sorgenvoll zur Besucherin.
"Du kannst bleiben, wenn du willst."Ohne jemanden anzusehen, steht Tania auf.
"Ich wollte sowieso gerade gehen, danke für die Gastfreundschaft." Sie schluckt.
"Ich packe meine Sachen zusammen und bin dann weg." Bevor jemand etwas sagen kann, geht sie schon in Richtung Treppe. Beschämt von der Offenbarung ihres Treibens zittert sie und hält sich die Tränen zurück.
Jetzt nicht, erst später, wenn du alleine bist.Jordyn steht auf, um ihr hinterher zu gehen.
"Du bleibst hier!", keift Liza.
Der erste Impuls lässt den Jungen tatsächlich stehen bleiben, doch dann geht er weiter und verschwindet im oberen Stockwerk.
"Wie kannst du es wagen, ...", hört er noch seine Mutter schimpfen,
"... Integrität zu untergra-...." Jordyn öffnet die Tür und hört seine Freundin hektisch herumwühlen.
"Tani. Bitte, setz dich. Lass uns darüber reden."Sie hält ihre Hand hoch, bis ihr wieder einfällt, dass er das ja gar nicht sehen kann.
"Nein, es gibt nichts mehr zu reden. Unrecht hat dein Bruder ja nicht. Wahrscheinlich würde ich genau so reagieren, wie deine Mutter." Rasch schmeißt sie ihre Klamotten vom Bett in die Tasche und schließt ruckartig den Reißverschluss zu.
"Ich möchte nicht, dass du Ärger wegen mir bekommst. Das bin ich nicht wert." Ich bin überhaupt nichts wert."Es ist mir egal, was sie sagt. Für dich nehme ich jeden Ärger gern in Kauf. Ich will nur, dass es dir gut geht." Er geht ein Stück auf sie zu, bis seine Hand ihre Schulter berührt. Sanft dreht er sie zu sich herum und nimmt ihr Gesicht in beide Hände.
"Tani, wir schaffen das. Wir kriegen das hin. Bitte, lass mich nicht allein."[[File:grafik_7.png|none|fullsize]]Seine Worte berühren sie und ihre Tränen brechen aus ihr heraus.
"Jordyn, ich..." Der Kloß im Hals wird immer größer.
"Ich werde immer da sein." Ihre Hand legt sie auf seinen Brustkorb, an der Stelle seines Herzens.
"Aber heute... sollte ich besser gehen, bis sich die Gemüter beruhigt haben."Der Teenager blinzelt einige Male. Auch seine Augen füllen sich mit Tränen. Es zerreißt ihm das Herz, ihre Traurigkeit zu spüren.
"Dann nimm mich mit.", sagt er entschlossen.
Ihn mitnehmen? Hat sie das richtig verstanden? Er würde mit ihr gehen?
"Wie.. wie..", stottert sie vor sich her.
"Wie meinst du das?""Ich weiß, ich bin eine Last. Aber ich ..." Er stockt. Soll er ihr wirklich die Wahrheit sagen? Was er für sie empfindet? Was, wenn er sie damit verschreckt? Sie hat so eine schwere Zeit und braucht nicht noch jemanden, der sie bedrängt.
"Ich mag dich, Tani. Ich bin gern mit dir zusammen. Und ich denke, dass wir gut füreinander sind." Er legt seine Hand auf ihre an seiner Brust. Sie muss seinen aufgeregten Herzschlag spüren.
"Hier bin ich doch nur ein Gefangener." Er schluckt einen kräftigen Brocken herunter.
"Wo auch immer du hingehst, möchte auch ich sein."Es tut ihr unglaublich gut zu wissen, dass sie einen Sim in ihrem Leben hat, der sie unterstützt in all ihrem Tun. Nicht im Traum hätte sie daran gedacht, dass nach allem was passiert ist, insbesondere ihrer schlechten Entscheidungen, eine Belohnung in Form von Jordyn zu erhalten.
"Womit habe ich dich verdient?", fragt sie ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
"Hör zu." Ihre freie Hand legt sie an seine Wange.
"Du bist keine Last, ganz im Gegenteil. Ich überlege mir, inwieweit ich dich hier heraus holen kann. Nach Hause will ich nicht mehr, das weißt du. Vielleicht können wir unsere WG-Idee von neulich ja doch irgendwie umsetzen." Dann käme ich auch wieder gerne nach Hause. "Vertraust du mir?", fragt sie mit einem entschlossenen und doch angespannten Tonfall.
"Natürlich. Ich würde dir mein Leben anvertrauen."Daraufhin gibt sie ihm einen Kuss auf die Wange.
"Das geht mir genauso." Ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Für eine kurze Zeit ist das Negative von eben vergessen.
"Was meinst du, kriegt sich deine Mutter wieder ein?" Kurz hält Jordyn den Atem an, als Tanias Lippen seine Haut berühren. Sie riecht wie ein sonniger Blumengarten.
"Ja, keine Frage.", sagt er, nachdem er sich wieder gesammelt hat.
Gut. "Dann sag mir einfach Bescheid, wenn es hier wieder ruhiger zugeht. Ich komme so schnell wie möglich wieder." Ob sie wirklich wieder nach Hause gehen will? Darüber will sie sich in diesem Moment keine weiteren Gedanken machen. Wenn sie gleich unterwegs ist, würde sie sich das nochmal genau durch den Kopf gehen lassen.
[[File:grafik_8.png|none|fullsize]]Traurigkeit packt Jordyn. Doch er will es Tania nicht noch schwieriger machen. So würgt er sein Gefühl herunter, wie er es damals tat, um für seine Mutter stark zu sein. Jordyn lehnt sich nach vorn und umarmt Tania fest.
"Versprich mir, dass das nicht unser Ende ist.", flüstert er.
Unser Ende? Diese Wortwahl kann die Jugendliche nicht wirklich einordnen, schließlich hat sie nicht vor, ihn als Freund zu verlieren.
"Bis bald, Jordyn." Sie streicht über seine Hand, bevor sie ihre Tasche nimmt und das Zimmer verlässt.
Als sie die Treppe herunter geht und vor der Haustür steht, blickt sie sich um. Kurzerhand entschließt sie sich doch noch zu Jordyns Eltern zu gehen.
"Mister und Misses Lamont?" Liza steht mit verschränkten Armen und finsterem Blick an der Küchenzeile angelehnt, während Patrick eher verzweifelt wirkt. Offensichtlich haben die beiden sich bis gerade eben ein Wortgefecht geliefert. Patrick dreht sich zu Tania um und mustert sie besorgt.
"Ja, Tani?""Ich wollte mich entschuldigen für die unangenehme Situation und Ihnen nochmals für Ihre Gastfreundschaft danken. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Meine Sachen sind gepackt, ich gehe jetzt. Einen schönen Abend noch." Gezwungen lächelnd, als auch unsicher sieht sie die Eltern an.
Liza setzt zu einer Antwort an, doch ihr Mann hebt die Hand und schneidet ihr damit das Wort ab.
"Ich bringe dich noch raus.", sagt er zu Tania und führt sie - mit einer Hand auf ihrer Schulter - zur Tür. Draußen angekommen, nimmt er ihr die Tasche ab und stellt sie auf den Boden. Einen kurzen Moment überlegt er, wie er sich ausdrücken möchte, legt dann beide Hände auf ihre Schultern und sagt:
"Ich entschuldige mich bei dir. Für meinen Sohn und meine Frau." Der Familienvater seufzt und schüttelt unglücklich mit dem Kopf.
"Ihr Jungen Leute habt es heutzutage gar nicht leicht. Ich kann, will und werde nicht über dich urteilen, Tani. Ich bitte dich nur, auf dich aufzupassen. Du bist ein sehr nettes Mädchen. Und der Rest geht keinen etwas an. Das Angebot steht. Wenn du ein offenes Ohr brauchst - oder andere Hilfe - dann komm her." Überrascht über seine Worte, sieht sie ihn traurig an.
"Danke. Sie sind echt in Ordnung.." Sie zeigt ein Lächeln, bevor sie weiter spricht.
"Im Moment kann ich mir wohl nur selbst helfen. Aber vielleicht.." Sie überlegt, ob sie das wirklich ansprechen soll.
"Ich glaube Jordyn kann seinen Vater jetzt gerade gebrauchen." Besorgt schaut sie zu Boden und nimmt ihre Tasche.
"Bis bald.", verabschiedet sich die Jugendliche und verlässt das Grundstück der Lamonts.
[[File:grafik_9.png|none|fullsize]]Tania - nächster PostJordyn, Jadyn, Patrick, Liza - nächster Post